Der ORF fasst heute eine Pressekonferenz zweier Ministerinnen und einer Staatssekretärin mit den Worten „Zuwanderung für Mordserie verantwortlich“ zusammen.
Stimmt das?
Der Standard liefert genaue Daten. Hier kurz und halbwegs übersichtlich zusammengefasst – „Beziehung zwischen Täter und Opfer bei Mord (inklusive Mordversuch)“:
Jahr | bekannt | familiär mit gem. Whng. | keine | familiär ohne gem. Whng. | andere | Summe |
2010 | 57 | 37 | 36 | 17 | 14 | 161 |
35,4 % | 23,0 % | 22,4 % | 10,7 % | 8,7 % | ||
2017 | 49 | 65 | 56 | 25 | 15 | 210 |
23,3 % | 30,9 % | 26,7 % | 11,9 % | 7,1 % |
Die Quelle des Standards sind dabei die Kriminalitätsberichte des Bundeskriminalamts – also höchst offiziell.
Die Zahl der Morde ist gestiegen: von 161 zu 210. Die Gewalt in unserer Gesellschaft nimmt offenbar zu.
Waren 2010 noch in der relativ größten Menge an Morden jene, bei denen eine „Bekanntschaft“ vorlag (mit über 35%), sind es 2017 mit knapp 31% jene, bei denen eine familiäre Beziehung in der gleichen Wohnung vorlag. Die Zahl der Morde „ohne vorhergehende Beziehung“ ist zwar leicht gestiegen, dafür ist die Restkategorie „andere“ leicht gefallen.
Was lernen wir daraus? Die allermeisten Gewalttaten gegen Leib und Leben geschehen unter Bekannten bzw. in der eigenen Familie. Nicht so sehr „der Afghane im Park“ ist die Gefahr: eher der Ehemann / Onkel / Vater / Bruder. Bekanntschaft und familiäre Beziehung sind sowohl 2010 als auch 2017 das gefährlichste Umfeld für Morde und Mordversuche.
Aber es ist natürlich „praktisch“, eine gestiegene Anzahl von Morden den „Zuwanderern“ anzuhängen. Vielleicht „praktisch“, aber nicht richtig.
Ich möchte nicht missverstanden werden. Ich habe nichts dagegen, wenn Gewalttäter, die keine Staatsbürger sind, ausgewiesen werden. Ich lege aber Wert darauf, dass nicht die Beschuldigung schon ausreicht: es muss ein strafrechtlich korrektes Urteil vorhanden sein. Wenn wir das aufgeben, fällt das auf uns alle zurück. Das ist der erste Schritt zurück zur Lynchjustiz. VF arbeitet daran.
Wir sollten etwas für eine gerechtere Gesellschaft tun. Das wäre sinnvolle Prävention gegen Gewalt.