michael bürkle

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Michael Bürkle

„Zukunftsmusik“

Wieder einmal eine Rede zur Verteilung von Maturazeugnissen. Termin Sommer 19. Gehalten am 5. Juli


Liebe Maturantinnen und Maturanten! Liebe Familienangehörige und Freunde! Liebe Kolleginnen und Kollegen!

Die Gruppe Feste und Feiern hat den Abend unter das Motto „Zukunftsmusik“ gestellt. Da möchte ich mich zuerst einmal bei der Gegenwartsmusik bedanken: für uns spielt heute eine Studierende von uns, Frau Lisa Gritzner, mit Begleitung.

Das Thema Zukunftsmusik für eine Maturazeugnisverteilung ist mir nicht leicht gefallen. Ganz schön schwierig.

Jedenfalls gehen Sie, liebe Maturantinnen und Maturanten, dazu über, in Ihrem Leben das zu spielen, was bisher bloß Zukunftsmusik war. Sie holen Ihre Zukunft in Ihre Gegenwart. Sie haben die Matura bestanden. Ihr Leben mit Matura liegt vor Ihnen.

Ihre letzte Gegenwart bei uns waren Ihre Reifeprüfungen. 43 sind zum Haupttermin angetreten; 34 haben es geschafft. So einfach war die Sache also gar nicht. Daneben sind noch weit über 100 Studierende zu vorgezogenen Teilreifeprüfungen angetreten – das sind die MaturantInnen der nächsten Termine. Für die ist das noch Zukunftsmusik, aber die Zukunft beginnt halt auch schon in der Gegenwart.

8 KandidatInnen waren besonders erfolgreich: 3 ausgezeichnete und 5 gute Erfolge geben einen wohlklingenden Akkord zwischen Terz und Quint. Aber das ist eindeutig Gegenwartsmusik. Wir haben überhaupt viele ausgezeichnete Leistungen gesehen; wir haben aber auch einige Niederlagen einstecken müssen: KandidatInnen, die vor der Prüfung von der Prüfung zurückgetreten sind, oder deren Lernprozess sichtlich noch nicht abgeschlossen war. Ja, nicht alles ist in der Gegenwartsmusik harmonisch. Manchmal spielt das Leben auch sehr schräge Akkorde. Viele junge Leute tun sich heute schwer, ein größeres Kapitel Stoff zu lernen. Wir haben ein Fach für „Lernen lernen“, mit einer einzigen Semesterwochenstunde kann man nicht alle Probleme lösen. Die Zukunftsmusik muss da noch ein paar Instrumente zur Verfügung stellen.

Eine Kandidatin war in einer Mittagspause bei mir und wollte sich für den Nachmittag von der Prüfung abmelden. Ich hab sie dann mit dem Hinweis darauf, dass ihre Prüferin in Pension gehe, dazu überredet, doch anzutreten. Sie hat das dann mit „Gut“ bestanden. Manchmal spielt man die Instrumente besser, als man selber weiß. Das gilt in Gegenwart und Zukunft.

22 Frauen haben maturiert, 12 Männer. Die Gegenwart ist bei uns dominierend weiblich. Wie wird die Zukunftsmusik? Sie, liebe Kandidatinnen und Kandidaten, werden mit zu denen gehören, die mitbestimmen, welche Musik in Zukunft in Österreich gespielt wird. Schaffen Sie einen Abgesang auf die Klimaerwärmung? Ist das Zukunftsmusik? Ist die Zukunftsmusik die Melodie der Gleichberechtigung zwischen den Geschlechtern, den Hautfarben, den Religionen? Geht es in der Zukunftsmusik um einen richtig verteilten Rhythmus von betont und nichtbetont zwischen Nord und Süd, West und Ost? Welche Klangfarben werden wichtig? Bodenständige, nationale, internationale? Oder international-bodenständige? Cross-over gibt es schon in der Gegenwartsmusik. Ist die Zukunft immer cross-over?

Schräge Musik ist nicht immer schlecht. Was oft als Fehler klingt, muss kein Fehler sein. Fehler sind außerdem produktiv: man kann aus ihnen lernen. Alle, die es geschafft haben, haben aus ihren Fehlern schon gelernt. Ich gratuliere!


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