Die USA verzollen
„Weißes Haus: Zölle gegen Kanada, Mexiko und China kommen“, titelt ORF online gestern abend. Die EU ist noch nicht dabei; die Zölle gegnüber der EU werden aber nicht mehr lange auf sich warten lassen. Man kann und soll sich darauf vorbereiten.
Mit Mexico und Canada hätten die USA in der Nachfolge von NAFTA an sich das „United States – Mexico – Canada Agreement“ (USMCA), also wieder eine Art Freihandelsabkommen. Ob Trump 2.0 das ignorieren oder bewusst brechen will oder nur einseitig ein bisserl „aussetzen“ will, weiß er vermutlich selbst noch nicht.
Nachdem das erste Land gegenüber Zolldrohungen – Kolumbien – wohl oder übel nachgegeben hatte, hat sich Trump 2.0 mit Mexico und Canada zwei halbwegs vergleichbare Partner / Opfer ausgesucht. Canada ist von der Fläche her etwas größer als die USA; Mexico und Canada haben zusammen etwa 170 Millionen Einwohner; da sind die USA mit 345 Millionen zwar deutlich größer, aber die Größenordnungen sind vergleichbar. Mexico ist dicht bevölkert, Canada sehr dünn und die USA sind da mitten drin. Das BIP ist in den USA am größten; Canada ist nicht weit dahinter; Mexico liegt da eher abgeschlagen. Drei ungleiche Partner: oder drei sich an sich gut ergänzende Partner.
USA | Mexico | Canada | |
---|---|---|---|
Bevölkerung | 345 Mio (2024) |
129 Mio (2024) |
41 Mio (2023) |
Fläche (km2) | 9,16 Mio | 1,96 Mio |
9,98 Mio |
Bevölkerungs- dichte |
37,5/km2 | 66,1/km2 | 4,3/km2 |
BIP / Kopf | $ 80,4 | $ 13,8 | $ 53,2 |
Canada, Mexico und China haben bereits Gegen-Zölle angekündigt. Wie gesagt: ich fürchte mich nicht vor Zöllen an sich; die können auch Gutes bewirken, etwa das Eindämmen eines überdimensionierten globalen Handels – und damit ein Eindämmen von Treibhausgasen. Kolumbien sah sich gegenüber der US-Zolldrohung chancenlos; Mexico und Canada gemeinsam sind es nicht; China und die EU schon gar nicht.
Ich würde Canada und Mexico empfehlen, die nordamerikanische Freihandelszone NAFTA, den Vorläufer des USMAC, wiederzubeleben. Ich glaube, Canada und Mexico können sich gut ergänzen und US-Zolldrohungen gut gemeinsam aussitzen.
Für die EU gilt das erst recht.
Auf Isolationskurs
Trump 2.0 führt die USA auf Isolationskurs. Wenn sich alle anderen spalten lassen, kann Trump 2.0 erpressen. Wenn die anderen – auch nur in Teilen – solidarisch agieren, enden die USA in der Isolation, aus der sie sich zunächst wieder hinauswählen müssten. Kolumbien alleine ist erpressbar; es sollte sich vielleicht mit dem MERCOSUR assoziieren; der hätte da auch etwas davon.
Österreich wäre gegenüber einer Erpressung durch Trump 2.0 auf schwachem Posten. Als Teil der EU sind wir das nicht.