michael bürkle

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Michael Bürkle

Wie wichtig ist der Klimawandel?

Eine „Umfrage“…

Vor einigen Tagen habe ich in Ö1 gehört, dass eine Umfrage ergeben habe, dass der Klimawandel / der Klimaschutz / das Klima nur das 12.-wichtigste Thema für die österreichischen Wähler*innen sei. Das wichtigste Thema sei die Inflation. Am Abend hab ichs dann noch im Fernsehen als Bericht gesehen. Nicht nur ich: andere haben das auch gehört und gesehen.

Mich hat das sehr gewundert; ich konnte das nicht glauben.

Ich habe grad probiert, diese „Umfrage“ im Internet als Quelle zu finden. Keine Chance! Das Ding ist verschwunden; weg!

Andere Diagramme, andere Quellen

Heute sehe ich die folgenden Diagramme über die Wichtigkeit von Themen für Österreich. Sie stammen vom Politik- und Staatswissenschaftler Laurenz Ennser-Jedenastik, der an der Universität Wien lehrt. Sie sind das Ergebnis jahrelanger europäischer Forschungen.

 

Die Grafiken zeigen die Relevanz von Themen in mehreren europäischen Staaten im Wandel der letzten 20 Jahre. Die fett-blaue Linie steht für die österreichischen Ergebnisse. (Leider find ich momentan keine anderen Quellen als den Eintrag von Prof. Ennser-Jedenastik auf X. Deswegen hab ichs jetzt auch hier zur Verfügung gestellt.)

Und es zeigt sich: die für die österreichische Bevölkerung wichtigsten Themen sind offenbar (1) die Teuerung, (2) Umwelt und Klima, (3) die Zuwanderung und (4) die Wirtschaftslage – alle um oder über 20%; die Teuerung sogar über 40%. Alle anderen Themen – Steuern, Arbeitslosigkeit, Staatsschulden, Kriminalität, Wohnen, Gesundheit, Pensionen, das Bildungssystem liegen unter 20%.

Das kommt eher hin. Klar war die hohe Teuerung ein immens wichtiges Thema (über 60%); ihre Bedeutung geht aber bereits zurück, weil ja auch die Inflation schon deutlich zurückgeht. Umwelt und Klima sind da das zweitwichtigste Thema, etwa bei 22%.

Was lernen wir daraus?

Wenn uns jemand Umfrageergebnisse erzählt, die uns unglaubwürdig vorkommen: nach den Daten und der Methode der Umfrage nachfragen. Nichts einfach glauben. Auf solide Quellen setzen. Fakten checken. Keine kurzen Schlüsse ziehen. (Auch ohne böse Absicht können Umfrageergebnisse einfach falsch sein. Mit böser Absicht erst recht.)

Ich würde gerne noch was draus lernen: was die Menschen für wichtig oder weniger wichtig halten, hängt von der Fragestellung ab und von der Meinungsmache, der die Menschen ausgesetzt sind.


nette Zusatzquelle zur Wahl: ZiB2-Podcast zwischen Armin Wolf und Laurenz Ennser-Jedenastik


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Heribert.insam
Heribert.insam
1 Monat alt

Danke, sehr interessant!

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