michael bürkle

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Michael Bürkle

Wie weiter in Afghanistan?

Am 29.2.2020 unterzeichneten die USA und das „Islamische Emirat Afghanistan, das von den USA nicht als Staat anerkannt wird und als die Taliban bekannt ist“ („the Islamic Emirate of Afghanistan which is not recognized by the United States as a state and is known as the Taliban“) in Doha (Qatar) eine Vereinbarung über den völligen Truppenanbzug der USA aus Afghanistan und die Übergabe der Macht an die Taliban. Die Taliban sicherten da zu, dass sie dafür sorgen würden, dass von afghanischem Boden keine Bedrohung der USA entstehen werde, auch nicht duch Al-Kaida.

Das Abkommen wurde unter Trump geschlossen. Biden hat seine Erfüllung nur etwas verzögert. Das Abkommen umfasst ganze 4 Seiten und ist auf der web site des US-Außenministeriums einsehbar.

Das Abkommen kam über den Kopf der afghanischen Regierung zustande; auch Al-Kaida wurde nicht gefragt, auch die NATO-Verbündeten der USA nicht. Trump und die Taliban haben es abgeschlossen.

Die Textpassage „the Islamic Emirate of Afghanistan which is not recognized by the United States as a state and is known as the Taliban“ kommt im Abkommen 11 mal vor. Die USA haben unter Trump mit den Taliban verhandelt, haben sie als gleichberechtigte Verhandlungspartner akzeptiert und haben aber 11 mal ausgesprochen, dass sie sie (noch) nicht als „Islamisches Emirat“ akzeptieren.

Es ist völlig klar …

Meines Erachtens ist völlig klar, was geschehen ist und was passieren wird. Es war klar, dass der Staat Afghanistan das Land den Taliban zu übergeben hat; es war klar, dass es in absehbarer Zeit einen völligen Abzug des Westens geben wird. Der afghanische Präsident und das afghanische Heer haben eine relativ unblutige Variante gewählt und haben das sozusagen ziemlich unblutig „übergeben“.

Es ist klar, dass Afghanistan als Islamisches Emirat geführt werden wird, dass die „Gleichberechtigung der Frau“ existieren wird, aber nur so lange, so lange das der Scharia nicht widerspricht; dass es Demokratie geben wird, aber nur so lange, so lange das der Scharia nicht widerspricht; dass es Pressefreiheit geben wird, aber nur so lange, wie das der Scharia nicht widerspricht.

Afghanistan ist von den USA mit den Taliban in das Mittelalter zurückgeschickt worden (denn die Scharia ist Mittelalter). Das Problem dabei ist: was „die Scharia“ ist und sagt, bestimmen die islamischen Theologen, und die sind keineswegs immer einer Meinung. Der Islam kennt keine zentrale Autorität.

Was heißt das für uns?

Wir sollten dringend afghanische Menschen, die nicht ins Mittelalter zurückwollen – Ärzt*innen, Journalist*innen, Lehrer*innen usw. – „retten“, das heißt, bei uns „im Westen“ aufnehmen. (Es ist eine Schande, dass sich die österreichische Regierung da nicht beteiligt.) Die Taliban versprechen, sie ziehen zu lassen: daran werden sie sich halten, wenn sie wirtschaftliche Unterstützung bekommen. Wenn „der Westen“ das „Islamische Emirat“ isolieren und aushungern will, werden das die Menschen Afghanistans zu spüren bekommen, besonders jene, die nicht ins Mittelalter wollen.

Es wird im ländlichen Afghanistan noch mittelalterlicher zugehen als in den Städten, und auch in den Städten wird es im Verhältnis zu früher deutlich mittelalterlicher werden. Die USA unter Trump haben das unterzeichnet, ohne die afghanische Regierung einzubeziehen und Biden hält sich i.W. daran. Die Taliban haben versprochen, Al-Kaida in Afghanistan in Schach zu halten; und auch im „Islamischen Staat“ haben die USA und die Taliban einen gemeinsamen Feind.

Ein am 29.2.2020 abgekartetes Spiel.


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