Gestern war in der Zeit im Bild 2 des ORF Oberst Markus Reisner bei Armin Wolf zum Krieg Russlands in der Ukraine zu Gast. Wolf fragt nach dem Abnützungskrieg, der sich entwickelt hat, und Reisner wird dabei sehr deutlich:
Faktisch hat es – wie gesagt – der Westen in der Hand, und es hängt von der Unterstützung ab der Ukraine. Es gibt aus meiner Sicht drei mögliche Szenarien. Das eine Szenario wäre tatsächlich, die Ukraine bricht zusammen, die Streitkräfte, und es kommt zu einem Durchbruch der Russen, der möglicherweise am Dnjepr erst zu stehen kommt. Das andere Szenario wäre, die Ukraine bricht durch und kann die Russen zurückdrängen, was aufgrund der Ressourcenlage unwahrscheinlich ist, und ein drittes Szenario wäre eine Art Kompromiss, eine Art auch Diktatfrieden oder ein Waffenstillstand ähnlich zu Nord- und Südkorea, der sich an einer gewissen Linie definiert: optimalerweise an der Linie, die sich jetzt tatsächlich darstellt oder im schlimmsten Fall ebenfalls am Dnjepr. Das sind die drei Szenarien, die wir momentan erkennen. Alle hängen von den Ressourcen ab, die die Ukraine bekommt vom Westen.
Ich bin kein Militärexperte, aber ich sehe ein viertes Szenario. „Der Westen“ ist sich uneins: die USA sind in der Frage der Ukraine gespalten zwischen Republikanern und Demokraten; Europa ist gespalten zwischen verschiedenen „Lagern“, den Rechten und Rechtsextremen von Orban bis zur AfD und den Parteien, die mehr oder weniger klar die Ukraine untersützen wollen. „Der Westen“ zieht gleichzeitig in verschiedene Richtungen; die Resultierende dieser Kräfte ist ein laue Unterstützung der Ukraine; so lau, dass sie nicht gewinnen kann und nicht verlieren kann. „Der Westen“ sieht dem Krieg zu und sorgt – ohne dass das wirklich jemand will – dafür, dass der Krieg mit wechselnden Fronten immer weiter dauert.
Das ist kein schönes Bild; dieses Bild zeichnet ein geradezu beliebig verlängerbares Leid der ukrainischen Bevölkerung und eine wirtschaftliche Ausblutung sowohl der Ukraine als auch Russlands. Will das vielleicht doch jemand?