michael bürkle

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Michael Bürkle

Weisheit im „Tatort“

Am 22.10. brachten ARD und ORF gleichzeitig die Tatort-Folge 1247; sie trägt den Titel „Murot und das Paradies“.

Kommissar Murot (Ulrich Tukur) leidet an einer Depression und gerät über die Ermittlungen nach zwei obskuren Leichenfunden in ein „Paradies“, ein Labor, das Menschen eine ideale Welt vorspielt. In Wirklichkeit liegen sie in einer Wanne und werden künstlich ernährt. Das „Glück“, das sie spüren, ist nichts anderes als eine Manipulation des Gehirns.

Bevor Murot abtaucht, findet man ihn beim Psychiater, der ihn wegen seiner Depression behandelt. Da passiert (ungefähr bei 22:15) folgender Dialog zwischen dem Therapeuten („Th“) und dem Kommissar („K“):

Th: Was genau ist denn so beschissen?

K: Die Liste ist lang.

Th: Fangen Sie an.

K: Die Dummheit der Menschen. Die absurde Zerstörung der Natur. Grenzenlose Ungerechtigkeit.
Eine ganze Armada von narzisstischen Arschlöchern, die irgendwo Präsident sind und alles kaputt machen. Sinnlose Kriege, Hungersnöte; Kinder, die nie eine Chance haben; Gier, Ausbeutung, Korruption, Ignoranz.
Soll ich weitermachen?

Th: Sagen wir mal, das würde stimmen, was Sie sagen. Und wahrscheinlich tut es das sogar. Aber ist das wirklich, warum Sie meinen, nicht glücklich zu sein?

K: Nein.

Th: Aha. Warum dann?

K: Wenn ich das wüsste.

Selten eine so konzise Zusammenfassung der Lage des Planeten gehört. Nicht gerade ermutigend; eher deprimierend. Der Kommissar wird aber auch in der Glückswanne nicht glücklich.


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