1973 gab es in Österreich (und überhaupt in Europa) die sogenannte „Ölkrise“. Eigentlich war das nur eine Ölpreiskrise, weil relativ plötzlich der Erdölpreis gestiegen war.
Diese Ölkrise damals war eigentlich ein Nichts gegen das Gemenge an Krisen, mit dem wir heute konfrontiert sind: Klimakrise, Pandemie, Ukrainekrise, Wirtschaftskrise (z.B. Inflation), Welthungerkrise, globale Ungerechtigkeit. Trotzdem hat (z.B.) Österreich damals zu einem massiven Mittel gegriffen: für jedes Auto musste per „Pickerl“ ein „autofreier Tag“ deklariert werden. Am Mo / Di / Mi / Do / Fr / Sa / So durfte dann dieses Auto nicht fahren.
Ich schlage angesichts der viel gravierenderen Krisen heute – die m.E. alle zusammenhängen – ein ähnliches Mittel vor: jede Autonummer hat mindestens eine Ziffer; nehmen wir die erste: nach dieser Ziffer darf das Auto nur an „geraden“ oder „ungeraden“ Tagen in Betrieb genommen werden. Z.B.: Autos mit 1, 3, 5, 7 nur an Montagen, Mittwochen und Freitagen, Autos mit 2, 4, 6, 8 nur an Dienstagen, Donnerstagen und Samstagen. (Autos mit 9 nur an Sonntagen).
Öffentliche Verkehrsmittel (und natürlich Einsatzfahrzeuge) würde ich davon ausnehmen; E-Autos nicht.
Es ist mir klar, dass damit nicht eine wirkliche Halbierung des motoriserten Individualverkehrs erreichbar ist, sondern nur eine massive Eindämmung. Es wird Umgehungsmethoden geben, aber die Wirkung wäre enorm. Man könnte CO2 einsparen, wahnsinnig viel Geld ebenfalls (Fahrgemeinschaften!), wahnsinnig viel Treibstoffe – eine Maßnahme für den Klimaschutz, gegen die Inflation, gegen die Abhängigkeit von fossilen Brennstoffen und von Russland: fast nur Gewinner*.
Ich schlage vor, dass das mit einer Vorlaufzeit relativ bald umgesetzt wird, damit sich Menschen, deren Autonummer für die Verkehrseinschränkung in Anbetracht ihrer beruflichen Situation gänzlich ungeeignet ist, sich eine neue Autonummer zuteilen lassen können.
Warum ich E-Autos nicht ausnehmen würde, liegt an der Gesamtenergiebilanz von Elektrofahrzeugen.
Lit z.B.: Lesch, Harald (2022): Wie klimafreundlich sind E-Autos wirklich?
Es geht – kurz gesagt – nicht darum, motorisierten Individualverkehr auf Elektrizität umzustellen. Es geht darum, motorisierten Individualverkehr wesentlich zu reduzieren.
Energie ist zu billig Unser Wohlstand ist wesentlich durch billige Energie begründet. Zum Vergleich: Wenn ich dich bitte, mein Auto auf die Hungerburg zu schieben und das mit 10 Cent bezahle, zeigt man mir den Vogel. Für die Rückfahrt ins Tal biete ich dann 5 Cent. Das waren umgerechnet die Preise für elektrischen Strom und die aktuellen Netzkosten. Weltfremd, aber bis vor kurzem Realität. Es bestand daher kein Grund, Strom zu sparen. Konkrete Vorschläge bestanden darin, die Kühlschranktüre zu schließen, damit das Licht im Kühlschrank ausgeht. Plötzlich nähern sich die Preise für Energie der Realität an und sparen wird… Mehr »
Liebe/r „D.M.“,
vielen Dank für Deinen Beitrag und die Vorschläge: 1. home office, 2. viel mehr Solarenergie bzw. Photovoltaik, 3. Eingriffe ins Mietrecht (gegen Energieverschwendung). Vorschlag 4 hab ich noch nicht begriffen: worin besteht er? Besteht er in der Deckelung der Treibstoffkosten für Firmenautos?
Mich würd allerdings durchaus auch Deine Meinung zu meinem Vorschlag der Einschränkung des motorisierten Individualverkehrs interessieren.
m.b.
Meiner Meinung nach ist jede Einschränkung des Individualverkehrs sinnvoll und wenn es nur als Diskussionsgrundlage dient. Hörl (ÖVP) fordert z.B. Seilbahnen in Betrieb zu lassen. Das würde bedeuten, dass der Transitverkehr und die UrlauberInnen fahren dürfen, die Wohnsitzbevölkerung jedoch nicht. Auch der industrielle Verkehr muss reduziert werden. 30 Jahre Transitdebatte haben rein gar nix gebracht. Zu Vorschlag 4: Als Benutzer eines Firmenautos ist mir der Treibstoffpreis egal, zahlt ja die Firma. Auch für ein Auto um € 150.000 zahle ich max. € 960 Sachbezug pro Monat, weil das eben der Höchstbetrag ist. Die läppische „Luxustangente“ ärgert nur die Buchhaltung, In der… Mehr »
[…] für indivduellen Autoverkehr verhängen. Zum Wie gibt es viele Möglichkeiten: ich habe eine Variante vorgeschlagen. Ich habe diesen Vorschlag am 28.6. auch dem Klimaschutzministerium unterbreitet: bis […]
Ich habe meinen Vorschlag am 28.6. auch Ministerin Gewessler vorgelegt und am 1.7. dann auch Global 2000. Vom Ministerium habe ich noch keine Antwort; heute ist eine von Herrn Wahlmüller von Global 2000 gekommen. Nämlich. Sehr geehrter Herr Michal Bürkle,vielen Dank für ihre Nachricht und den Vorschlag. Ja, in den 70er Jahren wurde für kurze Zeit ein autofreier Sonntag eingeführt, angesichts der aktuellen Krise wären Überlegungen in diese Richtung wohl überlegenswert. Allerdings sollte man bei Vorschlägen, die Arbeitstage betreffen, bedenken, dass es Menschen gibt, die das Auto wirklich brauchen, um zur Arbeit zu kommen. Ich befürchte, dass das wenig Chance… Mehr »
Das habe ich an Global 2000 bzw. Hr. Wahlmüller geschrieben: Sehr geehrter Herr Wahlmüller,Tempo 100 auf Autobahnen habe ich schon lange nicht mehr überschritten; an sauberer Wärmeversorgung arbeite ich auch konzentriert.Ich möchte korrigieren: in den 70er-Jahren war das kein autofreier Sonntag; man konnte sich selbst den Wochentag aussuchen. Ich kann mich gut erinnern.Sie finden „Überlegungen“ in der von mir gedachten Richtung „überlegenswert“. Das ernüchtert mich. Wenn in einer Zeit wie dieser sogar Global 2000 derart vorsichtig formuliert und agiert, ist das aus meiner Sicht enttäuschend. Mir ist klar, dass Ministerin Gewessler in ihrer Funktion vorsichtig agieren muss, aber es wäre… Mehr »
Ich habe gestern (14.7.) meinen Vorschlag noch dem VCÖ geschickt. Ich wollte nach Global2000 „eine weitere Meinung“ einholen, Der VCÖ macht aktive Verkehrspolitik; ich bin seit Jahren Mitglied. Ich habe um 12:05 geschrieben: Liebe Mitarbeiter*innen des VCÖ,ich habe in meinem Blog http://www.buerkle.work einen relativ radikalen, aber m.E. machbaren „Vorschlag zur Halbierung des motorisierten Individualverkehrs“ gemacht: http://www.buerkle.work/vorschlag_halbierung_individualverkehr/Ich suche für diesen Vorschlag Bündnisgenoss*innen, also zB NGOs wie den VCÖ, die es eher schaffen können, so einen Vorschlag in die Debatte einzubringen als ich als Einzelkämpfer.Ich bitte den VCÖ um eine Stellungnahme zu meinem Vorschlag. Ich kann mir auch gut eine Zusammenarbeit in der… Mehr »
… und heute (15.7.) bereits eine relativ lange antwort des VCÖ: Sehr geehrter Herr Bürkle,vielen Dank für Ihre Nachricht.Der Vorschlag den Sie unterbreiten ist in der Tat relativ radikal – allerdings auch nicht ganz aus der Welt. Der Klimarat der Bürgerinnen und Bürger hat z. B. auch immerhin einen autofreien Tag pro Monat vorgeschlagen (siehe hier, Seite 89). Auch wenn natürlich höchste Notwendigkeit besteht, den Autoverkehr zu verringern gibt es Menschen, die auf ein Auto angewiesen sind um ihrer Arbeit nachgehen zu können. Die Umsetzung Ihres Vorschlages hätte für diese Menschen große Konsequenzen, da nicht alle Berufe vom Home-Office aus… Mehr »
In der Tonalität durchaus freundlich, aber ebenfalls ohne Hinweis auf Unterstützung, obwohl der Vorschlag „nicht ganz aus der Welt“ sei … ich habe dann noch geschrieben: Sehr geehrte Frau Singer,vielen Dank für die schnelle Antwort auf meinen Vorschlag. Vielen Dank auch für die Links, speziell auf das Papier des Klimarats, das ich schon gesucht, aber nicht gefunden hatte.Mir ist klar, dass mein Vorschlag für viele Menschen, die mit dem Auto zum Arbeitsplatz fahren, ernste Probleme bereiten würde. Einen Gutteil dieser Probleme könnte man mit Öffentlichen Verkehrsmitteln lösen, einen anderen Teil durch Fahrgemeinschaften. Über den Rest müsste man sich zweifellos Gedanken… Mehr »
Heute (18.7.) noch eine Antwort des VCÖ: Sehr geehrter Herr Bürkle,ich kann Sie natürlich gut verstehen. Ja, es wäre nicht nur sehr viel mehr möglich sondern auch notwendig.Meiner Einschätzung nach bedarf es dem Druck von vielen Seiten um Veränderungen möglich werden zu lassen. Dazu braucht es Einzelpersonen, zivilgesellschaftliche Organisationen, Politische Organe, Unternehmen usw. die in ihrem jeweiligen Wirkungskreis ihr Möglichstes tun.Mit Ihrem Blog setzen Sie einen Schritt genau in diese Richtung.Ja, viel zu vieles geht natürlich viel zu langsam. Um jedoch langfristige Veränderungen innerhalb unseres demokratischen Systems bewirken zu können, müssen wir meiner Meinung nach jedoch diesen Weg gehen. Selbstverständlich können… Mehr »
heute (18.7.) an den VCÖ: Sehr geehrte Frau Singer, danke für die Nachricht. Ich denke, wir sind uns auf der allgemeinen Ebene völlig einig. Unterschiede sehen Sie bzw. der VCÖ offenbar in der Einschätzung der nächsten Schritte. Sie schreiben: „Um jedoch langfristige Veränderungen innerhalb unseres demokratischen Systems bewirken zu können, müssen wir meiner Meinung nach jedoch diesen Weg gehen.“ Auch da sehe ich eigentlich keinen Unterschied, kein „jedoch“. Selbstverständlich suche auch ich Wege innerhalb der Demokratie. Es geht allerdings um Aufgabenteilung. NGOs (wie Global 2000 oder der VCÖ) müssten m.E. vorpreschen und radikale Vorschläge formulieren; die Ministerin ist an politische… Mehr »
Noch eine Anwort des VCÖ von heute, 19.7.: Sehr geehrter Herr Bürkle,das freut mich, dass wir uns im Grunde einig sind. Ich schätze auch Ihren kritischen Zugang und Ihr Beharren auf radikaleren Maßnahmen! Es braucht wie gesagt meiner Meinung nach viele verschiedene Personen und Gruppen die auf der „Radikalitätsskala“ unterschiedliche Positionen einnehmen. Was die Rolle des VCÖ betrifft würde ich/würden wir das allerdings ein bisschen anders einschätzen. Wir sehen unsere Aufgabe darin, sowohl kurzfristig als auch mittelfristig umsetzbare Forderungen aufzustellen und diese voranzutreiben um einerseits gewillte Politiker*innen von „außen“ zu unterstützen und andererseits den Druck auf die Unwilligen in der… Mehr »
Noch eine kurze Antwort von mir an den VCÖ:
Von heute (20.7.) noch ein langer Beitrag des VCÖ bzw. von Frau Johanna Singer: Sehr geehrter Herr Bürkle, die Rolle des VCÖ ist auf jeden Fall auch, langfristig wirksame Visionen in die Diskussion einzubringen. Mit meinem Satz „Darüber hinaus versuchen wir vorauszudenken und Themen, Ansätze und Lösungen die wir für sinnvoll halten in die öffentliche Debatte einzubringen“ habe ich genau das gemeint. In diesem Bereich verorte ich auch die Mobilitätsgarantie, die ich zu Beginn unserer Diskussion schon angesprochen habe. Damit ist gemeint, allen Menschen Mobilität zu ermöglichen, ohne dass sie ein eigenes Auto besitzen müssen. Das bedeutet einen massiven Ausbau… Mehr »
Kurze Nachfrage von mir noch (Ausschnitt), :
Und Frau Singer (VCÖ) hat das letzte Wort:
[…] aber nicht der einzige! – ist der motorisierte Individualverkehr. Ich habe am 28.6. einen „Vorschlag zur Halbierung des motorisierten Individualverkehrs“ eingebracht. Der ist gewiss radikal: er würde jedem Auto nur noch an 3 Tagen pro Woche eine […]
[…] habe meinen Vorschlag am 28.6. formuliert, hier im Blog publiziert und ein Schreiben mit Link an die Sektionsleitung des Ministeriums […]
[…] und wärmte dabei die Diskussion auf, die sich schon im Laufe des Jahres ergeben hatte (und die hier und hier auch nachlesbar […]