Noch nie musste man so wenig selbst wissen. (Vor ein paar Jahren musste man wenigstens noch etwas über das Suchen wissen. Das ist heute fast nicht mehr nötig. Alles ist einfach nachschlagbar. Praktisch alles.)
Unsere jungen Leute, die so schon aufwachsen, wissen das. (Das wissen sie!) Es ist schwierig ihnen zu erklären, warum sie darüber hinaus noch was wissen sollen.
Noch nie war das gesamte Wissen von derart viel Unsinn, Irrelevanz und Lüge durchtränkt. (Wie unterscheidet man heute Fakt und Fake?)
Noch nie war es so wichtig, Wissen von Unsinn, Irrelevanz und Lüge unterscheiden zu können.
Um den Unterschied von Wissen gegenüber Unsinn, Irrelevanz und Lüge erkennen zu können, muss man … Sachen wissen. Und können. Wer nichts weiß, kann Gefundenes nicht einordnen. Wer nichts einordnen kann, kann Gefundenes nicht verwenden. Der kann nichts.
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Wir sind kurz vor einer Gesellschaft, die nach dem Wissen kommt. Die nichts mehr weiß, außer: dass man nachsehen kann.
Die wird letztlich nichts mehr wissen.
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Damit es nicht zu pessimistisch wird: ich mache immer wieder die Erfahrung, dass man jungen Leuten verständlich machen kann, dass es eines gewissen Grundstocks an Wissen bedarf, damit man überhaupt Gefundenes und Nachgeschlagenes verwenden kann. Es gibt so etwas wie die „kritische Masse“ des Wissens: Darunter bleibt es leblos, tot; unkritisch. Darüber entwickelt es Dynamik, wird lebendig.
Es ist nicht immer leicht, das jungen Leuten zu erklären; manchmal ist es – wie gesagt – schwierig. Aber es geht.
Wenn man etwas nachschlägt und diese Information wird im Gehirn gespeichert, kann man es als Wissen betrachten, doch? Sinn vom Unnsin unterscheiden kann man heute, wegen der vielen Informationsquellen, besser als früher. Fake news gab es immer. Was wir früher in die Schule im Geschichtsunterricht gehört haben, war oft nur halbe Wahrheit. Unsere grausame Rolle (als Transporteur) im Sklavenhandel wurde (in den NLD) kaum erwähnt. Jetzt will man eine Bildsäule eines grossen Helden, der damals in Indonesien ein ganzes Dorf abgeschlachtet hat wegen Monopolie in bezug auf Gewürze, entfernen. Leonie hat dasselbe Gefühl beim Thema Judenverfolgung in Österreich. Auch im… Mehr »
Lieber Jan Kees, vielen Dank. Natürlich hast Du in einigen Punkten recht. Durch die liberal-pluralistische Gesellschaft ist Meinungsvielfalt entstanden: das ist gut so. Klar haben wir früher viel lernen müssen, was sich nachher als falsch herausgestellt hat. Wo ich Dir ein bisschen widersprechen möchte: Information, die man nachschlägt, wird nicht langfristig im Gehirn gespeichert; meistens nur kurzfristig. Und das würde ich dann nicht „Wissen“ nennen. Wissen ist für mich etwas, was einen bleibenden Wert hat, was im Gehirn bleibt, auch wenn das momentane Informationsbedürfnis gestillt ist. Informationen, „Infos“ bekommt man heutzutage leicht und mehr als genug. Ich fürchte, dass die… Mehr »
„Wenn Sie im Hirn keine „Kleiderhaken“ haben, können Sie Nachgeschlagenes nicht unterbringen. Die Kleiderhaken, an denen Sie neues Wissen aufhängen können, bestehen selbst aus Wissen.“
Ein anschauliches Bild, dem ich jederzeit zustimmen würde.
Die grundlegende Problematik ist wohl die zunehmend grassierende „kurze Aufmerksamkeitsspanne“, kein zusammentragen mehr von Wissen Stück für Stück, abgleichen mit eigenen Erfahrungen über lange Zeiträume.
Alles soll und muss sofort sein.
Schnellschüsse ersetzten wohl Überlegtes und wohl Durchdachtes.
Jung und neu ist Trumpf, egal wie abstrus.
Aber auch dies hat System, einen zugrundeliegenden „Magnetismus“