michael bürkle

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Michael Bürkle

Verzicht? Aber nein!

Morgen, Sonntag, 26.9., wählen die Deutschen ihr neues Parlament, den neuen Bundestag.

Der Klimaschutz hat den Wahlkampf in hohem Ausmaß bestimmt. Das war auch so, weil am Beginn des Wahlkampfs heftige Regengüsse enorme Überschwemmungen ausgelöst haben, die zu exorbitanten Schäden geführt haben. Gleichzeitige Waldbrände in allen möglichen Weltgegenden, andere Wetterkatastrophen in anderen Ländern machten greifbar und spürbar, dass das alles eine Folge der Klimaveränderung ist.

Alle Parteien waren sich – beinahe – einig, dass der Schutz vor den Klimaveränderungen das dringende Thema der Zeit ist – alle bis auf die Verbohrt-Wahnsinnigen der AfD. Alle hatten plötzlich Klimaschutz vor – aber bei allen Wahlprogrammen war klar, dass die vorgesehenen Maßnahmen nicht für die Erreichung der Klimaziele ausreichen würden. Nicht einmal das Programm der Grünen reicht da aus.

Es entstand ganz kurz eine Verzichtsdebatte. Müssen wir zugunsten des Klimas auf lieb gewordene Gewohnheiten – die tägliche Autofahrt zum Arbeitsplatz oder auch nur zum Einkaufen,  der Flug in der Urlaub, die Kreuzfahrt in den Ferien, den täglichen Schweinsbraten verzichten? Und alle wehrten ab – auch die Grünen: nein, es gehe nicht um Verzicht; es gehe um kluge Politik. Besonders die FDP, die marktliberale Partei, tat sich hervor, dass nicht Verzicht die Lösung sei, sondern moderne Technologie, Digitalisierung, Erfindungsgeist.

Das ist natürlich Mumpitz.

Das ist Unsinn; das ist Sand-in-die-Augen-streuen. Selbstverständlich müssten wir im sog. „Westen“ auf Vieles verzichten, wenn uns der Klimaschutz ernst wäre. Greta Thunberg hat recht. Unsere Art zu wirtschaften ist nicht verträglich mit dem Überleben der Menschheit. Es geht nicht um den Planeten: Die Erde schafft das schon – halt ohne eine große Bevölkerung mit homo sapiens. Aber „wir“ – wir im globalen Sinn Besitzenden im sog. „Westen“, aber auch sogenannte „Eliten“ im Osten und Süden – wir müssten massiv auf Wohlstand verzichten, von dem viele glauben, dass wir ihn verdient haben. Wir haben ihn aber nicht verdient: wir leben von  der Ausbeutung ganzer Kontinente. Dass Kaffee, Bananen, Fleisch, Erdöl, Lithium so billig sind, dass wir uns täglichen Kaffee, tägliche Bananen, die tägliche Wurst, die Fahrt zum Arbeitsplatz, die Akkus für unser Handy überhaupt leisten können, ist der Effekt globaler Ausbeutung. Unser ökologischer Fußabdruck ist so groß, dass es für unsere Art des Wirtschaftens 3, 4, 5 Planeten bedürfte.

Natürlich geht es nicht ohne massiven Verzicht. Aber niemand traut sich das vor einer Bundestagswahl zuzugeben. Und deshalb wird sich auch nichts Wesentliches ändern – egal, wie die Deutschen wählen; und das werden unsere Kinder und deren Kinder auszubaden haben. Und in Frankreich, in Italien, in Österreich, in der gesamten EU, in den USA, in Russland, in Indien, in Brasilien ist das nicht viel anders.

*

Für den Planeten ist homo sapiens eine Krankheit. Sie geht vorbei. Zwei Generationen noch und der Planet ist uns los. Aber es wird schmerzhaft. Sehr.


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