michael bürkle

texte … zu bildung, politik und ähnlichem und die einladung zur diskussion …

Michael Bürkle

Vertreiben die Grünen ihre Jugendorganisation?

Ich lese in der Zeitung „Grüne drohen Jungen Grünen mit Rausschmiss“. Und: „Nach Rücktrittsaufforderung an Parteichefin Eva Glawischnig soll den Jungen Grünen offizieller Status als Jugendvertretung aberkannt werden.“ (derstandard.at/2000054815224/Gruene-drohen-Jungen-Gruenen-mit-Rausschmiss)

Tatsächlich hat die Bundessprecherin der Jungen Grünen, Flora Petrik, den Rücktritt der Bundessprecherin der Grünen, Eva Glawischnig, gefordert. (junge-gruene.at/blog/2017/03/22/offener-brief-an-eva-glawischnig-fuerchtet-euch-nicht/). Es geht dabei offenbar um Konflikte zwischen den Jungen Grünen und den Grün-Alternativen Studierenden (GRAS) und um das Verhalten der Parteispitze in diesem Konflikt. (Die GRAS ist eine Fraktion innerhalb der Hochschülerschaft und ebenfalls eine Grüne Jugendorganisation.)

Ich versteh hier nicht alles. Aber für mich ist klar:

  • eine Grüne Jugendorganisation darf den Rücktritt der Bundessprecherin fordern, ohne deswegen ausgeschlossen werden zu können
  • innerhalb einer Grünen Jugendorganisation darf es Konflikte geben, ohne dass eine Gruppe schon deswegen ausgeschlossen wird
  • die Jungen Grünen sind offenbar recht aktiv; ich finde das gut so
  • wenn die Jungen Grünen mit ehemaligen GRAS-AktivistInnen zusammenarbeiten wollen, dann müssen sie das dürfen
  • die GRAS scheint mir momentan ziemlich zerrissen. Manche Gruppen sind offenbar recht aktiv, andere derzeit nicht einmal erreichbar. Die Zusammenstellung der GRAS-Teilgruppen auf der Homepage („GRAS vor Ort“) stammt vom 13.4.2015 und ist nicht mehr aktuell
  • wenn es neben der GRAS bei ÖH-Wahlen noch andere Grüne Kandidaturen gibt, ist das vielleicht nicht gerade klug, aber es kann nicht verboten sein. Vielleicht ist es sogar notwendig.

Eine Partei, die ihre Jugendorganisation ausschließt, ist jedenfalls stockdumm.

(Der Ausschluss einer Jugendorganisation ist ein DDU: ein „dümmster denkbarer Unfall“. Jede Organisation muss froh um eine kritische Nachfolgeorganisation sein. Nur kritische, unbequeme NachfolgerInnen sichern Weiterentwicklung und damit Weiterbestehen. „Brave“ NachfolgerInnen sind bequem und sichern Stillstand und Untergang.)

Dass innerhalb der Grünen insgesamt in den letzten Jahren nur wenig Entwicklung stattfand und Stagnation herrscht – sowohl innerhalb der Bundespartei als auch an der Uni – ist evident. Das muss man sehen; da muss man sich um die Gründe kümmern.


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