Korruptionsfall 1
Es gab da einmal einen Vizekanzler, der unter dem Einfluss zunehmender Alkoholisierung gemeinsam mit einem engen Parteifreund einer vermeintlichen russischen Geldgeberin und Parteisponsorin alles nur Erdenkliche versprochen hat: Bauaufträge im großen Stil, Einfluss über die sogenannte „freie Presse“ und und und. Die Wikipedia fasst zusammen: „Dabei zeigten beide ihre Bereitschaft zur Korruption, Umgehung der Gesetze zur Parteienfinanzierung sowie zur verdeckten Übernahme der Kontrolle über parteiunabhängige Medien.“ Das alles aufgenommen auf Video 2017; veröffentlicht 2019. Die Ibiza-Affäre.
Es war klar: der Mann ist unhaltbar. Strache musste gehen. Die türkis-blaue (schwarz-braune) Koalition zerbrach; es gab Neuwahlen.
Strache versuchte einen politischen Neustart in Wien auf kommunaler Ebene und scheiterte glorreich. Er hatte nie eingesehen, dass er etwas Strafwürdiges getan hatte. Er hatte der vermeintlichen russischen Oligarchin ja gar keine Bauaufträge zugeschanzt – sondern das nur angekündigt, falls sie ihn finanziere. Zu wirklichen Korruptionsleistungen war es ja gar nicht gekommen. Strache sah sich unschuldig. Wie das ein Korruptionist, dem eine Korruption nicht gelingt, halt so sieht.
Korruptionsfall 2
Nun, am 2. April 2021, veröffentlicht das profil SMS-Chat-Protokolle über 8 Seiten (S. 15-22), in denen es um Postenschacher, Ausübung von politischem Druck, geschobene Stellenausschreibungen, Frauenfeindlichkeit und und und geht. Hauptakteure: Bundeskanzler Kurz und Thomas Schmid, der jetzige Chef der „Österreichischen Beteiligungs-AG“ (ÖBAG), der Aktiengesellschaft, die wesentliche Teile des österreichischen Staatsbesitzes verwaltet. Herr Schmid hatte bereits die Ausschreibung, auf die er sich danach bewarb, wesentlich beeinflusst.
Es ist relativ mühsam, die SMS-Chats zu lesen, aber sie werfen ein übles Licht auf den jetzigen ÖBAG-Chef, den Kanzler, den Finanzminister und diverse andere türkise Randerscheinungen der Politik.
(Danke, profil!)
Das Gemeinsame
Die beiden Fälle haben einiges gemeinsam. Vor allem: charakterliche Unreife und angewandte Soziopathie der Akteure. (Schmid an Kurz am 13.3.2019: „Ich bin so glücklich :-))) […] Ich liebe meinen Kanzler“) Es ist einfach unglaublich, welch negative Auswahl von Charakteren österreichische Politik bestimmt.
Der Unterschied
In der Ibiza-Affäre Straches ist die Korruption Theorie geblieben. Die Bereitschaft war da; die Umsetzung ist missglückt. Strache war patschert genug, die Falle nicht zu riechen, in die er dann getappt ist.
In der ÖBAG-Affäre von Kurz / Blümel / Schmid war nicht nur von vornherein die Bereitschaft zur Korruption da; nein: sie ist auch „erfolgreich“ umgesetzt worden.
Heimschicken! Sofort! Alle zusammen.
Es gäbe so etwas wie „Anstand“. Das kennen Soziopathen nicht. Wenn sie das kennen würden, würden sie zurücktreten.
[…] Thomas Schmid in einen hochbezahlten Job als Vorstand der Österreichischen Beteiligungs-AG befördert. Schmid durfte den Ausschreibungstext, auf den er sich später bewarb, selbst entwerfen; man hat […]