Gestern abends im ZiB-Flash, der Tiroler LH Günther Platter: „[…] denn diese Bezeichnung Reisewarnung bedeutet, dass Tirol wieder an den Pranger gestellt wird. Es hat eigentlich überhaupt keine Auswirkung, denn das sind Empfehlungen, die gemacht wurden, aber das Thema Reisewarnung, diese Bezeichnung stört mich. […]
Die Wirkung ist null, aber andererseits ist das für den Standort schlecht.“
Eine ganz besondere „Logik“ hat da der Tiroler Landeshauptmann abgeliefert. „Die Wirkung ist null“, aber „für den Standort schlecht.“ Also was jetzt? Wirkung null oder nicht?
Nein: nicht der Gesundheitsminister stellt Tirol „an den Pranger“ – welch mittelalterliche Symbolik! Sondern „die Tiroler“ (gemeint: Politiker!) manövrieren sich selbst konsequent ins Abseits.
Die „Reisewarnung“ …
Es ist schon klar: wenn die Bundesregierung eine Reisewarnung ausspricht, ist die juristische Verbindlichkeit null, aber die Wirkung nicht. Deswegen ärgert sich Platter so: für den Tourismus ist die Reisewarnung kein förderndes Mittel.
Die Bundesregierung versucht mit der Reisewarnung, den Schaden, den „die Tiroler“ (gemeint: Politiker!) anrichten, zu begrenzen. Man versucht damit offenbar, der Gefahr, dass „die Bayern“ (gemeint: Politiker!) von sich aus die Grenze schließen, zuvorzukommen. Offensichtlich ist das den Herren Platter und Walser und Zangerl nicht klar. Die denken das offensichtlich etwas simpler.
Tirol und der Tourismus
Es zeigt sich immer wieder, worum es den Tiroler Politikern geht: um den Tourismus.
Ich verstehe das auch, aus einer historischen Perspektive: durch den Tourismus ist aus einem armen und ärmlichen Land ein relativ wohlhabendes Land geworden …
(über 27 Millionen Nächtigungen in der Wintersaison, bei Weitem am meisten in ganz Österreich!)
(Quelle: ORF bzw. Statistik Austria)
… in dem zwar miese Löhne bezahlt werden (nach manchen Statisitiken die schlechtesten in Österreich), es aber den Unternehmern ganz gut geht. (Z.B. den Tourismus-Unternehmern trotz Corona so gut, dass man über Weihnachten schnell nach Südafrika Golfen fliegen und dabei eine aggressive Virenvariante einschleppen kann.)
Dass es Tirol nicht geschafft hat, neben dem Tourismus weitere stabile Wirtschafts- und Erwerbszweige aufzubauen, trifft die gesamte Tiroler Landespolitik der letzten Jahrzehnte. Und der Tourismus ist halt in einer viralen Pandemie extrem gefährdet und gefährlich:
(Quelle: ORF bzw. Statistik Austria)
Dass freilich der Wintertourismus kein tragfähiges Zukunftsmodell ist, will man in Tirol immer noch nicht wahrhaben. Er ist kein tragfähiges Zukunftsmodell, weil es eine unaufhaltsame Klimaerwärmung gibt, und weil Pandemien in einer globalisierten Welt eine wiederkehrende Erscheinung werden.
> Er ist kein tragfähiges Zukunftsmodell, weil es eine unaufhaltsame
> Klimaerwärmung gibt
Na geh, dafür hat doch der ehemalige Tiroler Landeshauptmann Herwig van Staa schon vor Jahrzehnten die Lösung gefunden:
Man baut einfach die Lifte höher auf den Berg hinauf, d.h. wenns nötig ist, auf den Gletscher. 😉
einstweilen erst über vorarlberg: https://vorarlberg.orf.at/stories/3006847/
Naja, die Vorarlberger hatten halt noch keine solche „Konifere“(*) wie Van Staa am Ruder… 😉 Aber mal im Ernst: angesichts solcher Berichte und Bilder denk ich mir manchmal zynisch, was für ein „Glück“ ich damit habe, nicht mehr Anfang-Mitte Zwanzig zu sein, sondern dieses Jahr schon 49 zu werden – denn auch wenn ich wohl noch ein Zeiterl leben werde, bleiben mit aufgrund meines Alters vermutlich die schlimmsten Folgen des Klimawandels „erspart“. In Wirklichkeit wärs mir allerdings durchaus sehr recht, wenn auch zukünftige Generationen noch einen Planeten hätten, auf dem es sich brauchbar leben läßt. (*) Und wer möchte, darf… Mehr »