michael bürkle

texte … zu bildung, politik und ähnlichem und die einladung zur diskussion …

Michael Bürkle

time out

Mein letzter Blog-Beitrag stammt vom 12. Dezember. Die lange Pause hat mehrere Gründe.

Politik

Zunächst: Ich habe einen enormen politischen Frust aus dem Jahr 2024 mitgenommen. Die Wahlerfolge der politischen Rechten und Rechtsextremen (in Österreich, Deutschland, Frankreich …) sind für mich erschreckend; die schlimmste und vermutlich „nachhaltigste“ Katastrophe ist die Wahl des Herrn Donald Trump zum Präsidenten der USA. Mir scheint, es ist kaum mehr möglich, vernünftige, vernunftorientierte politische Diskussionen zu führen. Es wird gelogen, was das Zeug hält; „Wahrheit“ ist keine politische Kategorie mehr. Ein besonders extremes Beispiel (von vielen!) lieferte Trump: Er hat z.B. öffentlich behauptet, dass Migranten Haustiere essen: Hunde und Katzen. „They’re eatin‘ the cats and the dogs“. Einige Tage später gibt der Vizepräsidentschaftskandidat zu, dass die Geschichte erfunden ist: er habe „stories generieren“ müssen, um in die Medien zu kommen. Wieder ein paar Tage später werden diese beiden politischen Falschspieler und Betrüger dann gewählt! Es ist erschreckend. Ohne einen Grundanspruch an Wahrheit wird Politik zum Schmierentheater.

Es herrscht ein eklatanter Mangel an politischem Wissen und Verständnis; das ist auch ein Versagen des Bildungssystems, in dem immer mehr obskures Halbwissen toleriert und gefördert wird – in den USA noch mehr als bei uns. Auch die „neuen“ Medien befördern das: bezahlte „influencer“ statt seriöse Berichterstattung. Wir bräuchten mehr Bildung, um die Demokratie zu erhalten; weniger Bildung macht weniger Demokratie.

Und das Hauptanliegen meines Blogs war (und ist) der Versuch, rationale Argumente auszutauschen und zu diskutieren. Aber wer will so etwas? Die Zahl der „influencer“ und Medien, die sich nicht (mehr) um Argumente kümmern, ist Legion. Das Web mit Medien wie TikTok will keine „Argumente“ mehr.

Computerabsturz

Ich komme nach Hause; mein PC zeigt nur mehr 1% Akkuladung an. Ich stecke an und um: es tut sich nix. Der nächste Neustart bringt nur mehr „Critical Battery Error“ (oder so). Ich bringe den PC zum Computerhändler meines Vertrauens und meine, es könne sich nur um einen kleinen elektrischen Fehler – Akku oder dgl. – handeln. 2, 3 Tage später ist diese Hoffnung dahin: es geht offenbar um den Ausfall eines winzigen Bauteilchens, das aus China bestellt werden muss und eine Lieferzeit von 2, 3 Wochen hat. Der PC ist immer noch in Reparatur.

Enervierend.

Eine Erfahrungstrip ins Sozialsystem

Ich hatte trotzdem genug zu tun. Eine Kollegin aus dem europäischen Süden hat in ihrer Heimat die Zelte abgebrochen und möchte nach Österreich: als EU-Bürgerin an sich kein Problem. Wir kennen uns vage von früher: sie hat mich gefragt, ob ich ihr ein bisschen helfen kann. Ja, klar: bin ja in Pension.

Mitte Oktober haben wir eine günstige 2-Zimmer-Wohnung in Tirol gefunden und einen Mietvertrag an Land gezogen. Nicht ganz einfach. Am 1.11. ist sie mit ihrem Töchterchen dort eingezogen. Ich habe geholfen, das Mädchen in der Volksschule anzumelden; ich habe bei einer österreichischen Telefonnummer und bei einer österreichischen Bankverbindung geholfen. Es war nicht leicht herauszufinden, wie man als Südländerin zu einer österreichischen Sozialversicherungsnummer und zu einer Familienbeihilfe kommt – ohne Sozialversicherungsnummer geht manches gar nicht; nach der wird überall gefragt. (Ins Sozialsystem kommt man mit einem Job; zu einem Job kommt man mit einer Sozialversicherungsnummer.) Ich habe Erfahrungen mit dem sogenannten „Dienstleistungsscheck“ gemacht: keine schlechten, aber komplexe. Manche Amtspersonen waren hilfreich, manche gar nicht, und manchmal bekommt man das Gefühl, dass es deutlich leichter geht, wenn ein inländischer Begleiter dabei ist, der sich nicht einfach abwimmeln lässt. Allein ist schwierig; Begleitung hilft. (Das gibt es übrigens auch als Sozialprojekt.)

Ja, ich habe einiges über das österreichische Sozialsystem gelernt. Ich war dem nie sehr unterworfen: war praktisch nie arbeitslos und hatte immer schon meine Sozialversicherungsnummer. Manche Probleme sind mir einfach nie begegnet. Es war sehr spannend.

Mittlerweile hat meine Klientin bereits einen richtigen Job über das AMS, in nicht einmal 2 Monaten!

2025?

2024 war ein schlechtes Jahr für die globale Zukunft. Das Beste ist noch der schnelle Ausbau der Solarenergie. Den kann auch Trump nicht stoppen. Aber das Jahr hat zu schlimmen Rückschlägen in der Klimapolitik geführt – und 2025 wird sicher nicht besser. Wetterextreme – wie Überschwemmungen, Dürren, Erdrutsche – werden weiterhin zunehmen: aber die Mehrheit der Bürger bei uns und den USA will es offenbar nicht anders. Die Menschheit bettelt geradezu um ihre Auslöschung.

Ich bin 67; ich komme vielleicht um die schlimmsten katastrophalen Auswirkungen herum. Meine Kinder – Mitte 30 – werden viel mehr zu spüren bekommen; Enkel hab ich keine – soll ich sagen „Gott sei Dank“?

Das politische Pendel wird sicher wieder zurückschwenken, wenn immer mehr Leute nicht mehr darum herumkommen zu kapieren, dass unsere Art zu wirtschaften völlig unverantwortlich ist. Maßlos! Das Problem dabei: wenn es dann auch die vielen kapieren, ist es höchstwahrscheinlich schon zu spät. Das Klima kippt an sogenannten Kipp-Punkten und die kommen bald und lassen keine „billige“ Umkehr zu: sondern die Systeme „kippen“ eben: unumkehrbar. Man könnte es jetzt schon wissen, aber eine Mehrheit will es noch nicht wahrhaben.

2024 war ein schlechtes Jahr, aber vermutlich ein gutes im Vergleich zu 2025.


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