falsch!
Die Rechercheplattform correctiv.org hat nachgewiesen, dass über das Videoportal Tiktok in Bezug auf die deutsche Bundestagswahl massiv Falschinformationen verbreitet werden – und dass Tiktok kaum auf Beschwerden und Proteste reagiert und kaum Korrekturen vornimmt.
Bei 180 [von 200] Videos, in denen Falschbehauptungen zur Wahl geteilt wurden, sah Tiktok kein Problem. Sie wurden insgesamt etwa 15 Millionen Mal angezeigt und erhielten etwa eine halbe Million Likes.
Jetzt ist das nicht nur bei Tiktok so. Bei praktisch allen großen social-media-Seiten findet man „Informationen“, die eben keine sind, sondern Falschmeldungen. Das sollte uns als Gesellschaft nicht egal sein.
Ich denke, es führt letztlich kein Weg daran vorbei, dass man alle „social media“-Plattformen dazu zwingt, dass sie für jeden publizierten Artikel einen einfachen Weg zur Verfügung stellen, den Artikel als Falschinformation zu melden. Dazu sollte ein Klick (nur einer!) und eine kurze stichwortartige Begründung reichen: ist das der Fall, wird der Artikel automatisch (!) deaktiviert – noch nicht gelöscht, aber nicht mehr angezeigt.
Besteht die Organisation oder Person, die den Artikel veröffentlicht hatte, darauf ihn wieder anzuzeigen, muss sie zunächst die inhaltliche Richtigkeit nachweisen. Bleiben Differenzen über diese Richtigkeit bestehen, wird für den Artikel eine Warnmeldung geschaltet: „Inhalt umstritten, möglicherweise falsch“. Gravierende Differenzen könnten zivilrechtlich geklärt werden; strafbare Dinge (Verleumdung, üble Nachrede …) können sowieso auch strafrechtlich verfolgt werden.
Das wäre m.E. ein vernünftiger erster Schritt. Zu Diskussionen darüber bin ich gern bereit.
Ein Identitätsdiebstahl
Es muss ungefähr 10 Jahre her sein: ich war Informatiklehrer und sah in einer meiner Unterrichtsstunden, dass einer meiner Schüler meine Facebook-Seite offen hatte: mein Name, mein Foto, mein Beruf. Er wolle mir gerade schreiben, meinte er. Problem dabei: ich hatte zu diesem Zeitpunkt gar keine Facebook-Seite. Irgendjemand musste mit meinen Daten diese Facebook-Seite erstellt haben: so leicht ist ein „Identitätsdiebstahl“.
Die Seite war an sich harmlos: sie unterstellte mir keine unlauteren, für mich in meinem Beruf schädlichen Interessen – aber sie war falsch. Ich habe keine Ahnung, wer von dieser Seite unter meinem Namen was für Mails verschickt hatte oder als ich Mails empfangen hatte. (Ich nehme an, ein paar Schüler*innen wollten mich pflanzen. Einer meiner Schüler berichtete mir, dass so etwas seinem Vater, auch einem Lehrer, auch schon passiert sei, allerdings an einer anderen Schule und in ziemlich bösartiger Weise.)
Ich habe etwa einen Tag gebraucht, bis ich das bei Facebook überhaupt melden konnte. Ich musste dazu Facebook beitreten; „von außen“ war es gar nicht möglich, den Missbrauch zu melden. (Na klar: social-media-Inhalte sind eben nicht wirklich öffentlich; man braucht einen account, um das überhaupt sehen zu können; „von außen“ kann man die Fälschung an sich gar nicht sehen.)
Wenn jeder Artikel in einem sog. „sozialen Medium“ vom System automatisch einen Falschmelde-Button wie oben skizziert bekommt, wäre das Problem gelöst.