michael bürkle

texte … zu bildung, politik und ähnlichem und die einladung zur diskussion …

Michael Bürkle

Wie ein Text von mir sehr viel brauchbarer wurde

In Rum brachte die FPÖ-Fraktion den Antrag ein, ein „Dorffest“ zu veranstalten. Alle Fraktionen stimmten zu, auch die Grünen. (Schon in den sog. „Visionen Rum 2025“, die parteiübergreifend erarbeitet worden waren, war der Vorschlag drin.) Für die Gemeindezeitung war dann eine Stellungnahme zum Antrag erwünscht.

Ich persönlich kann mit einem „Dorffest“ nix anfangen. Rum ist mit mehr als 9.000 EinwohnerInnen sowieso kein Dorf mehr. Also hab ich der Grünen Gemeindegruppe folgenden Text für die Gemeindezeitung vorgeschlagen:


Wir haben nichts gegen ein Dorffest. Das kann eine nette Angelegenheit werden, wenn wir es kreativ und kinderfreundlich gestalten. Allerdings ist Rum schon lang kein Dorf mehr, sondern eine der 10 größten Gemeinden Tirols. Also ist der Ausdruck „Dorffest“ schon eine Art Missverständnis.

Was wir sicher nicht brauchen, ist ein mehrtägiges kollektives Besäufnis mit Alkoholleichen, nächtlichem Lärm und Ruhestörung. Solche Anlässe gibt es mehr als genug.

Wir brauchen eigentlich auch kein Dorffest erfinden. Es gäbe Traditionen, die man wiederbeleben und mit Sinn erfüllen kann.

Wir sind gerne bereit, an kreativen und kinderfreundlichen Aspekten eines Festes für alle: für Erwachsene und Kinder, für Einheimische und Gäste jeder Form mitzuarbeiten.


Ich hätte damit selbstverständlich mich (und die Rumer Grünen) bei verschiedensten Gruppen ziemlich unbeliebt gemacht. Wir wären als Spaßbremsen erschienen.

Aber ich bin heute in gewissen Zusammenhängen immer weniger bereit, Kompromisse zu suchen und Beschönigungen zu finden. Doch Gott (oder wem immer) sei Dank gab es eine gruppeninterne Diskussion und Gemeinderat Bernhard Kirchebner formulierte dann für die Gemeindezeitung:


Rumer Fest der Vielfalt und Begegnung

In Rum leben in der Zwischenzeit 9.000 Menschen. Rum ist Dorf und Stadt – geprägt vom Mit- und Nebeneinander von Menschen mit unterschiedlichsten kulturellen Wurzeln, Glaubensbekenntnissen und Talenten. Um die Begegnung zu fördern und den Austausch untereinander anzuregen, haben wir in der Vision Rum 2025 ein gemeinsames Fest vorgeschlagen.

Damit diese Vielfalt unserer Gemeinde spürbar wird, müssen wir aber auch neue Wege des Miteinander-Feierns gehen. Wertvolle spielerische, musikalische und kulinarische Beiträge für Junge und Junggebliebene können dabei unsere Rumer Vereine, Pfarren und Bildungseinrichtungen leisten. Erzählcafés und Kreativworkshops bieten die Möglichkeit, einander besser kennen und verstehen zu lernen. Bunt und vielfältig wird diese Fest, wenn jede und jeder sich einbringt und sich einlässt auf Neues. Wir sind dazu bereit!


Tja: ich erkenne Elemente meines Textvorschlags wieder. Aber das Ganze ist jetzt deutlich konstruktiver im Grundton und es ist konkreter in der Benennung der Alternativen.

Gut so. Danke Bernhard!


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