michael bürkle

texte … zu bildung, politik und ähnlichem und die einladung zur diskussion …

Michael Bürkle

Test bestanden

Ja, ich bin noch mobil. Aber die Lücken tun weh.

Ich bin 65 und massiv gehbehindert: Verkehrsunfall mit 17. Seit 1. Mai in Pension, seit 1. Juni ohne PKW – wir haben ihn am 31. Mai abgemeldet und dann auch verkauft.

Ich fahre nun mein privates Mobilitätsprogramm: Kann man als gehbehinderter Mensch ohne PKW noch mobil sein? Ich möchte die Grenzen ausloten und allenfalls erweitern.

Mit ärztlich-pflegerischer Versorgung habe ich angefangen: jede Woche Innsbruck-Absam, von zuhause zu einer speziellen Wundambulanz. Geht an sich wunderbar. Der Verkehrsverbund Tirol (VVT) ist jedenfalls rund um Innsbruck ganz gut aufgestellt. Die Software ist gut; die Verbindungen klappen. Ich brauche dazu Entschleunigung, aber das ist eh gut so.

Heute ein Härtetest: ich habe Freunde in Elmen im Außerfern besucht. Innsbruck-Elmen als Mobilitäts-Härtetest. Es hat gut funktioniert. Mit dem Zug nach Imst; mit dem Bus S155 über das Hahntennjoch nach Elmen. In nicht einmal 2 Stunden. Was will ich noch mehr?

Ja, ein Leben ohne PKW ist sehr gut möglich, auch für gehbehinderte Menschen.

Also alles paletti? Nicht ganz!

Wir haben in unserer Gesellschaft 2 sehr wichtige Alternativen zum motorisierten Individualverkehr („MIV“): den Öffentlichen Verkehr und das Fahrrad. Ich benutze beides. Mir tut – nur sehr leicht übertrieben – „jeder Schritt weh“. Also brauche ich bereits für kurze Distanzen ein Fahrrad, ein Klappfahrrad. Ich kann es relativ schnell zu einem kompakten Gepäckstück zusammenfalten.

Aber ich bin im Bereich des VVT schon aus dem Bus „geschmissen“ worden, weil mein Fahrrad nicht zusammengeklappt war und einem Kinderwagen den Platz weggenommen hat. Ich bin schon vom Fahrer aus dem Bus hinauskomplimentiert worden, weil eine junge Mutter mit Zwillingskinderwagen den Bus betreten wollte. Beide Fälle ließen sich bereinigen: im einen Fall fand der Fahrer nach Unterbringen des Kinderwagens doch noch ein Platzerl fürs Radl; im anderen Fall verzichtete die junge Mutter ohne Druck auf die Fahrt mit dem konkreten Bus: der nächste komme eh gleich. (Im Notfall hätte ich halt zusammengeklappt.)

Auch in den ÖBB ist das Mitnehmen eines – noch so kleinen – Fahrrads oft ein Problem und immer wieder spannend. Schaffner – äh: „Zugbegleiter“ – sehen das durchaus verschieden. Rausgeschmissen hat man mich bei den ÖBB mit meinem Klappfahrrad noch nie, aber anhören musste ich mir schon einiges an Kommandoton. Manche Zugbegleiter haben Zusatzgebühren verrechnet, manche nicht.

Wir haben eine seriöse Alternative zum „MIV“ …

… nämlich Öffi und Fahrrad. Das Problem ist: das sind derzeit noch 2 Halbalternativen, die noch deutlich zu wenig auf einander abgestimmt sind. Es darf nicht Glückssache sein, ob ich mein Fahrrad mitnehmen darf: das muss normal sein. Sowohl bei den ÖBB als auch im Bereich des VVT. Da besteht noch Lernbedarf. (Ich habe schon daran gedacht, mein Klappfahrrad als inline-Rollstuhl umtypisieren zu lassen. Auch ein Rollstuhl hat 2 Räder, wie mein Radl, nur hat sie mein Radl nicht nebeneinander, sondern hintereinander. Dadurch ist es auch schmaler und weniger sperrig.)

Die Busse des VVT nehmen im Winter auch Schi mit, indem am Heck des Busses ein Schiständer montiert wird. Das geht auch mit einem Fahrradständer; ganz sicher. Die ÖBB müssen Platz für Fahrräder einplanen: das tun sie zum Teil schon, aber noch deutlich zu wenig.


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