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Michael Bürkle

Solarstrombericht 1.9.

Das Ding

Am 30. Juni habe ich in Bürs im Zuge einer Hausrenovierung („Raus aus dem Gas“) auch eine Photovoltaik-Anlage in Betrieb genommen: ca. 48 qm, 9,96 kWp, SO-Ausrichtung, rel. flach. Kosten ca. 19.400 Euro incl. MWSt. (Der Standort ist nicht völlig ideal: in einem Talkessel am Ausgang von 2 Gebirgstälern, relativ nahe an den südlichen Hängen: bisweilen „schattig“.)

Nun habe ich 2 Monate Erfahrungen gesammelt – und halte eine PV-Anlage für eine hervorragende Investition im Sinne einer aktiven Klimapolitik; man sollte das aktiv fördern.

Die Anfangsphase

Dabei waren die beiden Monate Juli und August nicht ganz ideal für die Produktion von Solarstrom. Im Juli war das letzte Drittel relativ schwach (viel Bewölkung!), im August das erste Drittel und die letzte Woche.

Die Verläufe sehen so aus:

a) der Juli (ges. 1,27 MWh, Mittelwert 41 kWh / Tag)

b) der August (ges. ca. 1,1 MWh, Mittelwert ca. 35,5 kWh / Tag)

Die Diagramme zeigen die Stromproduktion pro Tag und als waagrechte Linie den Mittelwert für den betreffenden Monat.

In Zahlen:

Im Juli kamen wir auf eine Gesamtproduktion von ca. 1.272 kWh; im August waren es ca. 1.100 kWh. Insgesamt hat meine PV-Anlage in diesen beiden Monaten also etwa 2.372 kWH = 2,37 MWh produziert. Das ist bei einem Stromverbrauch von knapp 6 kWh pro Tag, wie er bei uns vorliegt, die Strommenge für über 400 Tage; wir haben also in 2 Monaten den Strombedarf von deutlich mehr als einem Jahr produziert. Das ist ein Erfolgsmodell. (Auch wenn man einen höheren Tagesverbrauch von 7,9 kWh nimmt – das wäre das, was gerade noch unter die Strompreisbremse fällt, wären wir bei  ca. 300 Tagen, also bei knapp einem Jahr.)

Der Tagesmittelwert an Stromproduktion betrug im Juli 41,0 kWh, im August war er bereits geringer mit 35,5 kWh. (Der Median lag jeweils etwas tiefer.) Im Juli hatten wir noch 3 Tage mit über 60 kWh, im August keinen mehr. Dafür gab es Ende August mit einem Tag von knapp 5 kWh fast einen Totalausfall.

Wir haben selbst sehr wenig verbraucht und konnten den größten Teil ins Netz einspeisen. Als „Solarbonus“ bekomme ich derzeit für die eingespeicherte Kílowattstunde 15 Cent zu den 9 Cent regulärem Einspeisetarif dazu, also insgesamt 24 Cent. Ich habe damit schon über 550 € erwirtschaftet – in 2 Monaten.

Eine weitere Förderung meiner PV-Anlage von gut 2.000 Euro kündigt sich noch über den Bund an. In Vorarlberg hat die Antragstellung die Errichterfirma (!) übernommen. (Vermutlich kommt man damit um technische Probleme herum.)

Der Klimaeffekt

Die Firma, die die PV-Anlage errichtet hat, stellt mir auch eine Software zur Verfügung, mit der ich nicht nur die Stromproduktion, sondern auch den Stromverbrauch des Hauses sehen kann. Außerdem rechnet diese Software die Ersparnis an CO2-Emissionen auf der Basis eines durchschnittlichen Strommixes aus.

Im Juli waren das ca. 685 kg an eingespartem CO2, im August ca. 585 kg, in Summe also mit 1.270 kg deutlich mehr als eine Tonne CO2. Das rechnet die Software auch in anschauliche 5155 Autokilometer (eines Autos mit Verbrennungsmotor) oder 33 Bäume, die der Luft so viel CO2 entnehmen könnten, um.

Autarkie?

Wir haben ein Vielfaches des Stroms produziert, den wir verbraucht haben. Trotzdem sind wir Teil des internationalen Stromnetzes und von diesem abhängig. In der Nacht produziert meine PV-Anlage keinen Strom, aber mein Haus braucht einen: der Kühlschrank läuft durch, der Router ebenfalls, bald auch noch die Wärmepumpe. Im Juli konnten wir im Schnitt ca. 53% des verbrauchten Stroms selbst erzeugen, im August ca. 50%.

Ich habe mich kurz mit dem Gedanken getragen, noch einen Stromspeicher, eine „Batterie“ anzuschaffen. Mit einem eigenen Stromspeicher könnte ich den Strom für den nächtlichen Verbrauch untertags herstellen und am Abend und in der Nacht verbrauchen. Ich wäre einer Autarkie also näher; ich wäre auch bei einem Blackout etwas unabhängiger.

Ich habe mir ein Angebot eingeholt: das war in zweifacher Hinsicht enttäuschend: es lag preislich sehr hoch und die Energiemenge, die gespeichert werden könnte, war nicht mehr als etwa eine Tagesproduktion. Ich denke, es war ein Abwimmelangebot: schließlich hat mein Stromlieferant wenig Interesse, dass ich von seinen Lieferungen völlig unabhängig werde.

Die Politik hat die Stromkonzerne mittlerweile so weit, dass sie die dezentrale Stromproduktion über PV-Anlagen einigermaßen unterstützen. Die nächsten Schritte müssen aber folgen.

Ausblick

Jetzt kommt der Herbst, dann der Winter. Die Sonne geht später auf und früher unter: die tägliche Stromproduktion wird also kürzer – das war im August bereits zu bemerken. Die Sonnenstrahlen fallen flacher ein: die täglichen Spitzen der Stromerzeugung werden geringer ausfallen – auch das war schon zu sehen. Der Sonnenstand wird öfter mit der Topographie der umliegenden Berge kollidieren: es wird zu momentanen Sonnenunterängen hinter Bergspitzen kommen – und dementsprechenden Verlusten (- aber natürlich auch entsprechenden Sonnenaufgängen). Außerdem wird die Bewölkung zunehmen – obwohl auch schon Juli und August ziemlich bewölkt und regnerisch, zum Teil sogar stürmisch waren.

Es wird also sehr spannend werden, wie sich die Stromerzeugung in den nächsten Monaten darstellen wird. (Der September lässt sich mit gut 46 kWh am 1.9. um 18 Uhr jedenfalls gut an, besser als der Juli und der August.)

Transfer

Nicht jeder Mensch verfügt über ein Hausdach, auf dem er eine PV-Anlage errichten kann. Manchmal fehlt es auch an den finanziellen Mitteln – wir reden von einer Investition, die etwa 10 Jahre für ihre Amortisation benötigt. Viele Menschen wohnen in Mietshäusern und teilen ihr Dach mit vielen anderen – wie kann man da eine gemeinsame Investition und einen gemeinsamen Nutzen organisieren?

Man muss über Modelle nachdenken, in denen man auch Mietshäuser und ihre Bewohner*innen mit den Vorzügen einer PV-Anlage auf dem Dach versorgen kann. Es gibt gute Modelle. Mein Freund D.M. hat mich z.B. auf das Modell der Stadt Dornbirn als „best practice“ hingewiesen:

Die Stadt hat den Bau von Photovoltaikanlagen auf gemeindeeigenen Dächern mit „Sonnenscheinen“ finanziert. 499 Anteile zu je € 500 wurden innerhalb von 10 Tagen verkauft. Mit dem Geld wurden Photovoltaikanlagen auf einer Fläche von 1.400 qm errichtet. Verkürzt dargestellt, erhalten die Besitzerinnen der Anteile in 10 Jahren € 600,- zurück. [… pro Jahr ein Gutschein von € 60,-]
Clever auch die Rückzahlungsform, die Dornbirn wohl von Heini Staudinger abgeschaut hat. Ausgegeben werden Gutscheine, die in Dornbirner Geschäften eingelöst werden können. Die Kaufkraft bleibt damit vor Ort.
https://www.dornbirn.at/leben-in-dornbirn/umwelt/sonnenkraftwerk
https://vorarlberg.orf.at/stories/3150404/

Dieses Modell löst die Menschen davon, dass sie über „Dachanteile“ verfügen müssen. Die Stadt hat gemeindeeigene Dächer und gibt für die PV-Anlagen auf diesen Dächern Stromanteilscheine („Sonnenscheine“) aus. Das löst das Problem für gemeindeeigene Dächer. (Ähnlich könnten Wohnbaugenossenschaften oder sogar Hausverwaltungen agieren.)


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Jan Kees
Jan Kees
1 Jahr alt

Die Speicherung von überflüssigem Strom in Batterien ist eine Katastrophe.
Viel zu teuer, zu wenig kapazität und nicht umweltfreundlich [betr. Herstellung].
Wird z.B Lünersee im Sommer mit Solarenergie voll gepumpt und im Winter das wasser wieder ganz hinuntergelassen?
Meiner Meinung nach die ideale Losung, jedenfalls in eurer Gegend.

michael b.
michael b.
1 Jahr alt
Reply to  Jan Kees

hi, ja, das ist das prinzip von pumpspeicherkraftwerken. wir pumpen mit billigem strom das wasser hinauf und lassen es, wenn wir den strom teuer verkaufen können, wieder über turbinen hinunter. ich hab mir in letzter zeit aber sagen lassen müssen, dass das eine vereinfachte darstellung sei; das sei in der realität durchaus komplizierter. (es braucht da anscheinend eine mindest-strommenge, damit man den prozess überhaupt starten kann …) im fall von pv-anlagen geht es um stromspeicher „im haus“; da kann unter umständen auch ein e-auto verwendet werden. (hab ich aber auch nicht.) aber offensichtlich ist die speichertechnologie da noch ziemlich ausbaubedürftig.… Mehr »

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[…] Photovoltaik-Anlage in Bürs (Vorarlberg) macht mir immer noch Freude. Bis 31.8. habe ich berichtet. Und es wird spannend […]

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[…] habe ich im Oktober in Betrieb genommen. (Ich habe über die Fortschritte mehrfach berichtet: am 1.9., am 1.10., am 1.11., am […]

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