Laut ORF online sind im Laufe des Jahres 2018 nach Angaben des UN-Flüchtlingskommissariats (UNHCR) über 2.000 Menschen im Mittelmeer beim Versuch, nach Europa zu kommen, gestorben. Umgekommen. 2.000, derzeit schon. In den letzten beiden Jahren waren es mehr.
Ebenso haben laut UNHCR im Jahr 2018 105.000 Menschen um Asyl angesucht. Über 100.000! In Anbetracht einer EU-Bevölkerung von ca. 512 Millionen Menschen könnte man das folgendermaßen in einem Tortendiagramm darstellen:
Der blaue Sektor sind die EU-BürgerInnen. Der grüne Sektor sind die Asylanträge.
Sie sehen keinen grünen Sektor? Sie müssen ganz, ganz genau hinschaun. Er ist sehr sehr klein.
Aber Asylsuchende sind das eine. Es gibt auch andere Menschen, die einwandern. „Gastarbeiter“ hießen sie früher. Oder z.B. StudentInnen. Das sind deutlich mehr; ca. 0,5% der Bevölkerung in Europa, pro Jahr. Als Tortendiagramm:
Der rote Sektor repräsentiert die MigrantInnen, die jährlich dazukommen. Die tun der Bevölkerungspyramide gut.
Aber die MigrantInnen sind in Europa ungleich verteilt. In 2 EU-Ländern kommen auf 1.000 EinwohnerInnen bereits 40 (in Worten: vierzig!) MigrantInnen: in Luxemburg und Malta. Im Durchschnitt wie gesagt 5 auf 1.000 pro Jahr. Diesmal ein Säulendiagramm:
Quelle: https://ec.europa.eu/eurostat/statistics-explained/index.php/Migration_and_migrant_population_statistics/de (Obwohl: dieser Grafik vertraue ich nicht ganz. Es ist sehr unwahrscheinlich, dass nur 5 Länder unter dem Schnitt sind, 23 aber drüber. Ich such noch Besseres. Der Schnitt müsste sich bei ungefähr 10 pro 1.000 EinwohnerInnen belaufen, also eineR auf 100. Aber die Grafik ist auch nicht von mir.)
In Österreich sind es auf 1.000 EinwohnerInnen 15 MigrantInnen. Also 1-2 auf 100 Leute. Müssen wir da Angst haben?
Wenn eines Tages ganze Kontinente aufstehen und Revolution machen – als globalisierter „Terrorismus“ z.B.: sage keiner, er habe es nicht gewusst. Wir sind der privilegierte Teil der Welt; wir könnten es ändern. Aber wir lassen uns von den Rechtspopulisten „Angst“ einjagen.
Angst wovor? Irreal. Irre.
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Damit wir uns nicht missverstehen: Ich sage nicht: kommt alle zu uns, alle die ihr mühselig und beladen seid (Matth 11,28). Massenflucht ist keine Dauerlösung. Aber sie ist verständlich. Die Lösung wäre – und da bin ich vielleicht sogar mit Kanzler Kurz einer Meinung – die Verhältnisse in Afrika und im Nahen Osten so zu verbessern, dass die Menschen im Großen und Ganzen gern dort bleiben.
Nur die Zeitpläne sind anders. Kurz will zuerst die Flüchtlinge weghaben, und dann – verspricht er – gibt es Entwicklung in Afrika. Das ist der alte Glasperlentrick aller Kolonialisten. Es muss umgekehrt sein: so lange die Zustände in Afrika unmenschlich sind, müssen wir mit Flüchtlingen rechnen und sie menschlich behandeln. Wenn die Zustände in Afrika und im Nahen Osten wesentlich besser sind, werden dann eh nur mehr sehr wenige kommen.
Naja, meiner Meinung nach bist du da mit Kurz ganz und gar nicht einer Meinung, und zwar aus drei simplen Gründen: Erstens denke ich, Kurz interessiert es in Wirklichkeit überhaupt nicht, die Verhältnisse in Afrika und dem Nahen Osten soweit zu verbessern, dass keine Flüchtlinge mehr kommen; meiner Meinung nach sind das reine Lippenbekenntnisse von ihm, um sich selbst als wohlwollend darzustellen, ohne sich auch die Arbeit dafür antun zu wollen. Zweitens denke ich, Kurz will in Wahrheit einfach nur Flüchtlinge nach dem Motto „aus den Augen, aus dem Sinn“ aus Österreich draussen halten bzw. Flüchtlinge, die bereits hier sind,… Mehr »
danke für deinen beitrag. ich glaube auch, dass ich mit dem kanzler letztlich nicht einer meinung bin. deswegen auch das „vielleicht“. kurz spricht bloß große worte – du nennst es „lippenbekenntnisse“. am 9.9. hab ich die kurz’sche afrikapolitik schon einmal behandelt: „Der Kanzler entdeckt den Markt Afrika“, http://www.buerkle.work/kanzler_entdeckt_afrika/
m.b.