Gestern wurde ich im Rahmen meiner Reha zum ersten Mal zu einer „Elektrotherapie“ geschickt, genannt „Hydro-Jet“. Ich war gespannt, wie man da in der Reha elektrischen Strom einsetzt.
Und wurde beinahe enttäuscht. Der Hydro-Jet sieht zunächst einmal so aus wie ein Solarium: eine Liege, darüber ein Deckel, den man herunterklappen kann. Aber im Deckel waren keine Strahlungskörper, sondern nur ein Bedienfeld mit ein paar Tasten: man kann Farben einstellen, Musik einschalten usw.
Elektrotherapie?
Das Ganze ist schlicht ein Wasserbett, in dessen Wassermatratze offenbar bewegliche Düsen eingebaut sind, die innerhalb des Wassers starke Wellen oder Strömungen verursachen. Und die massieren den Körper des Menschen, der darauf liegt. Du spürst die Wellen zuerst im Nackenbereich, dann geht das den Rücken hinunter bis in den Lendenbereich, und dann fahren die Düsen (die man nicht sieht) wieder Richtung Kopf. Und so weiter. Auf diese Weise erfährt dein Körper 15 Minuten lang eine durchaus angenehme „Massage“.
Gesteuert werden die Düsen von einer Software, die man vermutlich auch über Parameter steuern kann.
Am Schluss hat mich die Physiotherapeutin gefragt, obs angenehm war. Ich hab bejaht. Und dazugefügt, dass man auf diese Weise locker Masseur*innnen einsparen kann: eine Physiotherapeutin kann über x „Hydro Jets“ x Klient*innen gleichzeitig mit Massagen versorgen. Man spart Personal ein und verbraucht halt ein bisserl Strom. (Wie viel? Keine Ahnung. Aber man erzeugt jedenfalls Bewegung und Strömung; das kostet schon Strom.)
Die Massagen sind zwar nicht gerade individuell, sondern programmiert, aber auf die Art und Weise bekommen alle Klient*innen die gleiche – ja: – „Qualität“. Dass so ein Gerät Strom verbraucht, war das einzige, was ich an „Elektrotherapie“ feststellen konnte.
Heute war ich wieder dort. Und siehe da: die Physiotherapeutin konnte sich an mein Argument von gestern erinnern. „Ja, wir diskutieren auch selbst, dass man da Therapeuten einsparen kann“, stellte sie heute fest.
Die Richtung stimmt nicht
Ich glaub, die Richtung stimmt da nicht. Wir sollten als Menschheit 1. weniger Energie verbrauchen und 2. Arbeit besser verteilen. Es wäre klüger, Therapeut*innen auszubilden, zu vernünftigen Bedingungen einzustellen und arbeiten zu lassen, als in elektrisch betriebene Wasserbetten mit Düsen für quasi-Massagen zu investieren. Überall dort, wo es um menschliche Begegnung geht – also jedenfalls in der Psychotherapie, in der Physiotherapie, in der Therapie überhaupt, in der Medizin – aber auch in der Bildung: dort braucht es Menschen. Nicht nur Leute, die Geräte bedienen.
Wenn ichs auf Schule umlege: mit einem Know-how-Jet-Programm kann ich mit einer einzigen Lehrperson x Schüler*innen mit dem gleichen Lernprogramm bedienen – halt nicht sehr individuell.
Wir müssen in Arbeitsplätze investieren, nicht in Therapie- und Bildungsmaschinen.