Ich habe gestern im Artikel „Österreich – (k)ein Einwanderungsland?“ die These, dass Rechtspopulisten von einer Politik durch Angst machen leben, frei von Quellenangaben gesetzt. Für mich war (ist) die Sache klar: für elementare Wahrheiten braucht man keine Quellenangaben.
Heute als mail aus dem Haus der Begegnung: die Einladung zu einem Vortrag von …
Ruth Wodak: „Politik mit der Angst – Zur Wirkung rechtspopulistischer Diskurse“.
Am Do 8.11., 19 Uhr, Hörsaal 1 SoWi, Universitätsstraße 15
Ruth Wodak steht als Professorin für Sprachwissenschaften und Diskursforschung in Wien und Lancaster in der allerersten Reihe international renommierter österreichischer ForscherInnen. Ich hoff, ich kann dabei sein.
Danke, Haus der Begegnung: Wodak als Quelle nachgeliefert. Besser gehts nicht.
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Und Schlagzeile im Standard von heute: „Trump wettert auch im Wilden Westen gegen Einwanderer“.
Klar wettert er, und klar gegen Einwanderer. Immer geht es gegen „die anderen“, die noch nicht schon lange da sind.
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Rechtspopulismus lebt von der Angst, die er erzeugt. Bei Kurz, bei Strache, bei Kickl, bei Orban, bei Trump. Usw.
Die Nazis hatten es noch „einfacher“. Sie hatten „die Juden“, denen man alles Übel der Welt in die Schuhe schob. Das begann mit der Aufnahme eines z.T. christlich geprägten, latenten Antisemitismus und eskalierte Stufe für Stufe bis zu den Vernichtungslagern, in denen die Unmenschlichkeit Millionen ermordete.
So weit sind die heutigen Rechtspopulisten (noch) nicht. Sie haben es auch schwieriger. „Die Türken“ sind aus unserer Gesellschaft objektiv nicht wegzudenken; „die Moslems“ eignen sich für die Verhetzung eh schon halbwegs – ein paar fundamentalistische von ihnen lassen sich gut zum Feind aufblasen, und auf (womöglich muslimische) Einwanderer lassen sich viele Ängste relativ gut projizieren.
Ich unterstelle unseren heutigen Rechtspopulisten nicht, dass sie letztlich nazi-artig Vernichtungslager bauen wollen. Sie wollen mithilfe der Angst „nur“ die nächste Wahl gewinnen. Sie beschränken sich mit „Anlandeplattformen“ auf kleinere Konzentrationslager in Nordafrika. Sie bringen nicht Millionen um; sie lassen „nur“ Tausende in Lagern und im Mittelmeer sterben und erklären, die seien selber schuld.
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Aber natürlich hat Politik durch Angst eine Dynamik, die den Kurzes und Straches und Orbans und Trumps entgleiten kann. Wenn Politik durch Angst überhand nimmt, kann Stufe für Stufe ein globalisierter Terrorstaat entstehen. Noch können wir uns wehren.
Dass EU und USA von vielen der Verarmten Afrikas, von denen, die von gesunder Nahrung, von ausreichend Wasser, von Gesundheit und Bildung seit Generationen systematisch ferngehalten werden, auch jetzt schon als Terrorregime wahrgenommen werden, sollte klar sein.