„etwa 200 Terroristen eliminiert“, „Krankenhäuser nicht mehr funktionsfähig“
Euphemismen lügen
Ein israelischer Armeesprecher hat die kriegerischen Auseinandersetzungen rund um das Al-Schifa-Krankenhaus in Gaza als „präzise“, „vorsichtig“, geradezu „chirurgisch“ bezeichnet; es seien „etwa 200 Terroristen eliminiert“ worden, es seien „Krankenhäuser nicht mehr funktionsfähig“.
Das sind übliche, also üble Euphemismen des Krieges. Aber in ihrer Häufung erweisen sie sich als Lügen. Man kann nicht „präzise etwa 200 Terroristen eliminieren“; man kann nicht „vorsichtig und chirurgisch Krankenhäuser funktionsunfähig schießen“.
Ich will die Ausdrucksweise des israelischen Armeesprechers gar nicht über Gebühr kritisieren. Es sind die übl(ich)en Beschönigungen von Aggressoren. Wir kennen das auch von Putin, auch aus den USA – ich denke da an den Krieg im Irak.
Kulturelles Herumeiern
Ich stelle fest und kann es im profil vom Samstag nachlesen: die weltweite Kulturszene ist zwischen Hamas-Freunden, Hamas-Feinden, Israel-Feinden und Israel-Freunden offenbar hoffnungslos zerstritten. Wer Palästinenser unterstützt, wird schnell zum Antisemiten. Wer Israel ein Verteidigungsrecht zubilligt, ist schnell Rassist.
Ich verstehe das nicht; es wäre alles so einfach. Vielleicht beginnen wir zu unterscheiden zwischen Palästinenserinnen und Palästinensern einerseits und Terroristen andrerseits. Zwischen Jüdinnen und Juden einerseits und der israelischen Regierung und ihrer Armee andrerseits. Es gibt sehr viele Palästinenserinnen und Palästinenser, die keine Terroristen sind, und es gibt sehr viele Jüdinnen und Juden, die die katastrophale Politik der gegenwärtigen israelischen Regierung völlig ablehnen. Es gibt auf beiden Seiten viele Vernünftige und auf beiden Seiten Vertreter*innen des politischen Irrsinns.
[…] Die israelische Armee prahlt immer wieder mit der „Präzision“ ihrer Angriffe: dass das kriegsübliches leeres Gerede ist, wird immer klarer. Ich habe das schon kürzlich ausgeführt. […]