Heute bringt der ORF-Burgenland ein Interview mit dem burgenländischen Bischof Ägidius Zsifkovics. Da fallen seltene Worte:
zu Ostern:
Ostern kann heißen, dass es ein Leben nach dem Tod gibt, aber Ostern muss gleichzeitig auch heißen, dass das Leben hier auf Erden wandelbar ist.
Es kann heißen, dass es ein Leben nach dem Tod gibt! Aber dann könnte es ja auch sein, dass es keines gibt. Ja, und: das Leben hier auf Erden sei „wandelbar“ …
Ich persönlich weiß schon lange, dass das Leben „auf Erden“ wandelbar ist – ich arbeite jeden Tag daran; und ich weiß, dass es nach dem Tod keines gibt, denn der Tod ist das Ende des Lebens. Wenn wir uns über andere Bedeutungen von Tod unterhalten wollen – bitte! Gern.
zum Alter:
wir haben hier sehr, sehr große Aufgaben, als Christen ganz besonders, dass wir den Schutz des Lebens in den Mittelpunkt stellen, und zwar des Lebens von der Geburt bis zum natürlichen Ende.
Ja, das ist sehr vernünftig. Das Leben beginnt mit der Geburt (und endet mit dem Tod). Alles vor der Geburt muss gesondert betrachtet werden.
zum Zölibat:
die ganze Kirche ist hier gefordert, nachzudenken, ob wir dieses nicht göttliche Gesetz, sondern dieses kirchliche Gesetz nicht auch einer Erneuerung, einer Änderung unterziehen, und zwar in der Hinsicht, dass man es freistellt.
Der Bischof hat Notwendigkeiten erkannt. Schon der Papst hat ja den absoluten Anspruch des Zölibats verneint. Ja, es ist ein Verbrechen, Priester zum Zölibat zu zwingen und damit Tausenden Priesterkindern eine Vaterfigur zu verweigern. Es ist unverantwortlich, Tausende Männer als Ehelose gefügig und abhängig zu machen.
zur Klimakrise:
Also ich muss sagen, das ist ja ein Hilfeschrei der jungen Generation, um die Bewahrung der Schöpfung voranzutreiben und hier wirklich auch konkrete Taten folgen zu lassen. Und ob die Methode die richtige ist, ich glaube, das ist dahingestellt.
Ja, ich kann da kaum widersprechen. Die Methoden sind jedenfalls so, dass sie das Thema und die Diskussion wach halten. Das ist nicht die Lösung, aber auch schon was wert.
Ändert sich etwas?
Offenbar erkennen immer mehr Menschen in der römischen Kirche, dass ihr immer mehr Menschen davon laufen. Es sind gravierende Änderungen fällig; da geraten auch Dogmen ins Wanken. Der Zölibat, der im 20. Jahrhundert noch „mit Zähnen und Klauen“ verteidigt worden ist, wird als „kirchliches“, also reformierbares Gesetz erkannt. Da ist es nicht mehr weit bis zur Aufhebung der Unfehlbarkeit des Papstes – auch ein kirchliches Gesetz und dazu noch ein Dogma.
Ich habe mich schon seit Langem von diesem „Verein“ verabschiedet; ich habe zu einem stabilen, in sich gefestigten agnostischen Atheismus gefunden und war eigentlich mit der Isolation, in die sich die katholische Kirche begeben hatte, ganz zufrieden. „Je mehr im Winkel, desto weniger Einfluss, desto weniger können sie anstellen“, hab ich mir gedacht – aber auch das hat nicht wirklich gestimmt, denn in den düsteren Winkeln ist auch sehr viel Unrecht geschehen.
Bischof Zsifkovics versucht, die Kirche aus den düsteren Ecken wieder etwas mehr in die Mitte der Gesellschaft zu holen. Das finde ich zunächst beinahe beunruhigend; andrerseits erkenne ich die Erleichterung, die das vielen in der Kirche engagierten Menschen, die ich schätze, bringt.