Eine hohe Inflation
Österreich hat eine für Europa relativ hohe Inflation. Gerade ist die wieder auf ca. 7,8% gestiegen. Das ist ein lästiges Problem – viele Leute leiden darunter: mehr als unter dem Klimawandel. (Dabei ist der Klimawandel das viel viel größere Problem. Wenn wir ihn nicht unter Kontrolle kriegen, wird er uns langfristig noch viel viel mehr Inflation – und Dürren, Überschwemmungen, Muren und Erdstürze, und Arbeitslosigkeit und Krieg und Hunger – bescheren. Ich persönlich leide individuell wenig unter der Inflation: die zwei größten Inflationstreiber – fossile Treibstoffe und Gastronomie – betreffen mich praktisch nicht. Ich hab kein Auto und geh nur wenig aus.)
Die Währungshüter meinen
Die Österreichische Nationalbank (OeNB) hat jetzt eine Analyse der österreichischen Situation herausgegeben. Das scheint mir eine profunde Arbeit zu sein. Man findet sie unter dem griffigen Titel „Was treibt die Inflation in Österreich – Energieimporte, Profite oder Löhne?“ auf der Seite der OeNB. Die Autoren sind Friedrich Fritzer, Lukas Reiss und Martin Schneider.
Die Analyse kommt zu einem nicht völlig erwartbaren Schluss: natürlich war der erste Antrieb der Inflation die Teuerung der Energieimporte durch den Ukraine-Krieg und durch die hohe Abhängigkeit Österreichs von russischem Öl und Gas. (Da haben sich einige Vorgängerregierungen verspekuliert, als man Putin hofierte und mit ihm langfristige Lieferverträge aushandeln ließ, aus denen man heute kaum einen Ausstieg findet – wissmaeh!)
So weit so klar und erwartbar. Die Autoren schreiben:
Unsere Ergebnisse zeigen, dass der ab Mitte 2021 zu beobachtende Inflationsanstieg zunächst durch stark gestiegene Importpreise – insbesondere für Energie und verarbeitete Güter – ausgelöst wurde.
Aber dann:
Die Autoren schreiben:
Seit Mitte des Jahres 2022 sind aber zunehmend Zweitrundeneffekte zu beobachten: Steigende Unternehmensgewinne verstärkten den Preisauftrieb – zuerst hauptsächlich im Energiesektor, später aber auch in anderen Wirtschaftsbereichen.
Mit anderen Worten: die österreichischen Unternehmen haben die Inflation genützt, um ihre Verkaufspreise über das Maß zu erhöhen und damit die Gewinne zu erhöhen. Der ORF titelt: „Firmengewinne heizten Inflation an“. Staatlich tolerierter Kapitalismus.
Die Folge
Und was passiert, wenn die Inflation hoch ist? Die Gewerkschaften stellen hohe Lohnforderungen, schließlich müssen sie versuchen, den Lebensstandard ihrer Mitglieder zu sichern. Es kommt, wie es kommen muss:
Weitere Zweitrundeneffekte in Gestalt stärkerer Lohnzuwächse sind ab dem Jahreswechsel 2022/23 erkennbar.
Also: im Jahr 2023 haben dann auch noch die durch die Inflation zu erhöhenden Löhne zu einer weiteren Steigerung der Inflation beigetragen. Zuerst waren aber die Gewinne!
No na ned.
(Die Regierungspolitik hat übrigens auch noch ein bisserl was zur Inflationsspirale beigetragen. Statt Maßnahmen gegen die Teuerung zu setzen, hat sie die Teuerung prinzipiell als gegeben hingenommen und durch zusätzliche Zahlungen – diverse „Boni“ – dafür gesorgt, dass die Bürger*innen die erhöhten Preise auch noch zahlen konnten)
Schlamassel
Jetzt müssen wir irgendwie aus diesem Schlamassel, aus dieser Spirale wieder herauskommen. Die Gewerkschaften haben bereits hohe Lohnforderungen angekündigt.
Das wird schwierig.