michael bürkle

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Michael Bürkle

Ein oberfauler Kompromiss

Die Verbrennungsmotoren bleiben erhalten.

Da haben sich die Verbrennungsmotoren-Agenten – Wissing, Nehammer, Scholz – also durchgesetzt: auch nach 2035 können in der EU Autos mit Verbrennungsmotoren zugelassen werden.

Das bremst die Innovationen in der deutschen Autoindustrie. Man baut also weiterhin Verbrennungsmotoren. Und weiterhin kann der deutsche (und der österreichische) Autofahrer aufs Gas steigen: Brrrrummmm!

(Übrigens: „Wissing“ ist Volker Wissing, der deutsche Verkehrsminister, den die FDP stellt.)

Aber …!

Aber trotzdem muss sogar die deutsche Auto-Industrie umstellen. Verbrennungsmotoren werden nach 2035 nur in Autos zugelassen, „die ausschließlich CO2-neutrale Kraftstoffe tanken“. Also E-Fuels. Also teuer. Sehr teuer.

Geldsäcke – `tschuldigen: „reiche Menschen“ – können also nach 2035 immer noch in neuen Autos aufs Gas steigen: Brrrrummmm! Man muss sich das dann halt leisten können!

Das ist der naive Schluss. Dafür lassen sich Wissing und Nehammer jetzt feiern. Toll.

Aber … das eigentliche Problem

Das eigentliche Problem besteht darin, dass diese sogenannte „Lösung“ eine Insel-Lösung werden wird. Wenn alle Welt – v.a. China und die USA – auf das batterieelektrische Fahrzeug umsteigen wird, werden die deutschen Autokonzerne, die teure E-Fuels weiterhin in Verbrennungsmotoren verbrennen wollen, bald sehr allein dastehen. Das ist eine technologische Sackgasse. Das wird letztlich Arbeitsplätze kosten – und zwar en masse. (Gut: das ist den „Top-Managern“ bei Porsche und BMW wurscht; die kriegen ihre Boni trotzdem.)

Ich empfehle dazu die Lektüre des Interviews, das ORF-Redakteur Martin Thür mit Prof. Ferdinand Dudenhöffer in der ZiB 2 geführt hat. Prof. Dudenhöffer ist Wirtschaftswissenschaftler und Direktor des Center for Automotive Research (CAR) an der Universität Duisburg-Essen und gilt als DER Kenner der Autoindustrie in Deutschland.

Die Tragiken

Ich sehe zwei Tragiken. Die Kurzsichtigen – wie Wissing und Nehammer – gaukeln eine „Zukunft der Verbrennung“ vor und bremsen damit den Ausstieg aus der CO2-Emission und beschleunigen damit indirekt den Klimawandel. Sie „vertrauen auf Technologie und Innovation“ – wie sie das nennen – und übersehen bzw. ignorieren völlig, dass damit Klima-Kipp-Punkte überschritten werden, die zu irreversiblen Klimaveränderungen führen.

Das kostet Lebensqualität für Millionen Menschen. Und Menschenleben.

Außerdem gefährden sie auf lange Sicht industrielle Arbeitsplätze, die man retten könnte, wenn man jetzt mit dem Umstieg beginnt. Diese Arbeitsplätze werden nach und nach abwandern. Aber Wissing und Nehammer werden 2035 oder 2040 nicht mehr dafür gerade stehen müssen.

Alles in allem: ein oberfauler Kompromiss!


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