Gruber
Der oberösterreichische FPÖ-Landtagsabgeordnete Michael Gruber führt für den Nationalrat einen Vorzugsstimmenwahlkampf – mit Videos. In einem Video – ich kanns und wills nicht zeigen – zerknüllt er eine Regenbogenfahne und wirft sie in den Müll. Er spricht über „linke degenerierte Politik“; Gruber will „Aufräumen für Österreich“, labert von „96 Geschlechtern und Regenbogen“. Und, last not least: „Es brauche lediglich „ein Manderl, ein Weiberl, und dann gibt es Kinder“.
Ich fürchte, der Mann ist ein „normaler“ FPÖler, auch mit der Intelligenz und dem Wissen eines solchen. Er hat keine Ahnung, wovon er spricht. Natürlich darf man eine Regenbogenfahne zerreißen; das ist nicht strafbar. Aber man bezieht damit Stellung zum jahrhundertelangen Kampf von Menschen, die nicht heterosexuell waren – nicht „Manderl und Weiberl“, und die deswegen unterdrückt und verfolgt wurden. Die hat es immer schon gegeben; es gibt viele verschiedene Formen der Sexualität und wichtig ist nur, dass Sexualität ohne Zwang und Gewalt ausgeübt wird. Auch heterosexuelle Partnerschaften können bösartig sein, wenn sie auf Gewalt und Ausbeutung beruhen – und das tun sie leider oft genug. Die Femizide zeugen davon. Sonst soll bitte lieben können wer immer wen immer will. Das geht die Gesetze nichts an. Die Gesetze sind beinahe schon so weit! Welch Fortschritt.
Wie simpel dagegen das Weltbild Herrn Grubers ist …
Homogenität
Die FPÖ will „Homogenität“ in der Bevölkerung: alle sollen gleich sein, „homogen“. Das fordert sie im Wahlprogramm. Das ist an sich der völlige Irrsinn. Aber die meisten werden das nicht lesen und wenn sie es lesen, werden sie es nicht verstehen.
Doch halt …
Was der normale FPÖ-Kandidat Gruber mit einer Regenbogenfahne macht, ist nicht strafbar. Es ist nur grandios dumm. Was aber strafbar sein könnte, ist die Verwendung des Adjektivs degeneriert für politische Gegner. Das ist echtes Nazi-Vokabular. Das verwendet man nicht für Menschen und ihre Tätigkeiten, nicht einmal für die politischen Gegner.
Ich bin mir sicher: das weiß Gruber – wenn überhaupt – erst seit sehr kurzer Zeit. So gescheit ist er an sich nicht; so weit denkt er nicht. Aber Unwissenheit schützt doch vor Strafe nicht: ich denke, man müsste ihn wegen Verhetzung und nationalsozialistischer Wiederbetätigung anzeigen.
Kann man …
… solche Dodln wählen? Man kann, aber es ist ein schwerer Fehler. Man wird dann unter Umständen von solchen Dodln regiert.
Die „Kronen-Zeitung“ meint „FPÖler wirft Regenbogenfahne weg – und Linke toben“. Blödsinn! Deswegen tobe ich noch lange nicht. Mir tut der arme Mann hauptsächlich leid. Und alle, die unter ihm leiden, auch.