michael bürkle

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Michael Bürkle

Noch einmal VWA

Heute im Standard ein interessanter Artikel: „Das Aus der vorwissenschaftlichen Arbeit – ein Fehler?“ (Elektronisch hieß das noch „Das hastige Aus der vorwissenschaftlichen Arbeit – ein Fehler?“). Autorin ist Corinna Hörmann, Universitätsassistentin an der Abteilung für Mint-Didaktik der Johannes-Kepler-Universität Linz. („Mint“ steht hier für „Mathematik, Informatik, Naturwissenschaften, Technik“ – für nicht so Eingeweihte.)

Frau Hörmann ist scheinbar anderer Meinung als ich: ich habe schon mehrfach die Verpflichtung zu einer sog. „Vorwissenschaftlichen Arbeit“ an den Gymnasien für Unsinn erklärt, z.B. am 13.2. als „VWA nicht verpflichtend?“ und geradezu als „Siegesmeldung“ „VWA: Ich habe gewonnen!“ am 4.6.

Frau Hörmann betont dagegen die Wichtigkeit der Auseinandersetzung mit wissenschaftlichen Methoden – unabhängig davon, ob die jungen Leute später studieren oder nicht.

Differenzen?

Wir sind aber gar nicht so weit auseinander, denk ich mir. Ich bin durchaus dafür, dass Schülerinnen und Schüler eine VWA schreiben dürfen, wenn sie das wollen – so wie früher bei der sog. „Fachbereichsarbeit“. Ich bin auch dafür, dass es dazu eine Ausbildung gibt, und zwar nicht nur eine „seichte“ in irgendwelchen workshops am Nachmittag, die die Jugendlichen dann besuchen – oder auch nicht. An meiner früheren Schule haben wir – ca. 2010 – ein Pflichtfach „Grundlagen des Wissenschaftlichen Arbeitens“ entworfen und eingeführt und ich habe das Konzept dann an „meine“ eigene Schule – das Abendgymnasium Innsbruck – mitgenommen.

Das soll bleiben – es wird weiterhin gebraucht, für alle, die eine VWA schreiben wollen und für alle anderen, die sich durchaus damit beschäftigen sollen, was es heißt (oder mindestens heißen würde), wissenschaftlich zu arbeiten. Das ist ein Pflichtfach und das ist richtig so.

Nicht richtig finde ich, von 16-, 17-jährigen zu verlangen, das in einer Prüfungsarbeit dann durchführen zu müssen. Da sind viele massiv überfordert: nicht nur die Schüler*innen, sondern auch Elternhäuser und Betreuungslehrer*innen. Und das führt dann zu den Missbräuchen, die feststellbar sind und die ich beschrieben habe. (Man kann viel davon mit Geldeinsatz lösen, wenn man das Geld hat. Ganz billig ist es nicht.) Nein, nicht die KI ist das Problem, sondern die Ausbildung (bzw. ihr Fehlen) und die Kommunikation im Betreuungsprozess.

(Auch wir damals, vor nun 50 Jahren, mussten wissenschaftliches Arbeiten lernen. Wir haben das aber nicht im Gymnasium gelernt, sondern an der Uni; die hat sich damals noch dafür zuständig gefühlt. Das wäre sie m.E. heute noch. Man kann das nicht einfach an die Schule verlagern; die Schule hat noch viele andere Probleme zu lösen.)


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corinna hörmann
corinna hörmann
4 Monate alt

Mir gefällt Ihr Blog – sehr interessante Beiträge! Wie immer gibt es solche und solche Ansichten. Auch ich habe jahrelang an einem Gymnasium unterrichtet (auch die Fächer M und Inf 🙂 ).
Aber wir liegen nicht weit auseinander. Dass es unbedingt Verbesserungen braucht, um die VWA (wenn verpflichtend) aufrechtzuerhalten, ist für mich klar. Ein Pflichtfach wie Ihres (oder in ähnlicher Art) wäre großartig. Leider hatte ich nur eine begrenzte Zeichenanzahl – ich könnte viel mehr zu dem Thema schreiben.
Mich stören Schnellschüsse der jetzigen Politik einfach sehr.
Beste Grüße,
Corinna Hörmann

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