Ein paar Betrachtungen zur Präsidentenwahl, die ich so sonst noch nicht gesehen habe.
Haben Sie mitbekommen, dass …
- … das „hervorragende Ergebnis“ von FPÖ-Kandidat Norbert Hofer eine fulminante Niederlage war?
Hofer hat zwischen dem 22.5. und dem 4.12. fast 100.000 Stimmen eingebüßt (genau 95.993), obwohl die Wahlbeteiligung höher war. Offenbar hat Hofer am 22.5. den Plafond seines Potenzials erreicht.
Für einen „netten, freundlichen, lächelnden Alltags(-rechts-)populisten von nebenan“ kann sich derzeit etwa ein Drittel der Bevölkerung erwärmen. Nicht mehr. - … van der Bellen zwischen Mai und Dezember mehr als doppelt so viele Stimmen gewonnen wie Hofer verloren hat, nämlich 221.375?
Das geht nur, weil auch ca. 200.000 Nicht-WählerInnen vom Mai im Dezember zur Wahl gingen und die praktisch alle van der Bellen wählten.
Offenbar haben sehr viele zum ersten Mal und auch „aus Not“ van der Bellen gewählt. Wenn es „draufankommt“, lassen sich viele Menschen doch mobilisieren. - … sich der Vorsprung van der Bellens auf Hofer in den letzten 6 Monaten mehr als verelffacht hat?
Von 30.863 auf 348.231.
(In meiner Heimatgemeinde Rum übrigens versechzehnfacht!)
van der Bellen hat dazugewonnen, aber er hat so deutlich gewonnen, weil Hofer außerdem auch noch verloren hat. - … es am 22.5. noch drei einigermaßen gleich große Gruppen (für van der Bellen 35,3%, für Hofer 34,8%, für keinen von beiden 29,9%) gegeben hat, nicht aber am 4.12.?
(Am 4.12. für van der Bellen 38,6%, für Hofer 33,2%, für keinen von beiden 28,2%) - … höhere Wahlbeteiligung gegen extremistische und populistische Politik schützt?
(Das „populistischste Viertel“ der WählerInnen hat nur dann eine Mehrheit, wenn die Wahlbeteiligung unter 50% liegt – s. USA)
Das Wahlergebnis … zunächst in Stimmen:
Datum | vdB | Hofer | wahlberechtigt | „weiß“ | Differenz vdB – H. |
22.05.16 | 2.251.517 | 2.220.654 | 6.382.507 | 1.910.336 | 30.863 |
04.12.16 | 2.472.892 | 2.124.661 | 6.399.572 | 1.802.019 | 348.231 |
Veränderung seit 22.5. | +221.375 (+9,8%) |
-95.993 (-4,3%) |
+17.065 (+0,3%) |
-108.317 (-5,7%) |
(Mit „weiß“ bezeichne ich hier die Summe der Wahlberechtigten, die sich weder für van der Bellen noch für Hofer entscheiden konnten, egal, ob sie zur Wahl gegangen sind und „ungültig“ gewählt haben oder ob sie ihr Wahlrecht gar nicht genützt haben.)
… dann Prozentanteile „brutto“ und „netto“
„brutto“ denkt „weiß“ noch mit, „netto“ nicht mehr:
% brutto | % netto | |||||
Datum | vdB | Hofer | „weiß“ | vdB | Hofer | Beteiligung |
22.05.16 | 35,28% | 34,79% | 29,93% | 50,35% | 49,65% | 70,07% |
04.12.16 | 38,64% | 33,20% | 28,16% | 53,79% | 46,21% | 71,84% |
Veränderung in %-Punkten | +3,37% | -1,59% | -1,77% | +3,44% | -3,44% | +1,77% |
Am meisten Stimmen sind bei den Nicht-WählerInnen zu gewinnen. Sie, denen die herkömmliche Politik nichts mehr sagt, die die Hoffnung in eine vernünftige Politik verloren haben, die im Normalfall gar nicht mehr zur Wahl gehen, die aber auch nicht FPÖ oder Hofer als deren freundliches Gesicht wählen, die sich im Notfall durch besonderen Einsatz mobilisieren lassen: sie gälte es zu gewinnen, zu überzeugen.
Wow was für factten!
lieber „Gleb“,
naja: ich glaub, das ist jetzt ironisch. so toll ist die feststellung dieser fakten jetzt auch wieder nicht.
m.b.