Es sei zu einer Nachtzugrenaissance gekommen; vermutlich die beste Nachricht des Tages.
Alternativen zur Luftfahrt
Wir brauchen für den kontinentalen Verkehr eine Alternative zur Luftfahrt – die wird bis auf Weiteres unverantwortlich viele Treibhausgase emittieren und muss deutlich eingeschränkt werden. M.E. ist die kontinentale Luftfahrt schnellstens durch Eisenbahnen zu ersetzen – und die interkontinentale auf das notwendige Mindestmaß einzuschränken. Zum „Urlaub nach Chile“ fliegen? – das ist aus der Zeit gefallen! Wer die kranke Großmutter in Sydney besuchen muss, soll fliegen; klar.
Tagungen und Konferenzen
Ja aber für Tagungen und Konferenzen muss man doch fliegen können, höre ich schon. Nein, muss man nicht. Wir haben unter Corona gelernt, dass man auch online tagen kann. Und man kann Tagungsorte gescheit so setzen, dass sie von überall gut per Bahn erreicht werden können. Der europäische Krankenpflegekongress sollte eben nicht unbedingt am äußersten Ende Europas stattfinden: in Glasgow. Da ist es mit dem Zug wirklich beschwerlich: ich hab das einmal recherchiert.
Zug bei Nacht
Der Ausbau des Eisenbahnnetzes in die europäische Nacht hinein war längere Zeit behindert. Vor allem die Deutsche Bahn, die da geographisch eine wichtige Rolle spielen könnte und müsste, hat kläglich versagt. Die ÖBB sind Hieingesprungen – und offenbar ist Tirol zu einem Zentrum der Nachtreisezüge geworden.
Die ÖBB verzeichneten 2024 da anscheinend einen Fahrgastrekord – eine wirklich gute Nachricht, nicht nur für die österreichische Wirtschaft, sondern auch für den europäischen Klimaschutz. Die ÖBB seien „mit 20 Linien der größte Nachtzuganbieter Europas“. Sieh da! Das ist eine „unique selling proposition“ (ein „Alleinstellungsmerkmal“), die (das) sich sehen lassen kann. Ein gutes Zeichen ist auch, dass private Anbieter sich am Geschäft beteiligen wollen. Offenbar ist da ein gutes Geschäft möglich. Die Leute denken um; die Bahnen auch.
Meine Erfahrung
Ich bin einmal in meinem Leben nach Amsterdam geflogen und mehrmals mit dem Nachtzug gefahren. Kein Vergleich. Fliegen ist für mich Stress pur – weniger im Flugzeug, als vor und nach dem Einstieg. Der Zug war entspannend, vom ersten Moment der Reise an.
ungerecht
Was ungerecht ist, sind die Preise. Fliegen wird immer noch und verantwortungslos über die Maßen gefördert und ist viel zu billig. Das gibt es in Österreich als klimaschädliche Subventionen, z.B. die Mineralölsteuerbefreigung für Kerosin und die Umsatzsteuerbefreiung für Tickets bei internationalen Flügen. Beides Relikte längst vergangener Zeiten!
[Übrigens: Die neue Regierung meint dazu auf Seite 154 des Regierungsprogramms im Kapitel „Klimaschutz“: „Schrittweise Ökologisierung klimaschädlicher Subventionen. Diese wird sozial ausgewogen, standortgerecht und inflationsdämpfend gestaltet“. Mal schau’n, was sie zusammenbringen; da steh’n tut’s! Also von mir aus kann „schrittweise“ durchaus in großen Schritten erfolgen.
Im „Gesamtprotokoll“ der FPÖ-ÖVP-Koalitionsverhandlungen vom 4.2. war das Wort „klimaschädlich“ gar nicht zu finden.]
mir ist klar …
… dass meine (scheinbaren) Forderungen nach Flugverboten nicht sehr populär sind; ja, das ist das Gegenteil von populistisch. Ich habe das in einem Artikel vom 13.1.23 über „Rechtfertigungsstrategien“ auch diskutiert. Ich fordere auch keine „Flugverbote“, sondern an sich „Flugvernunft“ – und ich halte „Flugscham“ für ein zeitgerechtes, richtiges Gefühl. Es ist einfach sehr oft gesellschaftlich unvernünftig zu fliegen. Meine Hoffnung ist an sich die Verbreitung dieser Vernunft. Aber mir ist klar, dass ich damit in unserer Politik kein attraktiver Kandidat wäre. Deswegen habe ich die Arbeit innerhalb von Parteien im Wesentlichen auch eingestellt.