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Michael Bürkle

„Mariä Empfängnis“? Und #metoo

Heute ist „Mariä Empfängnis“, in der römisch-katholischen Kirche und in den orthodoxen Kirchen ist das ein hoher Feiertag. Was wird denn da gefeiert?

Datumsangaben

Manche Menschen wundern sich, dass zwischen Mariä Empfängnis (8.12.) und Weihnachten (24.12.) nur 16 Tage liegen. Wer sich wundert, unterliegt einem Missverständnis. Am 25. März, also 9 Monate = eine Schwangerschaftsdauer vor Weihnachten, vor der Geburt des „Jesus“, wird nämlich „Mariä Verkündigung“ gefeiert. Mariä Verkündigung feiert, dass der Engel Gabriel Maria ihre Schwangerschaft „verkündet“; eine „unbefleckte“ Schwangerschaft ohne menschlich zeugenden Vater, veranlasst nur durch den „Heiligen Geist“.

Was passiert 9 Monate nach Mariä Empfängnis, am 8.9.? Da feiern die katholíschen und orthodoxen Kirchen „Mariä Geburt“, also dass Maria auf die Welt gekommen ist.

Also: zu Mariä Empfängnis wird gefeiert, dass Anna, die Mutter Marias, also eine Großmutter des Jesus, mit Maria schwanger geworden ist. Dabei lehren die Kirchen, dass diese Schwangerschaft „unbefleckt“ entstanden sei. (Was immer man unter einer „befleckten“ Schwangerschaft auch verstehen will.)

Wir haben da also zwei „unbefleckt“ entstandene Schwangerschaften hinter einander: die, bei der Anna Maria „empfängt“ (8.12.; Geburt am 8.9.), und die, bei  der Maria Jesus „empfängt“ (25.3.; Geburt am 24.12.).

Fragen

Man kann sich da alles Mögliche fragen: Wo haben die (katholischen und orthodoxen Theologen) denn überhaupt die genauen Daten her? (Antwort: „aus der Tradition“.) Warum benötigt der allmächtige „Gott“ denn überhaupt eine oder zwei unbefleckte Schwangerschaften, um letztlich „auf die Welt“ zu kommen? Warum spielt der „Heilige Geist“ da Vaterrolle, wo doch der Stammbaum des Jesus über den Josef definiert wird (Matth 1,16)? U.v.a.m.

Gut: Gottes Wege sind vielleicht unfassbar; ich versteh’s halt nicht. Okay, damit kann ich leben; darum bin ich Agnostiker. Was ich Prinzip nicht fassen kann, muss ich bleiben lassen: Lass ich’s halt bleiben. Mir wurscht; schön, dass die Kinder schulfrei haben.

Die Hauptfrage heute

Die Hauptfrage ist für mich aber seit vielen Jahren: Welches Verständnis von Sexualität steckt hier im Hintergrund? Wer denkt da offensichtlich, dass Sex „Befleckung“ ist? Das ist doch krank.

Nach 2000-jähriger Beherrschung durch eine sexualfeindliche christliche Moral ist es dann kein Wunder, wenn nach einem anhaltenden Machtverlust der christlichen Kirchen die Sachlage ins ebenso kranke Gegenteil kippt, die Darstellung von Sex als Pornographie alltäglich und die mehr oder weniger gewalttätige Ausübung von Macht in Form von „Sex“ allgegenwärtig wird – siehe #metoo.

Gesund wäre eine schöne, respektvolle, gewaltfreie Sexualität.


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Jan Kees
Jan Kees
6 Jahre alt

Meiner Meinung nach sollte man sich nur mit dem was in der Bibel geschrieben ist befassen. Kirchliche Traditionen sind eine unsichere basis und sogar oft nicht in übereinstimmung mit der Bibel. Um gleich auf das Thema Sexualiteit zu kommen, die Zelibatpflicht für Priester ist erst mehrere hundert Jahre nach der Bibel als Gesetz aufgelegt worden. Dabei warnt der Apostel Paulus in seinem Brief an Timotheus vor denjenigen, die die Ehe verbieten. Ausserdem erzählt uns die Bibel, dass der Apostel Petrus verheiratet war. Zelibat ok, aber dann freiwillig. Das extreme Verhältnis zur Sexualität besteht meines Erachtens darin, dass die Kirche sich… Mehr »

Jan Kees
Jan Kees
6 Jahre alt
Reply to  Jan Kees

Es interessierte mich woher das Wort „befleckt“ kommt und ich habe folgendes entdeckt. Das Wort „befleckt“ (Gr. moluno) kommt 3 mal vor in der Bibel. In allen Fällen sollte man es nur als Bildsprache verstehen spirituel, geistlich, wie man will, aber auf keinen Fall in bezug auf Sexualität. Es handelt sich immer um Unreinheit wegen des Dienen von Abgöttern. Hurerei im geistlichen Sinne, wie z.b. Israel im alten Testament oft als Hure bezeichnet wird und im neuen Testament die Gemeinde als reine Magd. Ich weiss nicht ob es in diesem Gegenstand der Fall ist, aber Menschen unwissend halten und ängstlich… Mehr »

Whisker
Whisker
6 Jahre alt
Reply to  Jan Kees

> die Zelibatpflicht für Priester ist erst mehrere hundert Jahre nach der Bibel als Gesetz > aufgelegt worden. Ja, richtig. Für das Zölibat gibt es unter anderem die Erklärung, dass es eingeführt wurde, weil kirchliche Würdenträger wie zum Beispiel Bischöfe auch weltliche Macht besaßen, also zum Beispiel als Fürst, Graf etc., und damit auch Reichtümer anhäufen konnten. Da war das Zölibat für die Kirche sehr praktisch, denn wegen des Zölibats konnten diese kirchlichen Würdenträger nicht mehr heiraten. Damit konnten sie aber auch keine legitimen Nachkommen als Erben zeugen, und damit fiel das gesamte Vermögen dieser Würdenträger an die Kirche. Das… Mehr »

Whisker
Whisker
6 Jahre alt

> Also: zu Mariä Empfängnis wird gefeiert, dass Anna, die Mutter Marias, also eine Großmutter des
> Jesus, mit Maria schwanger geworden ist. Dabei lehren die Kirchen, dass diese Schwangerschaft
> „unbefleckt“ entstanden sei.
Konsequent weitergedacht stellt sich die Frage: Wo hört das auf?
Warum „durfte“ die Mutter Annas noch „befleckt“ schwanger werden?
Und die Großmutter? Und die Urgroßmutter? Usw?

Und irgendwann landet man dann bei Adam und Eva und steckt dann in dem Dilemma, wie sich die Erbsünde damit vereinbaren läßt…

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