Managergehälter
Heute gehen 2 ähnliche Meldungen durch die Medien:
- Trotz Schieflage erhöhte Signa 2022 die Millionen-Boni für ihre Vorstände
- Topmanager verdienen Jahresgehalt in Tagen
Kurz übersetzt:
2022 war schon vielen Eingeweihten klar, dass sich die Signa des Herrn Benko in erheblichen Schwierigkeiten befindet. Aus einem Jahresüberschuss von fast 400 Millionen Euro war einer von nur mehr 75 Millionen geworden und die Firma bezahlte ihren „Spitzenmanagern“ trotzdem weit höhere Gehälter: „Die Gesamtbezüge des vierköpfigen Vorstands unter Timo Herzberg (von ihm hat sich die Signa vor kurzem getrennt) wuchsen von 2,7 Millionen auf mehr als 20 Millionen Euro.“ (Das ist noch nicht alles: der Vorsitzende des Aufsichtsrats, ein gewisser Alfred Gusenbauer, bekam z.B. eine „Vergütung“ von ca. 860.000 Euro.)
Das ist nicht nur bei der Signa so. Das ist ein Zustand der gesamten Finanzwelt. Ich halte das für obszön.
Und heute war der „Fat Cat Day“, „der Tag, an [besser: bis zu, Anm. mb] dem die Vorstandsvorsitzenden der großen österreichischen börsennotierten Unternehmen so viel verdient haben, wie Beschäftigte im Schnitt das ganze Jahr verdienen.“
Ja, die Gehälter im Spitzenmanagement bemessen sich in Millionen Euro; sie liegen um das (etwa) 75-fache des mittleren Einkommens von arbeitenden Menschen.
Was heißt hier „Spitze“?
Mir ist wichtig: „Spitzenmanager“ sind Manager, die in der Hierarchie einer Firmenstruktur weit oben stehen. Es sind nicht (unbedingt) Manager, die „Spitzenleistungen“ erbringen. Der Aufsichtsratschef Gusenbauer hat freimütig eingestanden, dass er am Anfang seiner Tätigkeit keine besondere Ahnung vom Job gehabt habe, aber doch mittlerweile, nach einigen Jahren Einarbeitung, einiges davon verstehe.
Diese Zustände sind nicht spezifisch österreichisch; das gibt es im gesamten Kapitalismus und vermutlich auch noch darüber hinaus – obwohl man diskutieren könnte, inwieweit z.B. das chinesische System etwas völlig anderes sei als ein Kapitalismus, halt ein „staatsmonopolistischer“.
Ich halte das für eine völlige Verirrung; ein Beweis, dass die Selbstkontrolle des Kapitalismus nicht funktioniert. Manager beschließen über die Gehälter und die Zusatzgehälter (sog. „Boni“) von Managern, und zwar weitgehend unabhängig davon, wie gut diese Management-Leistungen waren. Das führt dazu, dass sie z.B. in 8 Tagen ein normales Jahresgehalt „verdienen“ (im Sinn von „absahnen“), obwohl sie das nicht „verdient“ (im Sinne von „ehrlich erworben“) haben. Das meint der Fat Cat Day.
Mach einen Bock zum Gärtner: er wird fressen!
Mein Vorschlag
Ich bin der Meinung, dass im Normalfall ein Einkommen, das das 10-fache eines mittleren Einkommens übersteigt, an den Staat abgeführt werden müsste. Zur Gänze; man kann nicht mehr als das Zehnfache eines normal fleißig arbeitenden Menschen leisten. Mir ist klar, dass geniale wissenschaftliche Spitzenleistungen wie – nur zum Beispiel – die Entdeckung des photoelektrischen Effekts, auf dem die Photovoltaik beruht, eine Auswirkung haben können, die weit über das 10-fache eines Lohns hinausreichen kann. Aber Einstein hat für seinen Beitrag zur Entwicklung der Photovoltaik ja immerhin 1921 den Nobelpreis bekommen und er war bei der Entdeckung dieser Zusammenhänge alles andere als allein – und er hatte seine Kenntnisse an mehr oder minder staatlichen Schulen und Universitäten erworben. Und andrerseits bin ich mir sicher, dass unsere sogenannten „Spitzenmanager“ an ihren Spitzenschreibtischen in aller Regel keine Einstein’schen Leistungen erbringen.
Warum an den Staat? Der Staat stellt ja für alle Bürgerinnen und Bürger ein Bildungssystem, ein Gesundheitssystem und ein Sozialsystem zur Verfügung. Auch für die Reichen und die Superreichen.
Die Gegenargumente
Ich höre sie schon … wenn man einem Spitzenjuristen, einer Spitzenchirurgin, einer absoluten Spitzenkraft höchstens das 10-fache eines mittleren Einkommens bezahlt, dann werden die ja in andere Länder abwandern und wir haben dann keine Spitzenjuristinnen, Spitzenchirurgen, Spitzenkräfte mehr. Spitzensportler machen das ja auch: die verlegen ihre Wohnsitze auch in Steuerparadiese.
Zunächst: ich lasse mit mir über den Faktor 10 verhandeln. Man kann den auch etwas höher ansetzen, je nachdem, wie viel Genialität man den „Spitzen“ zutraut. 75 ist definitiv viel zu viel.
Also wenn sich die Spitzenpolitiker der EU auf eine europaweite Regelung einigen könnten, fände ich das echt spitze.