Man muss den LibanesInnen helfen. Eine derartige Katastrophe braucht unmittelbare medizinische und soziale Hilfe und einen Wiederaufbau.
Aber wie umgeht man dabei die völlig korrupte Struktur dieses Staates?
Warum ist der Libanon korrupt?
Ich zitiere in der Folge aus dem Wikipedia-Artikel „Politisches System Libanons“:
Das Politische System Libanons ist geprägt vom religiösen Proporz und dem daraus resultierenden Einfluss der Religionen.
Staatsoberhaupt ist der Präsident, der für sechs Jahre sein Amt innehat. Er wird vom Parlament gewählt und muss maronitischer Christ sein.
Die Exekutive liegt bei der Regierung unter Vorsitz des Ministerpräsidenten, der sunnitischer Muslim sein muss.
Die personelle Zusammensetzung [des Parlaments, Anm.M.B.] soll ebenfalls nach dem Grundsatz der Konfessionellen Parität die religiös-konfessionelle Zusammensetzung des Landes widerspiegeln.
Der Oberbefehlshaber der Streitkräfte muss wiederum Christ sein.
Der/Die Sprecher*in der Nationalversammlung muss den Schiiten eingehören.
Die Parlamentsabgeordneten, welche Anhänger der jeweiligen Konfessionen sind, verteilen sich dementsprechend auf die Parlamentssitze wie folgt:
* maronitische Christen 34 von 128 Sitzen,
* schiitische Muslime 27,
* sunnitische Muslime 27,
* Griechisch-Orthodoxe 14,
* Drusen 8,
* Rum-melkitische Katholiken 8,
* armenisch-apostolische Orthodoxe 5,
* Alawiten (Nusairier) 2,
* armenische Katholiken 1,
* Protestanten 1,
* Minderheiten 1
Bedingt durch seine Geschichte wird die gesamte Ausübung staatlicher Macht nach Religionszugehörigkeiten verteilt. Jede religiöse Gruppe hat sich ihre Machtpositionen gesichert – und bedient sich dementsprechend.
Das kann nicht funktionieren. Ein Staat kann nicht auf Religion aufgebaut werden.
Es ist auch nicht geregelt, welcher Religion jemand angehören muss, der einen Riesenhaufen Sprengstoff im Hafen wegräumen sollte.
Leistungen
Das System hat auch seine Vorteile – aber das könnte jetzt als zynisch missverstanden werden. Der Libanon hat enorme Leistungen vollbracht: er hat auf einer Fläche ca. eines Achtels Österreichs und bei nur gering kleinerer Bevölkerungszahl (ca. 6,2 Millionen) sicher weit mehr als eine Million syrischer Flüchtlinge aufgenommen, neben etwa 400.000 palästinensischen Flüchtlingen. Die LibanesInnen sind da extrem gastfreundlich. Ihre Regierung war zu keinem ausführbaren Beschluss in der Lage.
Die LibanesInnen haben sich jede Hilfe verdient. Aber wie bringt man diese Hilfe am korrupten Regime vorbei?