Der „seriöse“ Minister
Der Kanzler hat sich mit einem Video unsterblich blamiert. Nun soll Arbeits- und Wirtschaftsminister Kocher als der vermutlich glaubwürdigste Minister aus der ÖVP-Riege ausbessern. Er meint:
Dass es im Land generell weit verbreitet „manifeste Armut“ gebe und Kinder Hunger leiden, sei aber falsch, das würden Zahlen belegen, sagte er, ohne diese konkret zu nennen.
Tja: mit Zahlen kann man viel belegen, wenn man sie und die Quellen nicht nennt. „Im Durschschnitt“ geht es den Österreicher*innen sicher gut und da erkennt man keine „manifeste Armut“. Wenn 9 alleinerziehende Österreicherinnen jeweils 1000 € verdienen und ein gut verdienender Manager / Politiker 10.000, dann sind das im Schnitt 1.900; da erkenne auch ich keine „manifeste Armut“ mehr.
Die Armut
Natürlich gibt es in Österreich „manifeste“ Armut; selbstverständlich. Man kann sie über Durchschnittsbildungen aus der Statistik hinausrechnen; der Minister kann das bestimmt auch mathematisch; beim Kanzler bin ich mir da nicht ganz sicher.
Man muss nur die Leute fragen, die sich mit der Armut jeden Tag beschäftigen müssen: die Leute von der Caritas, von der Diakonie, von den Sozialämtern, von den Schuldnerberatern usw. usf. Unter Umständen reicht es auch, sich nicht nur in elitären Kreisen des Parteiestablishments zu bewegen, sondern mit offenen Augen duch das Leben zu gehen. Das würde schon helfen.
Herr Minister!
Herr Minister Kocher! Sie wissen als Sozialforscher um die enormen Unterschiede bei den Gehältern der Österreicher*innen. Sie wissen, wie viele Österreicher*innen arm, bitterarm, wohlhabend und (enorm) reich sind. Wenn Sie Ihren Kanzler aus der von ihm selbst verschuldeten Bredouille retten wollen, kratzen Sie an Ihrer eigenen Glaubwürdigkeit.