Heute bin ich auf der Schweizer web site „Geschichte der Gegenwart“ auf einen interessanten Artikel gestoßen. Der Autor Christoph Keller kritisiert darin den Begriff Klimawandel: „Hört auf mit dem Klimawandel!“
Der Artikel nennt zunächst gängige Argumentationsmuster, die sich des Begriffs bedienen. Dann geht er der Geschichte des Begriffs nach und findet da die Erdölkonzerne, im Besonderen Shell.
Dann erfolgt die Kritik. Sie gipfelt in Sätzen wie
Der unkonkrete Begriff „Klimawandel“ hat für die Verursacher:innen den unbestreitbaren Vorteil, dass er ganze Kausalketten und damit auch Komplexitäten verschleiert – besonders durch die Personalisierung, wonach „der Klimawandel“ zu schlechteren Ernten etc. führt.
es lässt sich leicht nachweisen, dass das Interesse an der Verschleierung von Ursachen und Wirkungen vor allem bei denjenigen groß ist, die als Quelle allen Übels leicht zu identifizieren sind: die großen Erdölkonzerne und ihre Finanzierer.
Dieser „Bruch“ […] beginnt, wie viele andere, mit einem anderen Gebrauch der Sprache, mit der Verwendung anderer Wörter. Heruntergebrochen auf die Frage nach der Verwendung des Begriffs „Klimawandel“ kann das nur heißen, in radikaler Offenheit zu benennen, was das Problem ist: die fortgesetzte, wissentliche Kontaminierung der Atmosphäre durch profitgierige Konzerne, die Bürgerinnen und Bürgern, Konsumentinnen und Konsumenten keine Alternative für Fortbewegung und Heizung geboten haben (und weiterhin nicht bieten) als die fossilen Brenn- und Treibstoffe, um deren Schädlichkeit sie erwiesenermaßen seit den 1970er Jahren wissen.
Und dann „die Lösung“ …
Die britische Zeitung The Guardian hat einen Anfang gemacht und schreibt in letzter Zeit immer häufiger von einem „human made climate change“, manchmal auch von einer „climate crisis, as the result of burning fossil fuels“. Es sind erste Versuche, die Folgen dieser Krise, in die wir gerade hineinschlittern, und die Verursacher dieser Krise wieder zu versprachlichen, um die Sprechenden neu handlungsfähig und damit mächtig zu machen.
Ja: wir sollten von einem menschengemachten Klimawandel sprechen, oder von einem durch die Erdölindustrie hervorgerufenen Klimawandel.
Klar: das wäre genauer, und der Hinweis an sich ist richtig. Es wird aber ein bisschen mühsam, das immer und immer wieder durchzuziehen.
Ich denke, es ist wie beim Gendern. Es geht darum, immer wieder die Aufmerksamkeit auf sprachliche Realisierungen zu lenken. Nervtötend kann es werden, wenn aus immer wieder ein immer wird. Dann stumpft man auch ab; das ist dann vielleicht sogar kontraproduktiv.
Insgesamt: so neu ist der Schluss nun auch wieder nicht. Die „Lösung“ ist recht banal.