michael bürkle

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Michael Bürkle

Klima schützen – wie?

Ich bin kein Fachmann. Aber ich denke, einiges kristalliert sich heraus. Ich bin für Klimaschutzzertifikate in allen klima-relevanten Wirtschaftszweigen. Das kann man aufkommensneutral machen; man kann mit anderen Steuern (Lohnsteuer, Mehrwertsteuer) ganz gewaltig nach unten fahren. Der Staat braucht keine höheren Steuereinnahmen, er braucht sie nur von anderen Seiten.

Voraussetzungen

Im Prinzip läuft es immer auf dasselbe hinaus: wir müssen den Ausstoß von CO2 minimieren (und auch den von CH4 – Methan); wir müssen außerdem viel mehr Möglichkeiten schaffen, ausgestoßenes CO2 wieder in unseren Öko-Kreislauf aufzunehmen und dort zu verarbeiten (und damit ist sowohl Ökologie als auch Ökonomie gemeint).

Was tut man mit CO2, damit es wieder in den Kreislauf kommt und nicht einfach in der Atmosphäre als Treibhausgas wirkt? Eigentlich ganz einfach: die Erde macht das seit Millionen Jahren vor: wir Menschen und Tiere (und sehr viele menschliche Produkte) atmen CO2 aus und wir atmen O2 (Sauerstoff) ein. (Auch Brennstoffmotoren verhalten sich da sehr ähnlich: O2 rein / Verbrennung / CO2 raus). Wenn es nur Menschen und Tiere (und Verbrennungsmotoren) gäbe, gäbe es sie nicht. Pflanzen hingegen atmen CO2 aus der Luft ein und machen damit (und mit Wasser und Licht, sog. „Photosynthese“) alle pflanzlichen Stoffe, die Menschen und Tiere brauchen: Obst, Gemüse, Getreide, Holz; ja und: Tierfutter. Wir brauchen Pflanzen; wir bilden mit ihnen ein Ökosystem. Die massive Zerstörung großer Pflanzengebiete ist eine wesentliche Ursache der Klimakrise.

Große Maßnahmen

Eine der wichtigsten Maßnahmen, vielleicht die wichtigste überhaupt, wäre die schlagartige Einstellung der Abholzung von Regenwäldern in Südamerika und Ostasien und der sofortige Beginn der Wiederaufforstung. Ohne das geht es nicht.

Jetzt machen das die Brasilianer und die Indonesier ja nicht, weil sie lustig sind, sondern weil sie das Holz verkaufen wollen, noch viel mehr aber das Fleisch und das Palmöl, das man auf den abgeholzten Feldern erwirtschaften kann und das in Europa und Nordamerika gegessen wird. Wir müssten also mit einem rasanten Hinaufschnalzen von Preisen für Importfleisch und für Palmölprodukte in Europa rechnen. Also mit einem kräftigen Anstieg der Inflation. (Tatsächlich zahlen „wir“ in Nordamerika und Europa aus weltweiter Perspektive immer noch beschämend miese Preise an die ProduzentInnen im sog. Süden. Von „fair trade“ kaum eine Spur.)

Mittlere Maßnahmen

Abschalten / Verbieten / Besteuern von Klimaanlagen.

Es ist eine natürliche und naive Reaktion: wenn es heiß wird, dann kühlen wir. Klimaanlagen sind aber Stromfresser und haben eine miese Ökobilanz. Sie gehören m.E. an sich verboten. Was statt dessen? Very simple: Sinnvolles Lüften, Vorhänge zur Schattengewinnung.

Mir ist völlig klar, dass ein Verbot von Klimaanlagen in Nordamerika und in weiten Teilen Europas nicht umsetzbar ist. Ganze Wirtschaftszweige müssten ihre vollklimatisierten Stahl-Glas-Burgen verlassen. (Finanzdienstleistungen würden teurer.) Vorhänge und Lüften sind dort nicht vorgesehen. Aber es muss auch gar kein Verbot sein: jeder Betreiber einer Klimaanlage wird gesetzlich verpflichtet, für den Betrieb Klimaschutzzertifikate zu erwerben. Das kost dann halt was, und der Markt regelt den Preis.

Einstellen / Verbieten / Besteuern von motorisiertem Individualverkehr.

Der Verkehr mit PKWs u.ä. – fast egal auf welcher Basis: Benzin, Diesel, Strom (das E-Auto hat in seinem gesamten Lebenszyklus vom Gewinn des Lithiums weg keine gute Ökobilanz) – ist völlig falsch. An sich und im Ganzen, ein Anachronismus aus der ersten Hälfte des 20. Jahrhunderts. Kleine Strecken kann man mit dem Fahrrad bewältigen, größere mit öffentlichen Verkehrsmitteln. So ist das richtig. Das würde in der Feindistribution von Gütern – vom Bahnhof zum Kunden – viele umweltfreundliche Arbeitsplätze schaffen.

Jetzt ist mir schon klar, dass man das Herumgurken mit dem eigenen Auto in Nordamerika und Europa (und auch sonst) nicht einfach verbieten kann. Okay: dann muss man sich an der Tankstelle halt zum Treibstoff noch entsprechende Klimaschutzzertifikate kaufen, die den Rohstoffverbrauch und den CO2-Ausstoß darstellen. Ich höre die Linke aufheulen: das mache das Autofahren ja zum Privileg der Betuchten. Ja, ist so: privates Autofahren ist – weltweit gesehen – ein Privileg. Man kann freilich Pendlern und Pendlerinnen beim Erwerb der Klimaschutzzertifikate steuerlich entgegenkommen; da lassen sich Zwischenlösungen konzipieren, bis das System die Umstellung begreift.

Einstellen / Verbieten / Besteuern von Flugreisen

Flugreisen sind ein Klimaschädling erster Güte. Und hier kommt natürlich dieselbe Stufung wie schon oben: (an sich) verbieten, aber (weil noch nicht völlig durchsetzbar) massiv besteuern. Flugreisen sind derzeit viel zu billig, weil keine Klimaschutzzertifikate gekauft werden müssen. In diese Zertifikate muss der Rohstoffverbrauch und der Schadstoffausstoß hineingerechnet werden.

Flugreisen sind innerhalb Europas sowieso unnötig: die Eisenbahnen schaffen das gleiche in wesentlich günstigerer Klimabilanz – halt etwas „gemütlicher“, mit etwas mehr Zeitaufwand. Aber das täte unseren Gesellschaften sowieso gut, aus dieser Hektik in Permanenz ausbrechen zu müssen.

Aufforsten, Begrünen

Wir haben in unseren Städten Betonwüsten. Die gehören aufgebrochen. Kein großer Platz ohne entsprechende Bäume und Grünflächen, die auch Spielplätze sein können. Keine Kunstrasensportplätze. (Mir ist schon klar: Kunstrasen ist „pflegeleicht“; für Naturrasen braucht man Personen, die sich um ihn kümmern. Das sichert Arbeitsplätze. Wer einen Sportplatz baut, muss die entsprechenden Betriebskosten mitkalkulieren. Kunstrasenplätze brauchen … eh! … Klimaschutzzertifikate.)

Maßnahmen im Kleinen

Alle haben wir in unserem Einflussbereich, in unseren Umkreisen entsprechende Maßnahmen zu setzen. Grundregel: Ausstoß von CO2 verhindern, Recycling von CO2 fördern. Also: Kein Arbeitszimmer ohne Blumen. Nicht in jedem Zimmer einen Drucker, sondern einen „ordentlichen“, leistungsfähigen, ökologisch einigermaßen vernünftigen für bis zu 10 Personen.

Ich?

Ich kandidiere nirgends. Ich kann mir solche Vorschläge leisten. Eine privilegierte Position; großartig. Als Wähler werde ich mir bei den nächsten Wahlen ansehen, welche Vorschläge sich die Parteien zutrauen. Ich bin gespannt. Wenn wir überleben wollen, müssen wir (derzeit noch) Unpopuläres wählen. Der Populismus (rechts, ganz rechts oder wo immer) ist das Gegenteil.

Ich privat? Sieht eigentlich nicht sehr schlecht aus. Wir betreiben keine Klimaanlage; wir dunkeln ab und lüften. Ich fahre praktisch alles mit dem Rad. (Ich weiß gar nicht mehr genau, wann ich zuletzt mit meinem Auto gefahren bin.) Einem meiner Kollegen habe ich zu seinem beruflichen Einstand ein Bäumchen geschenkt. Statt eines verdorrten alten Baumes habe ich ein neues Bäumchen gesetzt.

Geflogen bin ich in meinem Leben ganze 3 mal: 1 mal beruflich nach Östersund / Mittelschweden – wäre mit dem Zug schon sehr aufwändig geworden. 2 mal privat. In 62 Jahren. Es geht auch ohne.

Und so weiter.

Ich weiß nicht, ob man für so einen Lebensstil ein gehobener, etablierter österreichischer Beamter mit einem guten Gehalt sein muss. Ich glaube eigentlich nicht.

– –

update am 22.7.


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