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Michael Bürkle

Die Klima-Kipp-Punkte

… ein sehr gut verständlicher Artikel auf ORF online

Unter dem Titel „Erde an der Klimaschwelle“ hat der ORF einen sehr gut verständlichen Artikel über die Kipppunkte des Klimawandels veröffentlicht. Ich finde, der wäre als verpflichtende Weiterbildung für diverse Politiker und Politikerinnen sinnvoll. Ich denke da vor allem an den FPÖ-Parteiobmann Kickl. Der könnte da auf die Schnelle Wesentliches nachholen., falls er den menschengemachten Klimawandel tatsächlich noch nicht kapiert haben sollte. (Ich denke ja, dass ein Mensch in verantwortlicher Funktion sich mit dem Klimawandel beschäftigt haben sollte und ihn kapieren sollte. So schwer ist die Sache ja nicht. Wenn es also nur um Irrtümer geht: hier ist die Chance. Wenn es um Leugnen geht, hilft auch dieser Artikel freilich nichts.)

Befund

„Der Sommer 2024 war weltweit der heißeste seit Messbeginn im Jahr 1979.“ Naja: tendenziell nichts Neues. Es wird immer heißer, und das ist nicht als „natürliche“ Entwicklung zu erklären.

„Es könnte durchaus sein, dass sich ein Auslassgletscher in der Westantarktis massiv beschleunigt und mehr Eis in den Ozean schiebt.“ Das könnte den Meeresspiegel innerhalb eines Jahres um zehn bis zwanzig Zentimeter ansteigen lassen. „Dann gibt es an der Adria keine Sandstrände mehr“, so der Forscher [Herbert Formayer, Meteorologe und Klimaforscher an der Universität für Bodenkultur].

Man lese und verstehe: innerhalb eines Jahres 10 – 20 cm Anstieg des Meeresspiegels hängt an einem Gletscher in der Antarktis. Und löst sich der Gletscher nicht 2024 im Wasser auf, könnte er es 2025 tun.

regionale und globale Kippelemente

„Im Gegensatz zu den heimischen Gletschern, die als regionale Kippelemente vom heißen Sommer in Österreich beeinflusst werden, spielt bei Kernkippelementen des Erdsystems vor allem die globale Mitteltemperatur die entscheidende Rolle. Aber auch Abholzung, Überfischung und Verschmutzung tragen zur Destabilisierung bei. „

Kipppunkte: Kein Zurück mehr

Kipppunkte sind kritische Schwellenwerte, bei deren Überschreitung es zu weitreichenden und für die menschliche Zeitperspektive unumkehrbaren Veränderungen im Klimasystem kommt.

Wer wäre betroffen?

„In Europa wären davon insbesondere Großbritannien, Dänemark, die Niederlande und die obere Adria betroffen, erklärt Formayer.“

Großbritannien, Dänemark, die Niederlande und die obere Adria: Das ist eine ganze Menge an europäischer Bebölkerung, die da bereits betroffen wäre. Einige Millioenen! Aber:

„Der Klimaforscher verweist zudem darauf, dass Hunderte Millionen Menschen in Asien und Afrika – etwa rund um das Nil-Delta bei Kairo und in Megastädten wie Kolkata, Dhaka und Schanghai – ihre Heimat verlassen und ein neues Zuhause suchen müssten.“ Da wären wir dann auch in Mitteleuropa betroffen – nehme ich an.

Andere Kipp-Punkte

„Neben der Schmelze von Eiskörpern spielen auch Ökosysteme, wie etwa der Amazonas-Regenwald oder Korallenriffe mit ihrer hohen Biodiversität, eine große Rolle für das Weltklima.“ Jetzt ist es dem brasilianischen Präsidenten Lula offenbar bereits gelungen, in der Abholzung des Amazonas-Regenwald eine Trendwende zum Besseren einzuleiten – aber er braucht natürlich Unterstützung dafür.

Das Problem ist komplex, weil Vieles miteiander zusammenhängt

„Ab wann Schwellenwerte erreicht werden und somit eine Veränderung angestoßen wird, die nicht mehr aufzuhalten ist, sei schwer einschätzbar, erklärt Formayer. Das sei eines der großen Probleme beim menschengemachten Klimawandel. Vor allem Wechselwirkungen zwischen verschiedenen Kipppunkten machen Prognosen schwierig. Denn Kippvorgänge können sich wie Dominosteine gegenseitig auslösen. Wenn etwa die Temperatur im Nordatlantik steigt, beeinflusst das auch die Arktis und den dortigen mit dem Eis zusammenhängenden Kipppunkt.“

Noch nicht zu spät

„Wenn wir jetzt schnell Maßnahmen setzen und die Emissionen runterbringen, haben wir immer noch die Hoffnung, dass wir großteils Kipppunkte gar nicht zum Laufen bringen. Dafür braucht es einen politischen Willen, der Treibhausgas mit einem Preis versieht. Der Green Deal der EU ist ein Weg dorthin“, so der Klimaforscher.

Je mehr regionale Politiker hier bremsen, desto eher können die Verhältnisse in einem Land schnell kippen. Aber selbst ein Überschreiten der 1,5-Grad-Grenze des Pariser Klimaabkommens müsste noch nicht das Ende sein:

„Eine aktuelle Studie, an der das Potsdam-Institut für Klimafolgenforschung (PIK) und das Internationale Institut für Angewandte Systemanalyse (IIASA) beteiligt waren, zeigt auf, dass sich Kipprisiken beim Überschreiten von 1,5 Grad durch rasche Emissionsreduktion minimieren lassen.“

Aber …

„Das könne nur erreicht werden, wenn die Emissionen bis 2100 mindestens netto null erreichen. Die Analyse unterstreiche die Folgen heutiger Klimapolitik für kommende Jahrhunderte bis Jahrtausende, so die Studienautorinnen und -autoren.“

Also heute denken und Politik machen „für kommende Jahrhunderte bis Jahrtausende“

Also …

Wir müssen heute Politikerinnen und Politiker wählen, die fähig sind, solche Klimaschutzprozesse anzustoßen und Kipp-Punkte auf diese Weise zu umschiffen. Nicht Politiker, die sich aus lauter Populismus den Fragen gar nicht stellen. Das betrifft aus meiner Sicht vor allem Entscheidungsträger in der ÖVP und der FPÖ.


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