der böse böse rudi
der kleine bub kam vom kindergarten nach hause. er weinte nicht. aber er hatte senkrechte falten auf der stirn. und dann brach es aus ihm heraus. dass der rudi, der vom g’schäft im ort, dass der ganz gemein sei. dass er nie, nie wieder mit dem rudi spielen werde.
die eltern machten sich sorgen. um ihren buben, und um die beziehung zum einzigen händler im dorf. ob man was tun könne, fragten sie. aber ihr sohn blieb bloß stur und beleidigt. nichts konkretes war aus ihm herauszubekommen.
am nachmittag war der kleine bub plötzlich weg. er war nicht im garten. er war nicht bei den nachbarn. auf die lauten rufe und pfiffe des vaters erfolgte keine reaktion. die eltern waren sehr besorgt. war die verzweiflung zu groß gewesen? hatte ihr söhnchen einen großen blödsinn begangen? man machte sich auf die suche, besorgt, verängstigt, zuletzt verzweifelt.
als man ohne ergebnis nach hause kam, war der kleine wieder da. mutter war überglücklich, vater auch. „wo warst du denn bloß?“
„beim rudi. warum?“
ein liter milch ein viertel butter
der kleine bub konnte noch nicht lesen. nicht wirklich, nur ein bisschen. die mutter schickte den kindergärtler trotzdem in die dorfmolkerei. sie schärfte ihm ein: „ein liter milch. ein viertel butter.“ und sie gab ihm das geld mit.
der kleine wiederholte: „ein liter milch, ein viertel butter“. auch auf dem weg in die molkerei sagte er sich immer wieder vor: „ein liter milch, ein viertel butter“. er betrat die molkerei, stellte sich an, kam dran, sagte: „ein liter milch, ein viertel butter“, legte das geld hin und bekam: einen liter milch, ein viertel butter. und das wechselgeld.
auf dem weg nach hause sagte er sich immer noch vor: „ein liter milch, ein viertel butter“.
und dann begriff er: er musste sich das nicht mehr vorsagen. er hatte die sachen schon. datenspeicherung durch hardwarerepräsentation.
und auf dem rest des nachhausewegs dachte er unbeschwert an alles mögliche.