Kickl lügt …

Die ersten TV-Konfrontationen sind vorbei; die Parteiprogramme sind bekannt. Und ich stelle fest: FPÖ-Parteiobmann Kickl lügt. (Oder er unterliegt groben Irrtümern.)

Kickl ist schriftlich und mündlich der Ansicht, dass es keinen relevanten Klimawandel gebe, und wenn, sei er nicht von Menschen gemacht, sondern ein natürliches Phänomen, das eh immer wieder vorgekommen sei.

Kleiner Exkurs: Was ist Lüge? Was ist Irrtum?

Lüge ist, wenn jemand die Unwahrheit sagt, obwohl er selbst weiß, dass das, was er sagt, falsch ist.

Irrtum ist, wenn jemand die Unwahrheit sagt, aber selbst daran glaubt, dass das, was er sagt, wahr sei. Irrtum kann entstehen, indem man Sachverhalte, über die man spricht, nicht ausreichend kennt; das passiert, wenn man sich mit den Sachverhalten nicht auseinander gesetzt hat: weil man keine Zeit hatte oder die Sachverhalte nicht versteht, weil sie zu kompliziert sind.

Ich nehme an, dass Kickl selbst weiß, dass es einen menschengemachten Klimawandel gibt. Dass er sich also nicht irrt, sondern dass er lügt. Als hinreichend intelligenter Politiker hatte er Zeit und Möglichkeit, sich über den menschengemachten Klimawandel zu informieren. Österreich hat hervorragende Forscher und Forscherinnen auf dem Gebiet; denen kann man vertrauen; und wenn man es selbst nicht besser weiß, muss man als Politiker denen vertrauen. Auch international sind sich die Klimaforscher*innen weitestgehend im Befund einig: es gibt einen menschengemachten, extrem gefährlichen Klimawandel. Geosphere Austria hat den auch bildlich dargestellt:

Wir alle kennen das, vom Hörensagen oder persönlich: Dürren, Missernten, Überschwemmungen, Waldbrände, Erdrutsche, weggeschwemmte Straßen und Brücken … „neue“ Krankheiten, Todesfälle wegen Hitze, …

Warum lügt Kickl?

Es gibt einen einfachen Grund: Kickl will bei der Nationalratswahl gut abschneiden, er will sie gewinnen. Deshalb unterschlägt er eine für alle Politiker unangenehme Wahrheit. Kickl und seine FPÖ haben politisch konsequent NICHTS gegen den Klimawandel unternommen. Das macht sie schuldig an den kommenden Generationen. Aber das zuzugeben würde viele Stimmen kosten. Also bleibt nur die Ignoranz.

Darum lügt Kickl.

Wie gravierend ist die Lüge?

Die Lüge ist sehr gravierend. Meines Erachtens ist der Klimawandel das brennendste aller politischen Probleme. Wenn uns das Klima (weiterhin) um die Ohren fliegt, haben wir für eine konventionelle Politik bald keine Budgets mehr. Da können wir keine konventionelle Bildungs-, keine Gesundheits-, keine Sozial- und keine Wirtschaftspolitik mehr betreiben. Weil wir das Geld für die Behebung immer neuer Klimaschäden brauchen.

Auch wenn man meine Meinung, der Klimawandel sei das brennendste Problem, nicht unbedingt teilt – weil „die Inflation“ oder „die Arbeitslosigkeit“ oder irgendwas anderes noch dringender sei, muss jeder vernünftige Mensch zum Schluss kommen, dass der menschengemachte Klimawandel auf jeden Fall ein gravierendes Problem ist, das man nicht ignorieren kann. Fast alle relevanten Politiker*innen sehen das mindestens so. Die einzigen, die so tun wollen, als ob man es ignorieren könne, sind Kickl und seine FPÖ. Das ist wie bei Trump: eine Lüge so lange wiederholen, dass manche Menschen sie zu glauben beginnen – oder sich mit ihr notgedrungen arrangieren.

Weil sich der Klimawandel in den letzten Jahren extrem zugespitzt hat – s. Grafik, bleibt nur mehr wenig Zeit. Im Klimaprozess gibt es nämlich „Kipp-Punkte“; wenn die überschritten werden, gibt es keinen wirklichen Weg zurück. Man muss jetzt empfindliche Maßnahmen setzen – das aber geben Politiker im Wahlkampf gar nicht gerne zu. Wenn wir es aber nicht tun, zerstören wir den Lebensraum Österreich (bzw. Europa, bzw. die Erde) für Generationen. Kickl nimmt das in Kauf, weil er diese Wahl gewinnen will.