… außer er stirbt vorher“.
Der Leiter der Abteilung für „Öffentliche Gesundheit“ der AGES (Agentur für Gesundheit und Ernährungssicherheit), der Infektiologe Franz Allerberger, hat sich in Ö3 zum Virus geäußert. „Das Virus bleibt bei uns. Jeder von uns wird es früher oder später kriegen, außer er stirbt vorher.“ Und: „Es ist eine viel harmlosere Krankheit, als wir vor zehn Monaten gefürchtet haben, da dachten wir noch, die Sterblichkeit liegt bei 30 Prozent der Infizierten.“
Was will uns Allerberger damit sagen? Genau weiß ich es nicht. Ich hab ihn nicht befragt.
Was sagt er damit den Menschen, denen das Virus und die Vorsichtsmaßnahmen auf die Nerven gehen – also praktisch allen:
Es nutzt eh nix, wenn ihr vorsichtig seids. Ihr kriegts es ja trotzdem, früher oder später. Is doch eh wurscht. Und so g’fährlich isses eh ned.
Ja wenn der oberste Infektiologe Österreichs das sagt … dann ist es ja eh wurscht. Dann ist Partytime! Mit Musik von Ö3!
(Ich gebe zu: Herr Allerberger hat in Ö3 auch noch anderes gesagt. Er hat von der Knappheit der Betten gesprochen usw. Aber der Sager war gesagt.)
Wie tief ist die Wahrheit, die Allerberger da gelassen von sich lässt?
Sie ist elementar: Alle werden wir im Lotto gewinnen – außer wir sterben davor. (Ich spiel zwar eigentlich nicht Lotto, aber wenn ich nicht davor sterbe, werde ich sicher einmal gewinnen.) Alle gewinnen wir ein Schirennen – außer wir sterben davor. Alle heiraten wir – außer wir sterben davor. Alle lassen wir uns scheiden – außer wir sterben davor. Alle begehen wir einen Mord – außer wir sterben davor. Alle werden wir X – außer wir sterben davor. Das stimmt immer. Der Satz ist eine absolute Leerformel. Aber der Oberinfektiologe schindet damit Eindruck.
Ich nehme an, Franz Allerberger wollte damit sagen, dass wir uns keine falschen Hoffnungen machen sollen; dass auch Impfungen und Medikamente das Problem nicht so schnell lösen werden. Dass wir uns mittel- bis langfristig darauf einstellen müssen, dass es eine neue virale Lungenkrankheit gibt. Ja, eh. Das hab ich schon vor Wochen gesagt. Das ist eine Binsenweisheit. Mittlerweile.
Und dann spielt Allerberger noch die Gefährlichkeit des Virus herunter. Also ich hab nie an eine Sterblichkeitsrate von 30% geglaubt. Wenn man die internationalen Daten vergleicht, kommt man auf etwa 2% bis 3% an Verstorbenen pro festgestellten Infektionen – und das ist von Land zu Land sehr verschieden (und jedenfalls weit über einer normalen Grippe). Wenn man annimmt, dass die nicht festgestellten, die asymptomatischen Infektionen eine große Anzahl ausmachen, dann relativiert sich diese Letalitätsrate noch einmal. Für einen sehr nüchternen und sachlichen Mortalitätsvergleich zwischen Sars-CoV-19 und Influenza empfehle ich z.B. einen Artikel von Prim. Dr. Walter Hasibeder in www.anaesthesie.news. Er kommt schon im Juni zum Schluss, dass Sars-CoV-19 mit einer Grippe „keineswegs […] gleichgesetzt werden“ kann. Mittlerweile, mitten in der Zweiten Welle, noch viel weniger.
Vorschlag im Guten
Ich schlage dem Oberinfektiologen eine kleine Auszeit vor. Ö3, Herr Allerberger, ist kein gutes Publikationsmedium für seriöse Mediziner.
> Ich spiel zwar eigentlich nicht Lotto, aber wenn ich nicht davor sterbe, werde ich > sicher einmal gewinnen. Ist jetzt zwar off-topic, aber das erinnert mich an einen jüdischen Witz: Rubinstein ist pleite. Jeden Freitagabend baut er sich, nachdem die Betenden gegangen sind, in der Synagoge vor dem Toraschrein auf und fleht: „Bitte, o barmherziger Gott, lass mich in meiner großen Not nur einmal im Lotto gewinnen.“ Diese Prozedur wiederholt sich Woche um Woche, bis eines Tages hinter dem Schrein die donnernde Stimme des Ewigen ertönt: „Ach, Rubinstein, gib mir doch endlich eine Chance und kauf dir ein Los!“… Mehr »
du meinst, ich soll wir wegen corona und allerberger ein lotto-los kaufen? geh!
lg
m
Naja, eine Lotterie ist die Pandemie ja eh schon in gewissem Sinne – nur halt eine, in der wohl niemand wirklich den Jackpot gewinnen möchte. 😉