… scheinbar kleine Schritte an der richtigen Stelle
Der Iran stellt sich als „islamische Republik“ dar; ein mächtiger Staat, der zu den 20 bevölkerungsreichsten und größten Staaten der Welt zählt. Er ist eine Theokratie, in der die herrschende Religion – hier i.W. der schiitische Islam – versucht, alle Bereiche des menschlichen Lebens zu durchdringen, zu reglementieren. Was Menschen denken und äußern, wie Menschen Sexualität leben: das alles ist religiös bestimmt.
Der Iran ist Atommacht; man verhandelt mit ihm, um seine Fähigkeit Atombomben zu bauen, einzuschränken. Der Iran ist Energiemacht: er verfügt über große Öl- und Gasvorkommen.
Elnaz Rekabi
Elnaz Rekabi, eine iranische Klettersportlerin, hat bei den asiatischen Klettermeisterschaften den an sich durch die iranischen Behörden vorgeschriebenen Hijab abgenommen. Das ist eine äußerst mutige, großartige Leistung, die nicht hoch genug zu schätzen ist. Frau Rekabi kann durch diesen scheinbar kleinen Schritt ihr Land um Jahrzehnte Richtung Demokratie katapultieren – zusammen mit den massiven Protesten auf der Straße nach der Ermordung von Mahsa Amini durch iranisch-islamische Polizeikräfte.
Die Proteste auf der Straße sind anonym; der Schritt von Frau Rekabi ist es nicht.
Theokratien
Das Christentum musste irgendwann im Laufe der Geschichte einsehen, dass Staat und Religion zu trennen sind. Die Trennung von Kirche und Staat ist heute in den sog. christlichen Ländern weitgehend vollzogen: Die alten Männer in Kutten haben nicht mehr zu bestimmen als jeder und jede andere. (Es gibt freilich immer noch Fundi-Christen, die das nicht wahrhaben wollen.)
Der Islam war über Jahrhunderte – was individuelle Freiheiten betrifft – dem Christentum voraus: als Europa im christlich-dunklen Mittelalter vegetierte und gelegentlich unter religiöser Aufsicht unliebsame Frauen als Hexen verbrannte, schrieb man im islamischen Nordafrika bereits Gleichungen. Heute ist der Islam weit hinten und tyrannisiert in Form von Theokratien wie dem Iran Millionen Menschen. Die alten Männer in Kutten diktieren, wie zu leben ist. Ich hoffe, diese Zeit läuft bald ab. Auch Individuen können dafür etwas tun. Die Veränderung des Islams ist vor allem eine Aufgabe der Moslems. Das können nicht wir Agnostiker und Atheisten; wir können das nur argumentativ unterstützen.