michael bürkle

texte … zu bildung, politik und ähnlichem und die einladung zur diskussion …

Michael Bürkle

Innsbrucker Slogans

Am 22. April wird in Innsbruck der Gemeinderat neu gewählt. Damit verbunden findet auch eine Bürgermeisterwahl statt.

Manche Slogans sprechen für sich …

FPÖ

Die FPÖ plakatiert „Wir holen uns unser liebenswertes Innsbruck zurück“. Oder: „Diese Regierung gefährdet die Zukunft unserer Stadt“.

Man könnte das unter gefährlicher Drohung subsumieren. Da erhebt jemand – die FPÖ Innsbruck – den Anspruch, dass die Stadt Innsbruck ihr gehört (oder ihr gehört hat) und sie sich nun anschickt, ihr vermeintliches Eigentum zurückzuholen. Wer ist dieses „Wir“? Doch wohl die FPÖ. Aber dann „unser Innsbruck“?

Ich versteh schon. Was heute Innsbruck ist, ist nur mehr zu einem geringen Teil FPÖ-Produkt. Ja, die FPÖ sieht in „ihrer“ Stadt keine Zukunft mehr. Tiefe Wahrheiten werden da plakatiert: Besitzanspruch und Besitzverlust.

Das ist gut so. Die sollen sich da bitte nix zurückholen können.

(Es gibt noch mindestens eine zweite Interpretation. Das „wir“ ist nicht die FPÖ; es sind alle InnsbruckerInnen, die etwas – ihr „liebenswertes Innsbruck“ – verloren haben. Die FPÖ macht sich damit zum Sprachrohr derer, die sich als loser fühlen, die glauben, dass ihnen mehr zusteht, dass ihnen was vorenthalten wird.)

Die Grünen

Die Innsbrucker Grünen zeigen auf ihrem Plakat mit Georg Willi und Uschi Schwarzl 2 erfahrene KommunalpolitikerInnen meiner Generation (also relativ alt) Rücken an Rücken mit Blick zum Betrachter. Slogan: „Ärmel hoch!“. Sowohl Willi als auch Schwarzl haben auf dem Plakat die Ärmel nicht hochgekrempelt.

Für eine Partei, die der Stadtregierung mit 2 von 7 Sitzen angehört, sehr seltsam. Heißt das, dass die Grünen erst bald –  mit Willi und Schwarzl – die Ärmel hochkrempeln wollen? Dass ihre bisherigen Vertreter – Vizebürgermeisterin Pitscheider und Stadtrat Fritz – nichts Nennenswertes geleistet haben? Und deshalb nicht mehr zur Wahl stehen? Aber Willi und Schwarzl sind doch auch seit Jahrzehnten in der Stadtpolitik vertreten. Waren sie das ohne hochgekrempelte Ärmel?

Wer soll / wird die Ärmel hochkrempeln? Die Grünen? Oder ist das eine Aufforderung an die Innsbrucker BürgerInnen? Das Rufezeichen lässt sich als Aufforderung verstehen.

„Ärmel hoch!“ hätte was Oppositionelles. Als Ansage einer bisherigen Regierungspartei ist das very strange.

Für Innsbruck

Bürgermeisterin Christine Oppitz-Plörer von der ÖVP-Abspaltung „Für Innsbruck“ (FI) plakatiert derzeit ein buntes C mit dem Namenszug Christine. Das C ist in den Farben grün, rot, schwarz und gelb gehalten. Das sind die Parteifarben der derzeit regierenden Koalition aus FI, ÖVP, SPÖ und Grünen. Die Farbe des Namenszugs ist blau. Damit auch die anderen vertreten sind.

So botschaftslos und inhaltsleer dieses Plakat vordergründig ist, so listig ist es hintergründig. Die Farben sagen: „Ich bin für Euch alle da“. Der Vorname sagt: „Ihr kennt mich“.

Die Bürgermeisterin glaubt offenbar an ihre Popularität und daran, dass sie sich diese vordergründige Inhaltsleere leisten kann. Es könnte sein, dass sie richtig liegt.

Inhalte?

Inhalte – Was sind die Themen für Innsbruck? Wo liegen die Probleme? In welche Richtung soll sich die Stadt entwickeln? – sind Mangelware. Vielleicht kommts ja noch. Oder der Innsbrucker Wahlkampf ist das Symptom einer Politik, die nur mehr auf der Gefühlsebene und damit ohne konkrete Botschaften auskommt. Bzw. auskommen will.

Ich denke, irgendwann werden konkrete politische Pläne und Ideen (!!!) wieder interessant werden.


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