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Michael Bürkle

Die Industriellenvereinigung und das Weltwachstum

IV-Präsident Knill ist alarmiert!

Der Präsident der Industriellenvereinigung Georg Knill zeigt sich im APA-Interview alarmiert und der ORF berichtet das. Österreich nehme „am Weltwachstum nicht mehr teil“.

Wächst die Welt?

Wächst die Welt? Ja, das Weltall dehnt sich offenbar aus, sagen Astronom*innen. Aber das meint Knill nicht. Er meint das Wirtschaftswachstum auf der Erde, speziell in Österreich.

Seltsam ist, dass die offiziellen Zahlen anderes sagen. Auf statista findet man Wachstumsraten für die österreichische Wirtschaft für die nächsten 4 Jahre: zwischen 1,3% und 1,9%. Ähnliches Wachstum des BIP ahnt die Statistik Austria: 2025 um 0,6%, 2026 um 1,2%.

Aber Knill: „Wir nehmen am Weltwachstum nicht mehr teil. Wir haben uns aus dem Markt herausgepreist“.

Ein Standesvertreter

Jetzt scheint es natürlich zu den Aufgaben eines Standesvertreters zu gehören, die Zustände nach eigenen Bedürfnissen etwas krankzujammern. Knill will geringere „Kosten für Arbeit, Energie und Bürokratie“ – und also höhere Gewinne für die Industriellen, deren Vereinigung er vorsitzt. Er will also im Besonderen geringere Löhne. No na!

Knill ist da ein Vertreter einer Politik des „weiter wie bisher“. Wir schau’n nur auf uns und unser Konto. Die Regierungsverhandler Nehammer, Babler und Meinl-Reisinger meinen aber, ein „weiter wie bisher“ dürfe es nicht mehr geben.

Brauchen wir Wachstum?

Ich finde, in den relativ mäßigen Wachstumsraten, die statista anzeigt, liegt eine große Chance. So ein moderates Wachstum kann unter Umständen noch halbwegs gesund sein. Industrielles Wachstum bedeutet ja immer auch eine Zunahme des Ressourcenverbrauchs und eine Zunahme der produzierten Gegenstände. Ein schönes Beispiel ist der insolvente Konzern KTM. Er hat jahrelang hohe Gewinne geschrieben und auf Teufel komm raus Motorräder produziert: auf Halde. Ohne Änderungen des Motorradmarkts mitzubekommen. Man hätte weniger produzieren, das dafür aber auch verkaufen müssen.

Besser wäre es gewesen, die Produktion auf alternative Produkte umzustellen: „elektrische Motorräder“ zum Beispiel. Da hätte man weniger Arbeitskräfte gebraucht und hätte die Arbeitszeit bei Lohnausgleich verkürzen können.

Knill sieht auch eine Steigerung der Arbeitslosigkeit: „Die Arbeitslosigkeit im produzierenden Sektor wird 2025 wohl weiter steigen.“ Nicht unbedingt, meine ich: man müsste die Arbeit halt besser verteilen, also die Wochenarbeitszeit entsprechend verkürzen. Das würde Arbeitsplätze schaffen.

Wir haben an sich (mehr als) genug Produktion; wir machen so viele Gegenstände aus den Rohstoffen und der Energie, dass wir gar nicht mehr alles verkaufen können. Wir produzieren an den Bedürfnissen der Menschen vorbei; vor allem produzieren wir auch unsinnige Dinge. Wir brauchen an sich kein Wachstum, weder eines der Welt noch eines der österreichischen Industrieproduktion. Wir brauchen dafür aber doch mehr Verteilungsgerechtigkeit. Wer die Verteilungsdiskussion scheut, will mehr Wachstum.

Ganz abgesehen davon, dass Wachstum in beschränkten Systemen nicht auf Dauer möglich ist. Aus Prinzip nicht.


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