Der deutsche Schauspieler, Ex-Fernsehkomiker und Theaterintendant Dieter „Didi“ Hallervorden hat einen Text – ein „Gedicht“ – ins Internet gestellt, in dem er die Frage stellt, ob der Krieg in Gaza nicht Völkermord sei. Er kritisiert in dem Text auch die Waffenlieferungen an den Staat Israel und wirft Israel Apartheid vor. Der Text – nachlesbar z.B. in der Berliner Zeitung – ist von Hallervorden und Diether Dehm, einem ehemaligen Bundestagsabegeordneten der „Linken“, Liedermacher und Musikproduzent.
Nun steht Hallervorden in massiver Kritik: er wird beschuldigt, Antisemit zu sein und antisemitische Propaganda zu betreiben. Gerade auch rechtsextreme Medien verteidigen ihn dagegen. Hallervorden greift auch die Haltung der deutschen Politik an: „von Ampel bis AfD“.
Ich finde, es ist sehr wichtig, zwischen Antisemitismus und der Kritik der konkreten Politik der konkreten Regierung Israels zu unterscheiden. Ja, man muss die Frage stellen können, ob die Politik der israelischen Regierung nicht als Völkermord einzustufen ist oder ob sie nicht manifeste Züge einer Art „Rassentrennung“ im Sinne der Apartheid zeigt. Dass immer wieder völkerrechtswidrige Handlungen im Gaza-Streifen und im Westjordanland begangen, geduldet und gedeckt werden, ist evident.
Die Politik der Regierung Netanyahu ist nicht mit der Meinung „der“ Jüdinnen und Juden zu verwechseln. Es ist auch der Terror der Hamas nicht mit dem Verhalten der palästinensischen Bevölkerung gleichzusetzen. Viele Jüdinnen und Juden stellen sich die israelische Politik sehr anders vor und protestieren vehement gegen diese Regierung; viele Palästinenser*innen verabscheuen den Terror.
Hallervorden leitet seinen Text mit folgenden Worten ein:
Vor dem gleich folgenden Gedicht „Gaza Gaza“ möcht ich eins unmissverständlich klarstellen: Natürlich verurteile auch ich den Terror von Hamas. Aber ersinnen wir trotzdem, trotz alledem eine neue Friedenschance für eine Zwei-Staaten-Lösung.
Damit man miteinander sprechen kann, braucht man ein Schweigen der Waffen und die sofortige Freilassung aller Geiseln.
Ich weiß aber auch, Grausamkeiten haben zumeist Vorgeschichten. Und kein Mensch wird als Terrorist geboren.
Dem stimme ich zu. Das ist nicht Antisemitismus.
Über die Form des Texts kann man diskutieren. Ich hätte ihn nicht so geschrieben; ich hätte mir das Reimen in Vierzeilern erspart – das ist vielleicht nicht die beste Methode für den Sachverhalt; ich hätte ihn auch nicht durch eine Musikspur verkitscht. Aber das sind Nebensächlichkeiten.