michael bürkle

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Michael Bürkle

„The Great Reset“?

Ein „großer Umbruch“?

Ich habe vor etwa einem Jahr in einem Artikel unter dem Thema „Klima Corona Ökonomie Globalisierung“ versucht, die Krisen unseres Zeitalters – Pandemie, Klimakrise, Ausbeutung, Hunger, Ernährung, Wasser – unter gemeinsamen Gesichtspunkten zu sehen. Ich denke, das gelingt; es ist nicht schwer.

Schon damals hätte es auch die „Theorie“ vom „Great Reset“ gegeben, eine Verschwörungstheorie, die irgendwelchen besonders einflussreichen Personen unterstellt, gemeinsam im Geheimen an einer völligen Umgestaltung, einem „Großen Umbruch“, einem „Great Reset“ unserer Welt zu arbeiten. Dabei ist relativ unklar, ob das in Richtung eines globalen Ökosozialismus, einer Weltherrschaft einer schmalen (sogenannten) „Elite“ oder einem schrankenlosen Liberalismus gehen soll. Ich habe mich vor etwa einem Jahr nicht um diese Theorie gekümmert; sie hat mich nicht interessiert.

Tatsächlich gibt es ein Buch (und mittlerweile mehrere Bücher) über den „Great Reset“; Autor ist Klaus Schwab, ein deutscher Wirtschaftswissenschaftler, der 1971 bzw. 1987 das Weltwirtschaftsforum gegründet hat, das sich jährlich in Davos zu Kongressen trifft. Greta Thunberg hat dort auch schon gesprochen, und sie hat sich dort über das Weltwirtschaftsforum überhaupt nicht begeistert gezeigt.

Die Verschwörungstheorie vom Great Reset erweist sich heute als eine Handpuppe, die man in jede Richtung drehen kann. Insofern ist es nicht eine Theorie, sondern ein Konglomerat an Verschwörungsversatzstücken, die man beinahe nach Belieben kombinieren kann. Man kann das mit Antisemitismen mischen – oder auch nicht; man kann Bill Gates erkennen – oder auch nicht. Man kann Trump und Putin als Retter oder im Gegensatz dazu als treibende Kräfte identifizieren – oder auch nicht. Der Great Reset hat sich zum gemeinsam tragbaren Mäntelchen für verschiedene Verschwörungsnarrative entwickelt.

Bin ich für einen Great Reset?

Bin ich für einen Great Reset? Ich bin ebenfalls der Meinung, dass sich innerhalb der Weltwirtschaft in kurzer Zeit wesentliche Dinge ändern müssten, wenn wir eine lebenswerte Biosphäre auf dem Planeten retten wollen. („Der Planet“ ist nicht in Gefahr; der Lebensraum auf ihm schon.) Ich glaube aber nicht, dass einige wenige die Weltwirtschaft umbauen können. Ich erwarte mir nichts vom Weltwirtschaftsforum. Ich glaube nicht, dass man den Kapitalismus „resetten“ kann und er dann „besser“ ist.

Ich meine, das können nur viele tun, sehr viele. Und da meine ich nicht die Wirtschaftswissenschaftler und Politiker Europas und der USA. Ich meine die große Mehrheit der Menschen, die im globalen Süden leben, die täglich gegen Hunger, um Wasser, um Gesundheit und Bildung einen fast aussichtslosen Kampf führen müssen. Die werden sicher ihre Rechte einfordern und und dann muss es in Europa, den USA, in Russland und China genügend Menschen geben, die einen Weltkrieg gegen die Ausgebeuteten sabotieren. Die gibt es womöglich, weil Pandemien und regelmäßige, klimabedingte Unwetterkatastrophen alle Menschen auch in den begüterten Weltgegenden treffen.

Der „Great Reset“ ist eine einfache maschinelle Vorstellung – den Reset-Knopf drücken und ein neues Spiel anfangen. So einfach ist es nicht.


Lit.:

Video faktenfuchs vom BR24

Video des hr (Hessischen Rundfunk)

Interview des Schweizer Fernsehens (SRF) mit dem britischen Wirtschaftswissenschaftler Graeme Maxton (Club of Rome) vom 21.10.2018. (Es ist übrigens erstaunlich, zu welch hasserfüllten Kommentaren der durchaus realistische Mr. Maxton manche Leute provoziert.)

Aliens vs. Klimaleugner. The Great Reset und der Widerstand dagegen – aus der Perspektive des Browser Balletts.


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