Georg Willi ist heute zum Innsbrucker Bürgermeister gewählt worden: mit knapp 53% der Stimmen und bei gut 40% Wahlbeteiligung. Ich gratuliere herzlich!
Ich habe Georg Willi ein sehr gutes Wahlergebnis zugetraut. Ich habe die Innsbrucker Grünen auf 15% bis 18% geschätzt (aber keinesfalls auf 24%), und ich habe Georg Willi das Erreichen der Stichwahl zugetraut, aber nicht diesen letztlich gar nicht so knappen Wahlsieg. Ich bin verblüfft.
Worauf ist dieses ausgezeichnete Ergebnis zurückzuführen? In einer Zeit, in der grüne Wahlergebnisse normalerweise so viel schlechter ausfallen als früher?
Die Innsbrucker Grünen haben eine erfolgreiche, insgesamt nicht überall geliebte, aber eine sehr konsequente Verkehrspolitik verfolgt – im Übrigen unter wesentlicher Verantwortung der grünen Vizebürgermeisterin Pitscheider. Georg Willi hat diese Politik glaubwürdig in den Wahlkampf hineingenommen. Das Versprechen, 800 Sozialwohnungen zu bauen, war in einer Stadt mit höchsten Mieten punktgenau richtig. Aber ich denke, das erklärt nicht alles.
Ich habe 4 Jahre lang als Geschäftsführer sehr eng mit Georg Willi zusammengearbeitet. Wir waren keineswegs immer der gleichen Meinung: er gilt als „Realo“; ich galt als „Fundi“ – wenn solche Begriffe heute noch verständlich sind. Wir hatten klare Differenzen, immer wieder. Aber wir haben es auch immer geschafft, einander zuzuhören und von einander zu lernen.
Diese Eigenschaft hat Georg Willi immer noch: Er geht glaubwürdig auf Menschen zu, er kann gut zuhören, er kann Ideen aufnehmen, die nicht immer schon seine waren. Seit vielen Jahren und immer noch. Ich kenne nicht viele, die das so gut können.
Ich glaube, Georg Willi hat das Zeug, ein ausgezeichneter Bürgermeister zu werden. Ich gratuliere Innsbruck und wünsche seinem neuen Bürgermeister alles Gute.
… und vielleicht, vielleicht spielt eine rolle, dass doch immer mehr menschen vor dieser fpö in der regierung angst bekommen, angst um eine wirklich liberale gesellschaft, liberal im sinn von offen, tolerant, sozial. vielen dank, herr federspiel, dass sie noch rechtzeitig vor der wahl öffentlich, per youtube-video, vor 8.000 neuen wohnungen gewarnt haben. das kann georg willi unmöglich geschadet haben.
Das wär „dem Österreicher“ aber schon sehr viel zugetraut, wenn „der Österreicher“ ganz gegen den weltweiten Rechtstrend plötzlich das Denken anfangen würd‘.
🙂
bin mir eh ned sicher, ob ichs „ihm“ (und ihr) zutraun kann, aber vielleicht, vielleicht …
@peppone: Okay, das fände ich auch ein wenig verwegen. Abgesehen davon waren es ja eh nur „die Studenten“, die Willi und den Grünen die ersten beiden Wahlsiege beschert haben, zumindest in der Wahrnehmung von Federspiel – dessen eigene kleine Welt erscheint mir manchmal wirklich geradezu betörend einfach zu sein: Er macht eh alles richtig, und schuld sind immer nur die anderen. Oder wie es der deutsche Kabarettist Volker Pispers einmal sehr treffend formuliert hat: „Ja, wenn man weiß, wer der Böse ist, dann hat der Tag Struktur!“ Andererseits: Der gute Herr Federspiel war ja ursprünglich einmal bei der FPÖ. Da… Mehr »
Schau mer mal
Aus ganz grundsätzlichen Überlegungen heraus, bin ich keineswegs euphorisiert wenn Grüne ans und ins „regieren“ kommen.
Hoff mer mal, dass ich mich diesmal täusche.
naja: „euphorisiert“ bin ich nicht; ich wünsch ihm alles gute. „schau mer mal“ ist keine schlechte einstellung. deine „ganz grundsätzlichen“ bedenken teil ich eh auch; man muss sich das von fall zu fall anschaun, wo regieren oder opposition die gesellschaftliche entwicklung fördert.
m.
Ja, euphorisiert zu sein, habe ich mir mittlerweile auch abgewöhnt, weil das schlicht unsinnig ist.
Denn schließlich wählen wir politische Vertreter und keine Schutzheiligen.
(Obwohl es mir immer wieder so vorkommt, dass manche Menschen Politiker aller Couleur aus genau so einem Anspruch heraus zu wählen scheinen und sich dabei nicht oder nur ungenügend zu überlegen scheinen, ob so zu denken auch wirklich sinnvoll ist. Da sind dann natürlich Enttäuschungen vorprogrammiert.)