michael bürkle

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Michael Bürkle

„Globale Zahlen“

Seit einem Jahr verfolge ich sehr genau und zuverlässig die Corona-Zahlen Österreichs (nach den Daten des Gesundheitsministeriums) und die weltweiten Daten im Vergleich (nach den Daten der Johns Hopkins University). Es war klar zu sehen, dass Corona vor allem ein Problem Europas, dann der USA und dann auch Lateinamerikas wurde.

So sieht das heute aus – die 28 in absoluten Zahlen am meisten betroffenen Staaten:

Die Tabelle zeigt das Problem immer noch als ein dominierend europäisches: mit Frankreich, dem UK, Italien, Spanien, Deutschland, Polen, der Ukraine, Tschechien, den Niederlanden, Rumänien, Belgien, Schweden … als Hauptbetroffenen. Wir sehen die USA; wir sehen Lateinamerika. Wir sehen z.B. Tschechien mit relativ sehr vielen Infektionen (über 15.000 pro 100.000 Einwohner) – vor den USA, Israel und Schweden; wir sehen Ungarn, Tschechien, Belgien und Italien (mit jeweils über 200 Toten pro 100.000 Einwohner); wir sehen Schweden, Argentinien, die Türkei und die Niederlande mit 7-Tages-Inzidenzen von knapp 300 oder darüber.

Wir sehen, dass die USA mit einer 7-Tages-Inzidenz von mittlerweile 106 auf einem sehr erfolgreichen Weg sind. Wir ahnen die Probleme Indiens und Brasiliens – aber wir sehen die Qualität dieser Probleme nicht. Man kann diese Probleme in diesen Zahlen nicht fassen. Indien hat eine 7-Tages-Inzidenz von „nur“ 190, Brasilien „nur“ 198 – und die gesellschaftlichen Zustände, die Zusammenbrüche der Gesundheitssysteme werden da versteckt. Es war seit Monaten abzusehen, dass die Daten in Europa und Nordamerika sehr viel genauer erhoben werden als etwa in Indien oder Brasilien (oder Argentinien, Kolumbien, Mexiko, Peru, Chile …).

Wir wissen aus den Nachrichten, dass die Zustände in Indien und Brasilien sehr viel schlimmer sind als diese Zahlen sagen. Das gilt auch für Afrika. Seine ca. 1,2 Milliarden Einwohner sind noch schlechter erforscht und noch schlechter mit Impfstoffen ausgerüstet als die ca. 1,4 Milliarden Einwohner Indiens. Hier kommt ein großer Teil der Katastrophe noch auf die Menschheit zu.

Die schlechte Nachricht für Europa

Die für die nun bald geimpften Europäer schlechte Nachricht: die völlig unzureichende Ausstattung Indiens, Lateinamerikas, Afrikas mit Impfstoffen und Medikamenten wird für ein Weiterbestehen der Pandemie sorgen. In Indien, in Afrika, in Brasilien sind schon neue Mutationen des Virus entstanden und das wird sich noch fortsetzen. Indem Europäer und Nordamerikaner sich in völlig egozentrischer Form den Löwenanteil der weltweit hergestellten Impfstoffe sichern (und ihre Bevölkerungen bereits mehrfach impfen könnten), sorgen sie dafür, dass die Pandemie sich im globalen Süden weiterentwickelt und in Form von Mutationen nach Europa und in die USA zurückkehren wird. Wir werden neue Impfungen gegen neue, aggressivere Virenstämme brauchen; zwischen dem Virus und der Menschheit entsteht eine Art Rüstungswettlauf.

Bis auf Weiteres.


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