Heute vor 80 Jahren, konzentriert in der Nacht vom 9. zum 10. November 1938 fanden die Novemberpogrome statt, die beschönigend auch als Reichskristallnacht bekannt sind. Dabei gibt es nichts zu beschönigen: aufgehetzt von Nazi-Funktionären in SA und SS, aber auch schon in ihrer Funktion als Regierungsbeamte stürmten meist als Zivilisten auftretende SA- und SS-Schlägertruppen jüdische Geschäfte und Wohnungen, folterten und ermordeten jüdische Mitbürger und zerstörten ihren Besitz.
Das Ganze hatte sich schon seit dem 7.11.38 zusammengebraut und dauerte in seinen Ausläufern noch bis zum 13.11. Die Novemberpogrome markieren drastisch das Kippen eines Antisemitismus, der sich aus einem latenten zunächst zu einem rabiaten, spätestens seit 1935 in Form der sogenannten „Rassengesetze“ juristisch kodifizierten entwickelt hatte in eine staatlich geduldete und geförderte Gewaltherrschaft – oder, ja, auch Terrorismus.
Auch Innsbruck war da keine Ausnahme. 3 Bürger – Dr. Wilhelm Bauer, Ing. Richard Berger und Ing. Richard Graubart – wurden von SA-Gruppen ermordet, einige andere jüdische Mitbürger schwer verletzt, gedemütigt oder verhaftet, die Innsbrucker Synagoge wurde zerstört; der Bürgermeister verhinderte ein Eingreifen der Feuerwehr und der Nazi-Polizeikommandant gab Befehl, Notrufe nicht zu beachten.
Es ist nur 80 Jahre her. Und wir sollten aus der Geschichte lernen.
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Lit.:
Orte des Novemberpogroms 1938 in Innsbruck
http://www.erinnern.at/bundeslaender/oesterreich bzw. http://www.erinnern.at/bundeslaender/tirol/
könnte heute noch so etwas ähnliches wieder geschehen?
ich denke schon. in anderen weltgegenden passieren ähnliche dinge jeden tag: als terrorismus, als vom staat tolerierter terrorismus, als vom staat durchgeführter terrorismus.
aber bei uns? in mitteleuropa? im „zivilisierten westen“?
vergessen wir nicht, dass auch der nationalsozialismus „klein“ anfing und sich aus normalen bürgern zusammensetzte, insofern sich aus der mitte der gesellschaft rekrutierte.
was wir heute nicht mehr haben: die aufhetzerische rhetorik eines „führers“ aus dem volksempfänger. aber wir haben a-soziale medien, die nicht die rhetorische zentralgewalt haben, dafür aber millionenfach wirken,