Die Dummheit handelt
(Gewissermaßen eine Fortsetzung von Die Dummheit führt Krieg und Die Dummheit verhandelt.)
Vorgestern hab ich im Artikel „„Diversivitätsverbote“. Echt jetzt?“ noch meine Zweifel daran angemeldet, dass die USA unter Trump 2.0 ihre Handelspartner zum Verbot von (Regelungen für) Diversität, Gleichberechtigung und Inklusion drängen wollen. Eines meiner Argumente dafür, dass die USA das doch nicht wollen können, war der gravierende Eingriff in die Gesetze anderer Länder. Ein anderes war die grenzenlose Dummheit hinter so einem Vorhaben.
Heute kommt es noch dicker: „Trump drängt Europa zu Diversitätsverbot“. Ja, die sind offensichtlich wirklich so blöde. Die wollen echt zur alten Benachteiligungs- und Vorurteilsgesellschaft zurück. Und nicht nur das: sie wollen, dass das auch ihre Handelspartner auch tun. Ein Marsch zurück ins Mittelalter, aber mit Begleitung!
Ein politischer Kampf über Jahrzehnte
Jahrzehnte lang haben benachteiligte Gruppen der Bevölkerung dafür gekämpft, dass systematische Benachteiligungen aufgehoben werden: dass die Gesellschaft, der Arbeitsmarkt „gleichberechtigt“, „divers“, „inklusiv“ werden. Dass Menschen auch mit einer Behinderung eine Chance bekommen können; dass Menschen unabhängig von ihrer sexuellen Orientierung Platz in der Gesellschaft haben; dass es keine systematischen Karrierehindernisse gibt. Wir haben da noch lange nicht alles erreicht – in Europa, aber wir sind schon recht weit gekommen. Jetzt kommt Trump 2.0 und will umkehren – und mit ihm sollen die anderen auch müssen.
Ich ziehe Konsequenzen
Also ich kann mir sehr gut vorstellen, auf Produkte eines Landes zu verzichten, in dem das Bemühen um Diversität, Gleichberechtigung und Inklusion nicht selbstverständlich ist. Also z.B. auf Produkte aus den USA.
Man kann erleichtert feststellen, dass sich zahlreiche europäische Politiker*innen von denen da drüben nichts vorschreiben lassen wollen.
Vorwärts! Aber Richtung Zukunft
Ich habe schon am 7. März dazu aufgerufen, die NGO Südwind in ihrem Kampf gegen die Verwässerung des Lieferkettengesetzes zu unterstützen. Das ist genau die andere Richtung: nicht mit Trump 2.0 ins Mittelalter, sondern gemeinsam in die Zukunft. Ja, wir können unseren Einfluss als Konsument*innen geltend machen, dass Lieferketten sozial und ökologisch werden, dass sie ohne Ausbeutung von Mensch und Natur funktionieren. Dafür steht das Lieferkettengesetz – und es gibt natürlich auch Kräfte in der EU, die das nicht so wollen, die einen „völlig freien“ Handel wollen. Ich meine das nicht: auch der Handel soll sich an soziale und ökologische Maßstäbe halten. Der Südwind sammelt noch Unterstützungen – www.suedwind.at/lieferkettengesetz-in-gefahr/ – und er sammelt auch Spenden.
Trump 2.0 will das Gegenteil: keinerlei Regelungen, auch nicht für Diversität, Gleichberechtigung und Inklusion.
Link: Interview mit Edeltraud Hanappi-Egger, Diversitätsexpertin und von 2015 bis 2023 Rektorin der Wirtschaftsuniversität Wien