Heute steht das endgültige Wahlergebnis Österreichs im Rahmen der EU-Wahl 2024 fest. Zur „Trendprognose“ des ORF am Wahlabend, die z.B. der Standard am Montag noch breit über die gesamte Seite 1 gedruckt hatte, haben sich doch noch wesentliche Veränderungen ergeben.
So hat Österreich gewählt:
Liste | Wahlberechtigte | 6.372.204 | Anteil an gültigen St. | Anteil an Wahlber. |
abgegebene Stimmen | 3.584.482 | 56,25 % | ||
gültige Stimmen | 3.523.934 | 55,30 % | ||
ungültige Stimmen | 60.548 | 0,95 % | ||
Nichtwähler*innen | 2.787.722 | 43,75 % | ||
1 | ÖVP | 864.072 | 24,52 % | 13,56 % |
2 | SPÖ | 818.287 | 23,22 % | 12,84 % |
3 | FPÖ | 893.754 | 25,36 % | 14,03 % |
4 | Grüne | 390.503 | 11,08 % | 6,13 % |
5 | NEOS | 357.214 | 10,14 % | 5,61 % |
6 | DNA | 95.859 | 2,72 % | 1,50 % |
7 | KPÖ | 104.245 | 2,96 % | 1,64 % |
Die FPÖ liegt nicht bei 27%; tatsächlich liegen FPÖ, ÖVP und SPÖ innerhalb von 2,14 %-Punkten (oder innerhalb von 1,19% der Wahlberechtigten). Es sind auch die Grünen und die NEOS nicht gleich bei 10,5, sondern die Grünen liegen knapp über 11%, die NEOS knapp über 10%.
Das im Prinzip zur Richtigstellung.
Anteile
In gültigen Stimmen lassen sich die Anteile folgendermaßen veranschaulichen:
In Bezug auf alle Wahlberechtigten sieht das aber so aus:
Hier kann man wenigstens erahnen, wie viele Menschen durch das Wahlergebnis nicht wirklich repräsentiert werden. Die Torte oben schönt das Ergebnis und weist den Parteien einen höheren Anteil in der Bevölkerung zu. Das „sieht nach mehr aus“, das mögen die Parteien.
Wenn Sie durch die Straßen gehen: etwa jede / jeder zweite hat gar nicht gewählt. Etwa jede / jeder siebte FPÖ – vor allem die Männer, etwa jede / jeder siebte auch die ÖVP oder die SPÖ. Jede / jeder 16. die Grünen – vor allem die Frauen, jede / jeder 18. die NEOS. Die KPÖ etwa jede / jeder 61.
Vorzugsstimmen
Ich finde noch keine veröffentlichten Vorzugsstimmenergebnisse. Wer als Kandidat / Kandidatin mehr als 5% der Stimmen seiner Partei hat, wird vorgereiht. Bei der ÖVP müsste man da schon über 43.000 Stimmen haben, bei der SPÖ fast 41.000, bei der FPÖ ungefähr 44.700. Bei den Grünen reichen da schon 19.525 Stimmen. Diese Zahl hat der Listenzweite, Thomas Waitz, bereits in Wien übertroffen; außerdem erreicht Waitz auch in anderen Bundesländern hohe Zahlen an Vorzugsstimmen.
Dass Waitz damit Lena Schilling vorgereiht werden wird, ist an sich fast bedeutungslos. Wer bei 2 Mandaten die „Delegationsleitung“ übernimmt, ist nebensächlich. Allerdings muss man die große Anzahl der Vorzugsstimmen für Waitz wohl als Zeichen der Unzufriedenheit mit dem Angebot der Grünen Partei interpretieren – auch mit dem, was die Parteispitze als Krisenmanagement angeboten hatte. Und vermutlich haben die vielen Vorzugsstimmen für Waitz – ich schätze etwa 20% des Grünen Wahlergebnisses – den Grünen das zweite Mandat gerettet.
Zwei nette Teilergebnisse
Ich habe per Wahlkarte abgestimmt; meine Stimme ist in der Bezirkswahlbehörde Bludenz gelandet und hat dort zu einem kleinen grünen Wahlsieg beigetragen:
FPÖ an 4. Stelle.
Eine andere unserer familiären Stimmen ist unter den Briefwahlstimmen in Innsbruck gelandet; dort war das Ergebnis noch viel klarer:
Grüne bei fast 32%, FPÖ unter 8% an 5. Stelle, nach der ÖVP auf Platz 4.