michael bürkle

texte … zu bildung, politik und ähnlichem und die einladung zur diskussion …

Michael Bürkle

dietiwag.org stellt Forum ein

Einer der wichtigsten Teile einer Tiroler Gegenöffentlichkeit ist in Gefahr. Spenden sind möglich!

dietiwag.org, der Blog von Markus Wilhelm, ist neben den marktbeherrschenden Medien vermutlich eines der wichtigsten Medien in Tirol, eines der wenigen, das von der marktbeherrschenden Verhaberung von Politik, Medien und „Wirtschaft“ unabhängig ist. (Tirol ist so klein: in seiner „Oberschicht“ kennt – kaum übertrieben – jeder jeden, jede jeden, jeder jede und jede jede.)

Heute bekomme ich ein sms eines Freundes, dass Markus Wilhelm den Blog eingestellt habe. Nein, so schlimm ist es nicht: nur das Diskussionsforum des Blogs ist „bis auf Weiteres eingestellt“. dietiwag.org gibt es weiterhin; nachlesbar sind 14 Jahre Tiroler Zeitgeschichte bis zurück zu 2004.

dietiwag.org

Markus Wilhelm hat über dietiwag.org sehr viel aufgedeckt: Parteienfinanzierungen, Cross Border Leasing, die Verhaberung innerhalb des Tiroler Establishments an sich, die Selbstbedienungsmentalität bei manchen Tiroler Politikern, das Verhalten der Tiroler Schützen gegenüber dem Nationalsozialismus, NS-Kulte im FPÖ-Umfeld, verbale Entgleisungen hoher Tiroler Politiker und und und. Begonnen hat er mit dem Tiroler Stromproduzenten TiWAG. Und wie das so ist in einer  Gesellschaft, in der relevante Teile des Establishments mit einander vielfach verflochten, vernetzt, verwandt, verschwägert, verfreundet oder sonst irgendwie verhabert sind: über einen festen Punkt lässt sich das gesamte System aufrollen. Eines gibt das andere. Markus Wilhelm hat dabei auch schon mehrfach existenzgefährdende Klagen hinnehmen müssen und sehr viele davon aber auch letztlich gewonnen.

Festspiele Erl

Als bisher letzten Themenkomplex hatte sich Markus Wilhelm die Tiroler Festspiele Erl und insbesodere ihren Intendanten Gustav Kuhn vorgenommen. Er hat Kuhn die Ausbeutung von KünstlerInnen, sexuelle Übergriffe und auch Plagiate in seiner Dissertation vorgeworfen. Er konnte Ausbeutung und sexuelle Übergriffe einstweilen aber nur durch anonymisierte Dokumente belegen. Kuhn und die Tiroler Festspiele Erl und ihr Mäzen, der Industrielle Hans Peter Haselsteiner, haben Wilhelm und dietiwag.org darauf mit einer Reihe von Klagen überzogen. Das hat nun in der Einstellung des Forums des Blogs dietiwag.org gemündet.

Das dietiwag-Forum und der Blog

Ich habe mich am Diskussionsforum von dietiwag.org nie wirklich beteiligt; ich habe es kaum gelesen. Das Forum war immer gekennzeichnet durch eine wilde Gemengelage von Argumenten, Unterstellungen, Gerüchten, halb-internen und halb-anonymen Anspielungen, Vermutungen, Verdächtigungen. (In Bezug auf den Themenkomplex Migration / Flucht / Asyl hat deshalb Wilhelm selbst die Diskussionsmöglichkeit abgeschaltet.) Das Forum war nie eine zuverlässige Informationsquelle – was ein im Wesentlichen offenes Diskussionsforum auch gar nicht sein kann. Die seriöse Information kam immer über Wilhelm selbst. Ich habe die Erfahrung gemacht, dass er mit Information, mit den Dokumenten, die ihm zur Verfügung standen, mit seinen InformatInnen, mit Whistleblowern immer sehr sorgfältig umgegangen ist. Sonst hätte der Blog auch nicht so lange überlebt.

In der Sache Kuhn / Erl ist mir einiges seltsam erschienen. Im Vergleich zu den bisherigen Themen auf dietiwag.org erschien mir das eher am Rand angesiedelt; die vorgelegten Dokumente erschienen mir „dünn“ (leicht fälschbar, leicht als fakes denkbar), der Gegner an sich unbedeutend – aber mit einem finanziell mächtigen Mäzen im Hintergrund. Die ZeugInnen müssten vor allem osteuropäische KünstlerInnen sein: die leben nicht in Österreich und sind in einem Strafverfahren schlecht greifbar. Außerdem kann das, was innerhalb Österreichs leicht als Ausbeutung erkennbar wäre, aus der Sicht osteuropäischer KünstlerInnen immer noch „viel Geld“ sein. Wilhelm selbst hat auch angekündigt, gegenüber Haselsteiner „Versäumungsurteile“ in Kauf zu nehmen und sich auf Kuhn zu konzentrieren.

Spendenaufruf

Nun scheint durch Klagen Kuhns und vor allem des Mäzens Haselsteiner die Existenz von dietiwag.org in Gefahr. Der Journalist Hannes Schlosser sammelt auf www.unterstuetze-mw.org für einen Prozessfonds. Ich habe mich da schon beteiligt und trage die Adresse gerne weiter. Am einfachsten ist eine Überweisung an das Konto mit dem
IBAN AT66 1200 0100 2346 8571.
(Es geht auch mit PayPal, aber mit elektronischem Geld kenn ich mich ned aus; es geht auch mit Kreditkarte.)

dietiwag.org ist ein wesentliches Medium in Tirol. Es soll nicht zugeklagt werden können.


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Whisker
Whisker
6 Jahre alt

Naja, von PayPal die Finger zu lassen ist sowieso klüger, denn die sind definitiv keine Guten.
Genaueres kann man z.B. im Abschnitt „Kritik“ des Wikipedia-Artikels zu PayPal nachlesen – bzw. noch besser in den Belegen, die dort verlinkt sind.

Und gerade ist mir wieder eingefallen, dass ich Wilhelm eh auch ein paar Euro überweisen wollte, aber irgendwie verschwitzt habe (darum hab ich das jetzt grade erledigt, damit das nicht wieder untergeht).
Denn solche hartnäckigen Leute wie Markus Wilhelm brauchts einfach.

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